Sonntag, 19. Mai 2013

Eine von 25 Millionen...

... Personen die durch Mexiko-Stadt wuseln... das war ich in der Woche nach Ostern.

Schon recht lange her ich weiß. Vielleicht liegt es daran, dass die Stadt mich leicht überfordert hat, dass ich erst jetzt darüber schreibe. Je nach dem, welche Internetseite man fragt, und ob man die eigentlich Stadt oder das Ballungsgebiet meint rangiert Mexiko-Stadt nämlich auf Platz 1-3 der größten Städte der Welt.

Das bemerkt man vor allem am Verkehr. U-Bahn fahren kann je nach Tageszeit entweder etwas oder sehr nervig werden. Sehr nervig zu den Stoßzeiten, in denen man sich in die Waggons quetschen muss und nervig zu jeder anderen Zeit in der bewegen in den Wagons durchaus möglich ist und sie daher zum Arbeitsplatz für Kaugummi-Verkäufer, CD-Verkäufer (mit Musikboxen im Rucksack, um ihre Ware vorzuführen), Verkäufer von allerlei anderem unnötigen Krimskrams (der dann aber auch nur 10$=70ct. kostet), Bettler oder Komödianten werden. Trotzdem ist die U-Bahn das schnellste Fortbewegungsmittel sowie das günstigste. Dank Subventionen kostet eine Fahrt 3$=20ct. Wo man mit der U-Bahn nicht weiterkommt warten die verschiedensten Arten alter und neuer, großer und kleiner Busse, benzin- oder strombetrieben. Die ganze Stadt scheint ununterbrochen in Bewegung und an jeder Ecke entstehen neue Brücken, die entfernte Teile der Stadt schneller miteinander verbinden. Egal wohin man braucht bestimmt immer mindestens ein halbe Stunde. Mit eigenem Auto womöglich noch länger. So nett diese Stadt für eine Woche war, es gibt wirklich fast schon zu viel zu sehen, leben würde ich hier nicht wollen.

Wo wir aber bei viel zu sehen sind: Das ist tatsächlich kein Wunder, wenn erobernde Spanier eine eigene Stadt über eine bereits existierende Aztekenstadt setzen (führt zum Anblick von Tempelresten neben Kirchen und Wolkenkratzern) und wenn in dieser Stadt später ein Viertel der Bevölkerung des Landes wohnt, was sie zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Landes macht.

Was übrigens die miesen Vorurteile über Mexiko Stadt angeht: Die Stadt ist tatsächlich eines der sichersten Pflaster Mexikos.

Jetzt aber von Anfang an. Begleitet wurde ich wieder einmal von Xenia, mit der ich schon durch Yucatán unterwegs war. Nachmittags trafen wir uns am Busbahnhof von Mexiko und fuhren, da uns unsere potenziellen Gastgeber, andere deutsche Freiwillige, nicht geantwortet hatten ins Zentrum, um dort ein Zimmer im Hostel zu nehmen. Von dort aus suchten wir dann per Internet wieder Couch-Surfing-Unterkünften, um möglichst wenige Tage im Hostel verbringen zum müssen.

Den restlichen Tag verbrachten wir damit durchs Zentrum zu schlendern.
Ein paar Eindrücke:

Der Zócalo, Hauptplatz Mexiko-Stadts. Hier ist immer etwas los, diesmal: American Football.
Die riesige Flagge hat übrigens Maße von 14,3 x 25 Metern.

Die Kathedrale von Mexiko-Stadt, direkt am Zócalo

Sieht stark nach einem Modell von Tenochtitlan aus, der Aztekenstadt die an gleicher Stelle stand,
bevor die Spanier darüber Mexiko Stadt errichteten

Diese Haus nennt sich casa de los azulejos - Fliesenhaus
Für den nächsten Tag hatten wir uns zunächst den Templo Mayor vorgenommen, also die Ausgrabungen eines alten Tempels Tenochtitlans gleich neben der Kathedrale. Das interessante ist, es ist noch keine 100 Jahre her, das dieser Tempel entdeckt wurde. Man dachte vorher er liege komplett unter der Kathedrale und könne daher nicht freigelegt werden. Aber tadaaa, hier ist er. Man stelle sich vor, Aztekentempel, mitten in einer andererseits wieder völlig modernen Großstadt:



Aztekisch ging es weiter, nämlich in Teotihuacan. Das liegt etwa 50km außerhalb von Mexico City, bedeutet etwa eine halbe Stunde zum Busbahnhof und weitere 45 Minuten zur archäologischen Stätte.

Vom Eingang aus an dem wir ankamen, ging es zunächst zum Tempel des Quetzacóatl:

Quetzacóatl ist einer der wichtigsten aztekischen Götter und wird als gefiederte Schlange dargestellt, wie in den Reliefs noch sehr gut zu erkennen ist:


Noch bekannter ist Teotihuacan jedoch für die Sonnenpyramide, die große klobige hier:


Sowie für die kleinere Mondpyramide, die man hier von oben wunderbar sieht. Einen zweiten Aufstieg sparten wir uns jedoch. Ich merkte auch so die kommenden Tage beim Treppen steigen noch meine Schenkel!

Apropos weitere Tage: Das Unterkunfts-Problem war leider immer noch nicht geklärt und so schickten wir zurück in der Stadt Mail nach Mail und Sms um Sms an Couchsurfer und befreundete deutsche Freiwillige, um eine Alternative zum Hostelaufenthalt zu finden. Während wir auf Antworten warteten lernten wir noch ein paar weitere Teile Mexiko Stadts kennen:

Der Palast der schönen Künste, drinnen soll es auch schön sein, wir beließen es beim äußeren Anblick.
Im Hintergrund: der Torre Latinoamerica
Direkt daneben ein schöner Park, die Alameda Central
Mittlerweile wurde es dunkel, wir waren bis zur Plaza de la República mit dem
hier blau erleuchteten Revolutionsdenkmal gelaufen.
Mittlerweile hatte sich dann aber doch jemand bei uns gemeldet: Manuel - Couchsurfer - konnte uns zwar selbst nicht treffen, wollte aber seinen Bruder schicken uns abzuholen. So holten wir unsere Taschen aus dem Hostel und liefen bzw irrten mehr als eine halbe Stunde lang suchend durch die U-Bahnstation an der wir uns treffen wollten, bis wir Jonathan, von dem wir nur wussten dass er rote Hose und schwarzes T-Shirt trug, endlich trafen. Eine knappe Stunde später, so lange Zeit, wie wir bis zu unserer neuen Privat-Unterkunft brauchten, kannten wir uns dann doch schon etwas besser und trafen im Haus auch schließlich auf Manuel.

Unsere Unterkunft erwies sich mal wieder als echter Glücksgriff. Die beiden schmiedeten bereits Pläne uns die Stadt zu zeigen und morgens bekamen wir ganz ungefragt Frühstück. Manuel war bereits auf der Arbeit, aber Jonathan, der immer nachmittags zur Schule geht verließ mit uns das Haus, um uns in den Stadtteil Coyoacan zu begleiten, der als eine der Touristenattraktionen Mexiko gilt. Schön anzusehen sind beispielsweise dieser Koyoten-Brunnen (Koyoten - Coyoacan - aaah daher der Name):


Noch interessanter ist das Museum Frida Kahlos, das blaue Haus:


Drinnen ist fotografieren leider nur gegen Gebühr erlaubt, die ich nicht bezahlen wollte. Das Museum ist aber wirklich zu empfehlen. Generell ist Frida Kahlos Lebensgeschichte einfach interessant. Vielleicht hat jemand den Film "Frida" mit Salma Hayek in der Hauptrolle gesehen. Wer ihn nicht kennt sollte ihn sich ruhig angucken, vor allem diejenigen die möglicherweise demnächst nach Mexiko Stadt kommen und die Chance hätte hier ins Museum zu gehen, ja ihr seid gemeint Mama und Papa und auch du Markus. Letzterer kennt ihn vielleicht schon, ich jedenfalls habe ihn irgendwann mal im Spanisch-Unterricht gesehen. Mit Film und Spanisch-Unterricht als Grundlage jedenfalls kommt einem im Museum doch so einiges bekannt vor und das Museum tut dann sein übriges Bezüge zwischen ihrem Leben (vor allem ihrer Behinderung infolge eines Unfalls und dem Auf und Ab ihrer Liebe zu Diego Rivera) und ihrer Malerei und ihrer Persönlichkeit herzustellen.

Nach Coyoacán ging es in den Stadtteil San Angel, der aber nicht sonderlich spektakulär war, was ich spätestens daran merkte, dass ich von dort kein einziges Foto habe. Die meiste Zeit dort verbrachten wir mit warten auf Manuel und mit essen.

Anschließend, bei schon einbrechender Dunkelheit, wurde es dann wieder interessanter, denn wir gingen uns das Gelände der UNAM, der Universidad Nácional Autonoma de México, ansehen. Diese staatliche Universität gilt als beste Lateinamerikas und ihr Gelände ist dank zahlreicher Wandgemälde außerdem UNESCO-Weltkulturerbe. Gutes Beispiel dafür, was ich denn mit Wandgemälden genau meine ist die Universitätsbibliothek:


Gleich um die Ecke steht übrigens auch das Olympiastadium der Spiele von 1968.


Gleichzeitig ist es das Heimspiel-Stadion der "Pumas", offiziell der Mannschaft der UNAM, im Endeffekt aber viel zu gut bezahlt um zu studieren und ein genauso zusammengekaufter Haufen wie alle Teams der ersten mexikanischen Liga.
Generell haben hier fast alle Fußballmannschaften etwas kreativere Namen als einfach ihre Heimatstadt. So heißt das Team von Guadalajara "chivas" (=Ziegen) und unsere Mannschaft von Morelia sind die Monarcas (=Monarchfalter).
Was in Deutschland die Bayern sind, man liebt oder man hasst sie, ist hier übrigens "América". Anders als die Bayern ist diese Team aus Mexiko Stadt aber nicht nur dafür verhasst viel zu oft zu gewinnen und die Liga aufzukaufen, sondern auch dafür, Mannschaft der Fernsehsender-Gruppe Televisa zu sein, die fast ein Informationsmonopol und entsprechend große Macht hat. Schlägt Televisa sich in der Präsidentschaftswahl also auf Seiten Enrique Peña Nietos, der zudem vorsorglich eine Schauspielerin aus einer Telenovela Telvisas heiratete, gewinnt dieser schwups die Präsidentschaftswahl. Man stelle sich vor die ARD mache Wahlkampf für Merkel und diese heirate Florian Silbereisen...

Vierter Tag in Mexiko Stadt: Ab in den Bosque de Chapultepec, einen riesigen Park von 4km² mitten in Mexiko Stadt. Chapultepec ist übrigens nahuatl und bedeutet Heuschreckenhügel.
Mitten im Park liegt das Castillo de Cahpultepec, ehemals Sitz des Präsidenten, heute Museum und zudem Aussichtspunkt über den Park.







Später verließen wir den Park, um uns auf den Weg zum "Angel de la Independencia" zu machen. Erinnert euch dieses Monument der Unabhängigkeit nicht auch an die Siegessäule in Berlin?



In der Zeit in der wir dort waren soll es angeblich ein Erdbeben gegeben haben. Ich habe davon mal wieder nichts mitbekommen. Das kann doch so echt nicht weitergehen. Dauernd bebt die Erde und nie bekomme ich es mit. Wie soll ich denn so jemals ein kleines Erdbeben erleben?? Wohl nicht in Deutschland.

Zum Abschluss des Abends noch ein Bierchen in einer Bar in der wir dann zufällig noch eine andere deutsche Freiwillige trafen (sowie absichtlich die Freiwilligen die hier in Mexiko arbeiten). Aber das mit dem Zufall muss man sich mal vorstellen, da hat so eine Stadt 25 Millionen Einwohner, und wir als Fremde treffen zufällig jemanden den wir kennen!

Tag 5 ist erstaunlich unspektakulär. Da wir beschlossen hatten doch nicht schon am Wochenende abzureisen um noch einen Abstecher nach Puebla zu machen sondern zu bleiben (und wir haben wirklich 100 Mal nachgefragt ob das Für Jonny, Manuel und ihre Eltern auch wirklich kein Problem sei), hatten wir jede Menge Zeit. So machten wir uns auf den Weg zu einem kleinen kostenlosen Konzert, das der Musikrichtung entsprechend aber eher für Xenia interessant war. Ja ich gebe zu ich habe mich an diesem Tag etwas gelangweilt. Ein Tag ohne Fotos - ein fast verlorener Tag.

Tag 6, es wird wieder interessant, heißt es gibt auch wieder Fotos. Wir fuhren nach Xochimilco (gesprochen Zotschimilko). Einen Stadtteil in dem man noch erkennt, dass ganz Mexiko Stadt bzw schon damals Tenochtitlan auf einen See gebaut wurden. Dort gibt es nämlich Kanäle, über die man gegen entsprechendes Entgelt gerne ein paar Stunden spazieren gefahren wird. Die Boote sehen etwa so aus:



Schön bunt und für gewöhnlich mit Frauennamen. Schaut mal, eine Boot heißt Daniela:


Besonders lustig: Ebenfalls von Booten aus wurde Essen verkauft:


Und auf weiteren Booten fuhren Mariachi durch die Gegend:


Kurz gesagt wieder ein absolut gelungener Tag, aber auch leider schon der letzte. Am Abend wurde noch ein bisschen gefeiert und so schliefen wir am nächsten Tag erst gehörig aus bevor wir uns wieder auf den Weg nach Hause ins schöne Michoacán und ins geradezu beschauliche Morelia machten.

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