Dienstag, 29. Januar 2013

Einige 1000 Schmetterlinge

"Wie klein doch die Welt ist." Diese Weisheit ist weit verbreitet. Wie klein dann erst Mexiko ist fiel mir auf, als ich einen Freund, den ich in Cancún kennengelernt hatte in Pátzcuaro wiedertraf, da seine Eltern in Morelia wohnen (und er in Queretaro). Und der Zufall geht noch weiter, denn er hatte gerade das Haus (seiner Eltern) voller Couchsurfer, denen er am nächsten Tag das Schmetterlingsschutzreservat zeigen wollte und - schöner Zufall - noch Platz im Auto.

Dieses Reservat lockt vor allem Ende Januar bis Anfang Februar Besucher an, denn in dieser Zeit sind am meisten Monarchfalter zu sehen, die hier in Michoacán, nach einer Anreise von 4500km, überwintern. Je weiter man in den Wald den Berg hinaufsteigt, umso mehr flattern sie um die Besucher und über ihnen herum und sitzen zu Tausenden auf den Bäumen. Es ist schwer vorzustellen ohne es gesehen zu haben. In diesem Sinne:







Dienstag, 22. Januar 2013

Mein Reisetagebuch

Zu Anfang, damit wir auch alle wissen wovon ich schreibe: Der rote Punkt ist mein Zuhause, Pátzcuaro, die grünen Punkte, von A bis O, (wie passend) Xenia und meine Reiseroute, von der der folgende Bericht (40 Seiten handgeschrieben) handelt.


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26.12.12 – 14:06 Uhr
Ich sitze im Busbahnhof Oriente von Mexico City, vor mir ein leeres Tablett, auf dem eben noch ein Sandwich lag. Immerhin bin ich jetzt satt, aber mir ist schwindlig und mein Rücken geschwitzt vom schweren Reiserucksack. Und ich muss auf Toilette, weiß aber nicht, ob ich mit dem ganzen Gepäck in die Kabine passe. Bis jetzt macht die Reise keinen Spaß. 5 Stunden Bus und 15 Minuten Metro fahren liegen schon hinter mir, zwei Stunden warten und 25 weitere Stunden Fahrt noch vor mir. Immerhin wird in etwa einer halben Stunde Xenia hier eintrudeln, sodass ich den Rest der Reise Gesellschaft habe. Bis dahin gilt es Zeit totzuschlagen…

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27.12.12 – 14:43 Uhr
Busfahren ist doof. Spätestens nach 20 Stunden wird es langweilig und unbequem, vielleicht auch schon nach zwei. Immerhin sind es jetzt nur noch 120km bis Cancún. Meine letzten  drei Wünsche an den Tag: Duschen, ordentliches Essen und ab ans Meer!

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28.12.12 – 16:21 Uhr
Cancún liegt hinter mir. Ich sitze im Schnellboot zur Isla Mujeres. Es wackelt, das sieht man an meiner Handschrift, aber beim Abtippen dann wohl nicht mehr. Meine Wünsche habe ich mir gestern alle drei erfüllen können: Nach dem Duschen gab es Tacos vom Straßenstand und anschließend ging es schon im Dunkeln und noch dazu im Regen an den Strand, der, trotz der unzähligen Touristen, die hier in ebenso unzähligen Hotel-Resorts untergebracht sind, um diese Uhrzeit menschenleer war. Die Luft war warm, der Regen war warm, das Wasser auch und so sprangen wir glücklich und zufrieden im Meer herum – in der KARIBIK herum und vergaßen den ganzen Stress er Anreise!
Die regennasse Kleidung über den ebenfalls durchtränkten Bikini gezogen machten wir uns auf den Weg zurück ins Hostel. Dort trafen wir auf zwei US-Amerikanerinnen, eine Australierin, einen deutsch sprechenden Neuseeländer, einen Mexikaner, zwei Argentinier und einen Brasilianer, mit denen wir uns unterhielten, nicht ohne etwa 100 Mal die Sprache zu wechseln, was äußerst verwirrend war. Heute Morgen sahen wir uns den Strand noch einmal in Ruhe bei Tageslicht an, bevor wir uns auf zu unserem nächsten Ziel machten. Gerade legen wir an… weiter geht’s!

Der Strand von Cancún: Zu viele Hotelblocks aber
dafür schneeweißer Sand und türkisblaues Wasser.
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29.12.12 – 10:47 Uhr
Ich bin als erste wach; das passiert selten. Ich weiß nicht, ob jemand von euch schon mal etwas von „Couchsurfing“ gehört hat. Es handelt sich um eine Internetplattform, auf der angemeldete Mitglieder ihre Couch, wahlweise aber auch Bett, Matratze oder Hängematte, Reisenden als kostenlose Unterkunft anbieten, beziehungsweise, wenn sie selbst gerade auf Reisen sind, um diese Art der Unterkunft bitten. Das ist nicht nur eine gute Möglichkeit Reisekosten zu sparen, sondern auch neue Leute kennenzulernen. Jedenfalls schnarcht hier jetzt ein Couchsurfer in seiner Hängematte, während Xenia, die in Vorbereitung auf unsere Reise ebenfalls angemeldete Couchsurferin geworden ist, neben mir auf der Matratze friedlich schlummert. Unser Gastgeber ist Musiker und so nahm er uns gestern Abend mit zu seinem Auftritt in eine der von Touristen bevölkerten Bars.

Couchsurfer Alfonso (ganz links) mit Band
Spätestens als wir danach noch in eine Strandbar weiter zogen, in der Leute auf der Bar zu tanzen begannen, hatte sich der Abend in ein absolutes Karibik-Klischee verwandelt. Das machte es einerseits zu einem schönen Abend – was will ich mehr als Musik und einen guten Cocktail – doch andererseits brachte er in mir erneut einige Zweifel am Massentourismus auf, der den Besuchern eine Traumwelt liefert, die so aber ausschließlich für sie existiert.

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29.12.12 – 17:49 Uhr
Ein toller Urlaubstag liegt hinter mir. Wie man der Uhrzeit des vorherigen Berichts entnehmen kann, habe ich erst einmal ausgeschlafen, dann aber ging es auf an den Strand. Direkt hier haben wir leider erst einmal keinen schönen gefunden. Das heißt, schön waren die Strände schon, aber das Wasser zu  flach zum Schwimmen und der Boden voller glitschiger Pflanzen. Schöne Fotos gibt es trotzdem und auch die Vögel, die sich senkrecht ins Wasser stürzten waren lustig anzusehen.

Karibiktraumstrand
Senkrecht ins Wasser eintauchende Möwen

Möwe mit Ausblick auf Cancún
So beschlossen wir, Schwimmen auf später zu verschieben, und uns erst einmal Richtung Punta Sur, der Südspitze der Insel zu machen, nicht ohne eine Frühstückspause einzulegen. An der Punta Sur angekommen, sahen wir, wie die Wellen auf die Felsen schlugen und bei genauerem hinsehen,  dass auf den trockenen Felsen direkt vor unserer Nase jeder Menge bestens getarnte Leguane saßen.

Punta Sur
Leguan
Zum Abschluss beschlossen wir noch, uns an einem Hotelstrand Schnorchelausrüstung auszuleihen, wie es der Reiseführer zu Recht empfohlen hatte. Jede Menge bunte, große und kleine Fische waren zu sehen und schwammen direkt vor der Taucherbrille vorbei. Das mit dem Schnorcheln fand ich erst ziemlich unbequem, zumal ich mich daran erinnerte, dass ich, als ich vor etwa sechs Jahren zum ersten und letzten Mal mit meinem Papa schnorcheln war, der festen Überzeugung war, fast abgesoffen und von den Wellen an Felsen zerschmettert worden zu sein, doch endlich überwand ich dieses kleine, eingebildete Kindheitstrauma und hatte schließlich sogar den Trick mit dem Wasser aus dem Schnorchel pusten raus. Danach: Abduschen, anziehen, Heim laufen, noch einmal richtig duschen und schreiben, schreiben, schreiben. „A ver“ (mal sehen) was der Abend noch so bringt.

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30.12.12 – 10:28 Uhr
Schon wieder war ich als erste wach, schon vor einer Stunde, schließlich will ich heute noch ins 150km entfernte Tulum. Gestern Abend waren wir noch an der nächtlichen Playa Norte (Nordstrand) schön unter dem Sternenhimmel und Dank meiner absolut genialen Kamera und ein bisschen Herumgespiele mit der Belichtungszeit, sieht ein Foto jetzt so aus, als würde der Himmel über dem nächtlich beleuchteten Cancún, das  am Horizont zu sehen war, glühen.

Glühender Himmel über Cancún
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30.12.12 – 23:59 Uhr
Eine letzte Anstrengung vor dem Einschlafen: Schreiben! Der heutige Tag war leider wenig spektakulär, denn bis wir von der Insel runter, mit dem Kombi ins Stadtzentrum und schließlich mit dem ständig zwischenhaltenden 2. Klasse Bus (Ja, Busse gibt es in Mexiko in verschiedenen Klassen, oft für ein und dieselbe Strecke, jedoch unterschiedlich in Komfort, Fahrtdauer und Preis) in Tulum ankamen, war es schon fast 17 Uhr. Die ersten zwei Hostels, die wir anliefen, waren bereits voll, doch im dritten fanden sich schließlich noch zwei freie Betten.
Highlight des Tages bildete für mich somit das Abendessen. Es geht einfach nichts über „Tacos de Bistek“, kleine Tortillas mit Rindfleisch, würde in Deutschland wohl als Wraps durchgehen, auf die man sich dann noch ordentlich Tomaten, Zwiebeln, Chilisauce und Limettensaft draufhaut. Lecker! Der morgendliche Tag bringt jedoch hoffentlich mehr Highlights als das Essen, schließlich thronen die Überreste der Maya-Stadt Tulum so schön am Meer, dass sie sogar das Titelblatt meines Reiseführers zieren. Dementsprechend wird erstmals früh aufgestanden. Der Wecker ist auf 7:50 gestellt. Gute Nacht.

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01.01.13 – 09:32 Uhr
Frohes neues Jahr! Auch der letzte Tag des Jahres verging wie im Flug und so blieb nicht einmal mehr Zeit für einen Eintrag. Aufstehen um 7:50 hat erstaunlich gut geklappt, doch leider gab es im Hostel erst um 9:30 Frühstück, sodass wir noch etwas aufgehalten wurden. Dann aber ging es los zu den Ruinen, vor deren Eingang wir uns blöderweise eine Schnorcheltour aufquatschen ließen. Memo an mich selbst: Nichts mehr kaufen, wo man noch nicht sieht, was man bekommt, und im Zweifel vorher den Wetterbericht checken.
Immerhin war der Eintritt in die Ruinen mit mexikanischem Schülerausweis gratis; in der etwa 100 Touristen starken Schlange mussten wir uns leider trotzdem anstellen. Drinnen war das Bild nicht besser – Touris wohin wir schauten. Und so könnte ich alle meine Fotos betiteln mit „Touristen vor Tempel“ oder „Touristen vor Pyramide“. Dennoch sind die Ruinen, vor allem dank ihrer Lage am türkisblauen Meer, sehr schön anzusehen.

Panoramablick: Ein Strand mitten zwischen den Ruinen
"Touristen vor Tempel"
Der Wachturm, das höchste Gebäude von Tulum, von
den Spaniern "El Castillo" (Das Schloss) benannt
Auch Tulum ist fest in der Hand der Leguane
Der Templo del Dios del Viento (Tempel des Windgottes) direkt am Meer
Kaum hatten wir das Gelände jedoch verlassen und machten uns auf den Weg zum Schnorcheltour-Anbieter, begannen dunkle Wolken aufzuziehen, und als wir schließlich im Boot saßen, fing es zu regnen an. Das war ungemütlich, vor allem aber hatte ich Angst um meine Kamera, die ich mitgenommen hatte, da zur Tour auch ein Fotostopp vor der Ruine gehörte. Die Bilder wurden den Wetterverhältnissen entsprechend bescheiden. Auch das Schnorcheln war enttäuschend. Wir mussten immer in der Gruppe bleiben, die Schwimmweste machte jede elegante Bewegung unmöglich und vom Korallenriff sahen wir, ja, ein paar Korallen, doch fast keine Fische.

Feststellung: Auch Maya-Ruinen sehen bei Regen scheiße aus.
Nachdem wir uns in der wieder hinter den Wolken hervorgekommenen Sonne trocknen ließen, kehrten wir zum Hostel zurück, in dem wir zwar schon ausgecheckt, aber unsere Sachen weiterhin abgestellt hatten. Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit bis Aaron und Max, zwei weitere deutsche Freiwillige, ankommen würden, um gemeinsam mit uns eine Silvesterunterkunft zu suchen, und beschlossen, die Zeit sinnvoll mit Essen zu überbrücken. Wir entschieden uns erneut für selbstgemachte Guacamole. In Ermangelung von Schüsseln, Tellern oder Ähnlichem kauften wir einen einzelnen Plastikbecher, in den wir die Zutaten mit dem Taschenmesser schnippelten.
Als wir schließlich zu viert waren, suchten wir uns ein Taxi, das uns Richtung Strand bringen sollte, denn dort gebe es laut Reiseführer günstige „cabañas“, einfache Hütten , die wir als perfekte Unterkunft für ein Silvester am Strand mieten wollten. Zum Glück hatten wir gleich Erfolg, die „cabañas“ waren also trotz Hochsaison nicht so gefragt und überfüllt wie die Hostels. Wir waren zwar nicht direkt am Strand, doch 100m waren eine überwindbare Entfernung.

Unsere cabaña
Leider gab es so abgeschieden von der Welt auch keinen Supermarkt, sodass wir den drei weiteren Freiwilligen, Simon, Marius und Lou, die später am Abend noch nachkommen würden, eine Sms mit ausführlicher Einkaufsliste schickten, die zu erfüllen sie leider überforderte. Und so hatten wir zu wenig Bier, Brandy statt Tequila, nicht einmal Wasser, bastelten Becher aus halbierten Wasserflaschen und aßen statt leckerer Guacamole labbriges ungetoastetes Toast mit Mayo und Schinken oder Sardinen aus der Dose. Es gab zwar die eine oder andere Beschwerde über die Organisation des Abends in Diskrepanz zur ursprünglichen Vorstellung, doch andererseits fanden wir so ein improvisiertes Silvester doch auch ganz lustig.

Silvester-Festessen
Nach diesem Festmahl gingen wir an den Strand, wo wir ein Lagerfeuer machten, um daran und unter leider recht bewölktem Sternenhimmel unser Bier zu trinken. Mit erzählen und singen verbrachten wir die restlichen Stunden des Jahres, während das neue Jahr in Deutschland schon längst angefangen hatte.

Silvester-Lagerfeuer
Die Stimmung trübte nur ein Sicherheitsmann, der meinte Lagerfeuer am Strand seien verboten und wir sollen es doch bitte ausmachen. Die Vermieter der cabañas hatten uns etwas anderes gesagt. Wohl oder übel mussten wir der Anordnung folgen, löschten die Flammen und ließen das Feuer langsam ausglühen. Der Strand war fast leer, nur in einer Bar ging eine Party, die jedoch 20 US-$ Eintritt verlangte. Ihr Grölen verriet uns immerhin, dass das neue Jahr angebrochen war und es Zeit wurde mit Brandy in selbstgemachten Flaschen-Plastikbechern anzustoßen.
Mittlerweile waren mehr Menschen am Strand unterwegs, die, spätestens als die Anarchie Überhand nahm und wir das Feuer, das nie ganz verglüht war, wieder neu entfachten, von unserem gemütlichen Plätzchen angelockt wurden. Und so unterhielt ich mich im Laufe der Nacht unter anderem mit Schweden, US-Amerikanern, einem Argentinier und einer Belgierin. An dieser Stelle einen Gruß an Denise, die ein Jahr in Argentiniern verbringt. Argentinisches Spanisch ist ja wirklich… nennen wir es mal gewöhnungsbedürftig. Denn während ein Mexikaner „Yo me llamo“ (Ich heiße) als „Jo me jamo“ ausspricht, klingt es bei einem Argentinier etwa wie „Scho me schamo“. Meinen eigentlichen Plan am Strand zu schlafen verwarf ich, als es gegen drei Uhr zu regnen begann, und beschloss, stattdessen ins Bett zu gehen. Und nach einer für Neujahr fast noch schlafreichen Nacht sitze ich jetzt hier und dokumentiere.

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01.01.13 – 22:41 Uhr
Könnte das neue Jahr besser anfangen als mit morgendlichem Schwimmen an einem Traumstrand?

Am Strand von Tulum
Wohl kaum, und auch der Rest des Tages war aufregend. Etwa gegen 11:30 verließen wir unsere cabaña und Xenia und ich trennten uns wieder vom Rest der Gruppe, um nach Cobá weiterzureisen. Die Busfahrt dauerte weniger als eine Stunde und endete nahezu direkt vor dem Eingang zur archäologischen Stätte. Unsere schweren Rucksäcke konnten wir am Eingang abgeben, denn unseren Plan, hier zu übernachten, hatten wir verworfen, um die Reise etwas zu straffen, und so setzten wir den Weg mit leichtem Gepäck fort. Positiv überrascht waren wir davon, wie leer es im Vergleich zu Tulum war, und so war es diesmal ein sehr entspannter Spaziergang über Waldwege, die zu den versteckten Ruinen führten, die mich, es mag an der Ruhe gelegen haben, die dieser Ort ausstrahlte, viel mehr beeindruckten als das offen am Meer gelegene Tulum.

Weg zu den Ruinen von Cobá
Eine der Ruinen, genau genommen ein Ballspielplatz, zu erkennen an
dem Ring links, der ein Tor darstellt. Ballspiele waren für die Maya
rituelle Akte, ihr Ausgang deutete Zukunftsereignisse und teilweise
wurden die Verlierer geopfert.
Besonders beeindruckend war Nohoch Mul. Diese Pyramide ragte so plötzlich hinter einer Wegbiegung 42m hoch vor uns auf. Sie ist auch die einzige Pyramide in Cobá die erklettert werden darf, wenn die Stufen auch recht unvorteilhaft proportioniert sind. Der steile, anstrengende Aufstieg hat sich jedoch für den Ausblick über den scheinbar unendlichen Wald allemal gelohnt.

Nohoch Mul
Ausblick von oben
Nach etwa zwei Stunden Ruinen besichtigen machten wir uns auf die Suche nach einer Bushaltestelle. Auf dem Weg dorthin passierten wir einen Stand, an dem Kokosnüsse verkauft wurden, verweilten um jene erst auszutrinken und dann das Fruchtfleisch auszukratzen, sowie um erneut zu fragen, wo denn der Bus halte. Wir erfuhren, man könne ihn eigentlich überall anhalten, wir könnten also ruhig auf dem Mäuerchen warten, auf dem wir gerade saßen, der nächste würde jedoch erst um 18 Uhr, also in mehr als einer Stunde kommen. So kauften wir erneut Avocados, Tomaten, Zwiebel und Tostadas und beschäftigten uns fast die komplette Wartezeit mit dem Zubereiten und Essen von Guacamole. Ein kleiner Junge kam vorbei, fragte was wir essen würden und bekam selbstverständlich eine Tostada mit Guacamole angeboten, die er aß während er sich freudig mit uns unterhielt. Zum Dank teilte er seine Kokosnuss, mit Limette und Chili zubereitet, mit uns.
Als es schon dunkel war kam der Bus. Zum Glück hatten wir schon morgens telefonisch eine Unterkunft gebucht, zu der wir vom Busbahnhof in Valladolid nur noch einmal fünf Minuten liefen. Das Hostel erwies sich als echter Glücksgriff: Der Garten mit Küche, Sitzgelegenheiten und Hängematten ist sehr schön angelegt, es gibt Internet, Fernsehen, Bücher, Frühstück und eine ausführliche Erklärung eines Angestellten, wo auf dem uns ausgehändigtem Stadtplan sich die besten Restaurants, Bars oder Sehenswürdigkeiten finden. Müde von den letzten Tagen verließen wir das Hostel nicht mehr, sondern quatschten nur noch etwas mit den anderen Hostelbewohnern, zur Hälfte Deutsche, die andere Hälfte englischsprachig und trafen sogar eine Reisende wieder, die wir im Hostel in Cancún kennengelernt hatten. Danach gingen wir früh schlafen. Ich muss gestehen, ich habe nicht einmal mehr diesen Eintrag fertig geschrieben, so fertig war ich. Es ist also eigentlich gerade schon morgen.

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02.01.13 – ca. 16 Uhr (es ist gerade keine Uhr in Sichtweite)
Ich liege entspannt in der Hängematte, Blätter rascheln über mir im Wind, entfernt läuft Musik, ein Hund bellt und das einzige andere Geräusch ist das Klackern des Kulis, der über das Papier gleitet. So lässt es sich leben. Valladolid ist klein, sodass wir uns heute Zeit lassen können ohne etwas zu verpassen.
Wir haben ausgeschlafen, gefrühstückt, per Hand unsere Wäsche gewaschen (was nicht einfach war, so verraucht wie meine Pullis vom Lagerfeuer waren) und sind dann gegen Viertel vor zwölf losgelaufen, um uns Fahrräder zu leihen und zu einer wenig außerhalb gelegenen Cenote zu fahren. dabei handelt es sich um eine natürliche, mit kaltem sauberem Wasser gefüllte Höhle, die sich prima zum Baden eignet. Auch ohne Gangschaltung war es nach vier Monaten schön, endlich mal wieder Fahrrad zu fahren. Auch die Cenote fand ich super. Die farbig angestrahlte Decke, sowie Sonnenlicht, das an Baumwurzeln vorbei durch eine kleine Öffnung in der Decke fiel, erleuchteten sie sehr schön und das Wasser war erfrischend kühl. Zur Abwechslung klebte ich nach dem Baden nicht voll mit Salz und Sand sondern fühlte mich wie frisch geduscht. Danach wieder mit dem Fahrrad in die Stadt, kurz ein Eis für den restlichen Heimweg gekauft und in die Hängematte gechillt. So kann die Reise weitergehen.

Sportlich unterwegs!
Cenote in dramarischem Pink
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02.01.13 – 23.32 Uhr
Irgendwann habe ich mich bequemt, die Hängematte für einen Stadtbummel zu verlassen. Wie im Reiseführer beschrieben, ist Valladolid eine nette ruhige Stadt voller pastellfarbener Häuser.

Hübsche Straße in Valladolid
Sonnenuntergang über pastellfarbenen Häusern
Unser Weg führte uns zu einem kleinen Schokoladenmuseum, schließlich waren die Maya die erste Kultur, die Kakao verarbeitete. Anschließend gingen wir noch zu einem alten Kloster, welches zwar eher dunkel und wenig gemütlich war, doch der Blick vom Dach, auf das mich ein Mitarbeiter, der von meinem Spanisch begeistert war, unbedingt führen wollte, war wirklich interessant.

Ausblick auf die Kathedrale
Viel mehr gibt es in dieser Stadt wirklich nicht zu sehen und so bietet sie den perfekten Ruhepunkt auf unserer Reise. Auf dem Rückweg zum Hostel kauften wir Nudeln und Brühwürfel und bereiteten uns entsprechend eine einfache Nudelsuppe zu. Danach machten wir uns noch auf in eine Bar, einen günstigen Cocktail zu trinken, und gehen jetzt gar nicht allzu spät endlich schlafen.

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03.01.13 – 19:41 Uhr
Erneut berichte ich live aus einer Hängematte. Diese hängt jedoch drinnen im Haus von Daniel, unserem Couchsurfing-Gastgeber in Mérida, der sich persönlich jedoch noch nicht blicken lassen hat. Naja egal, die Hängematte ist gemütlich, die Dusche tat nach einem sehr verschwitzten Tag unglaublich gut und immerhin ist ja seine Schwester zuhause.
Heute verkürzten wir zum zweiten Mal unseren ursprünglichen Reiseplan, reisten zwar mit komplettem Gepäck nach Chichén Itzá, der wohl bekanntesten Maya-Stätte Mexikos, lagerten unsere Rucksäcke aber in einer kostenlosen Gepäckabgabe und reisten noch am gleichen Tag weiter nach Mérida.
Vorher erschreckten uns jedoch erst einmal die Touristenmassen, die vor dem Eingang Schlange standen. Sollte es etwa wieder so voll werden wie in Tulum? Aber Entwarnung, es wimmelte zwar von Touristen – und scheinbar ebenso vielen Touri-Ständen – doch auf dem riesigen Gelände verteilte sich das so gut, dass die Stätte nicht überfüllt wirkte.
Oh Moment, wir fahren ins Zentrum, ich berichte später weiter…  

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 04.01.13 – 00:04 Uhr
… So, endlich wieder Zeit gefunden. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, es wirkte nicht zu überfüllt und auf mich einfach beeindruckend. Eben noch durch den modernen Touristeneingang geschleust, steht da plötzlich eine Pyramide mitten auf der Wiese. Ich schätze, ich habe sie von allen vier Seiten fotografiert, da sie mich immer wieder aufs Neue faszinierte.

Pyramide des Kukulcán, dem Maya-Namen für den gefiederten Schlangengott
Quetzacóatl , der ursprünglich von den Tolteken verehrt wurde, die ihren Einfluss
jedoch auch auf die Maya ausbreiteten. Auch beeindruckend: Klatscht man vor der
Pyramide in die Hände ähnelt das Echo dem Schrei eines Vogels namens Quetzal.
Aber auch die anderen Gebäude konnten sich sehen lassen, sind sehr gut erhalten beziehungsweise möglicherweise auch gut restauriert.

Templo de los Jaguares y Escudos (Tempel der Jaguare und Schilde)
Gran Juego de Pelota, der größte (präkolumbische) Ballspielplatz Mexikos
Grupo de las Mil Columnas (Gruppe der tausend Säulen)
Das Observatorium, benannt "El Caracol" wegen
der schneckenförmigen Wendeltreppe im Innern
"El Osario" auch Grab des Hohepriesters genannt
Verzierungen am sogenannten "Edificio de las Monjas".
Was da so auffällig hervorsteht ist die Nase des
Regengottes Chac-Mool
Die Souvenir-Stände waren mir etwas zu zahlreich, doch es gab einige schöne Sachen zu vernünftigen Preisen, sodass ich auch das eine oder andere Souvenir mitnahm. Außerdem unterhielt ich mich mit einigen der Verkäufer darüber woher wir kommen, was wir in Mexiko machen und warum wir für Touristen so gut Spanisch sprechen.
Auch wenn der Tag sehr schön war, am Ende taten mir ziemlich die Füße weh und einen leichten Sonnenbrand habe ich auch. Ziemlich durchgeschwitzt – ja in Yucatán ist das Klima etwas anders als im Hochland von Michoacán – verließen wir das Gelände schließlich wieder. So ein Reiserucksack macht sich auf sonnengeröteten Schultern und geschwitztem Rücken ganz toll. Außerdem fühle ich mich damit immer wie eine fette, unbeliebte Schildkröte. Ständig stehe ich mir oder anderen im Weg.
In einem zu stark klimatisierten Bus erreichten wir schließlich Mérida. Dort kann man sich eigentlich nicht verlaufen, denn getreu der kolonialen Stadtplanung sind die Straßen im Gittermuster angelegt, von Osten nach Westen mit geraden und von Norden nach Süden mit ungeraden Zahlen durchnummeriert. Trotzdem brauchten wir einige Zeit und Hilfe, bis wir bei unserem Gastgeber ankamen, da er etwas weiter außerhalb wohnte.
Kurz nachdem der vorherige Eintrag abbricht trafen wir ihn und eine weitere Couchsurferin, die derzeit bei ihm übernachtet im Zentrum und gingen dort noch etwas trinken. Ja und jetzt sitze ich wieder hier und schreibe, gönne jetzt aber dem Kuli eine Pause und sage gute Nacht!

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05.01.13 – 10:41 Uhr
Schon wieder so viel zu schreiben, aber gut das heißt ja auch, dass ich viel erlebt habe. Gestern standen wir wie immer nicht allzu früh auf, frühstückten erst gegen 12 Uhr und leider viel zu teuer im Stadtzentrum, dessen Erkundung wir uns für heute vorgenommen hatten. Die Plaza Grande ist sehr schön, die angrenzende Kathedrale (auch ein Grundelement der kolonialen Stadtplanung) jedoch eher wenig beeindruckend.

Plaza Grande mit Kathedrale
 Wandgemälde im Palacio del Gobierno (Regierungspalast) stellen die Geschichte der Region dar, und nachdem wir gemütlich daran vorbeigeschlendert waren, machten wir uns auf die Suche nach einem Markt, welcher, wie bereits der ganze Tag, nett, aber nicht außergewöhnlich war.


Gemälde im Palacio de Gobierno: Das Volk der Maya entsteht aus Mais.
Der Tag ging leicht frustrierend weiter, denn das Anthropologiemuseum, dass wir suchten, war auf der Karte falsch eingezeichnet, sodass wir an einem anderen Museum landeten und von dort noch einmal einige Blocks laufen mussten. Und dann war das Museum nicht einmal besonders gut. Viele Exponate seien in das neue Mayamuseum gebracht worden, wurde uns später erklärt. Danach trafen wir Daniel, unseren Gastgeber, und seinen neuesten Gast, eine Tschechin, die aber lange in Deutschland und den USA gelebt hatte, in einem Café. Da wir erst zu 20 Uhr wieder Pläne hatten – wir wollten Helena und Leah, zwei weitere deutsche Freiwillige, die eine ähnliche Reiseroute haben wie wir, treffen – beschlossen wir, die Zwischenzeit mit ihnen zu verbringen. Schlechte Entscheidung, denn die Frau ging uns gewaltig auf die Nerven und Leah und Helena, die bei anderen Couchsurferinnen untergekommen waren, verspäteten sich um zwei Stunden.
Ab 22 Uhr wurde der Abend dann aber besser. Gemeinsam gingen wir vier Deutsche und drei Mexikanerinnen, Leah und Helenas Gastgeberinnen, etwas essen und dann noch in eine Bar.
Auch wenn ich mich mit Xenia super verstehe und es die Entscheidungsfindung unglaublich erleichtert nur zu zweit zu reisen, war es schön, zwischenzeitlich mit mehr Leuten unterwegs zu sein und so beschlossen wir, noch nicht am nächsten Tag abzureisen, sondern vorher noch einen Tag gemeinsam mit den anderen nahe gelegene Cenoten zu besuchen. So, Bikini anziehen  und los geht’s!

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05.01.13 – 21:24 Uhr
Was folgt auf einen mittelmäßig enttäuschenden Tag? Richtig, ein super Tag, der die Urlaubsstimmung wieder voll aufleben lässt. Das ist das tolle an diesem Urlaub, jeder Tag ist komplett anders als der vorherige.
Nachdem wir im Zentrum genug Obst, Getränke und Gebäck gekauft hatten, machten wir uns diesmal zu sechst auf die etwa einstündige Fahrt nach Cozumal zu den Cenoten. Dort angekommen ging es auf Motorradtaxis weiter, wenn man es so nennen kann - Motorräder, an denen vorne ein Gestell angebaut war, das Sitzplatz für zwei Fahrgäste bot.

Motorradtaxis
Diese brachten uns bis zu einem lustigen Schienensystem, das zu den Cenoten führte. Auf die schmalen Schienen wurden nach Bedarf Wagen gesetzt, die, beladen mit bis zu acht Personen, dann von Pferden gezogen über die Schienen rauschten. Kam einem ein anderer Wagen entgegen, musste einer der Fahrer sein Pferd kurz losmachen, zur Seite führen, die Passagiere aussteigen lassen und den Wagen von den Schienen heben, um dem anderen Wagen den Weg freizumachen. Und so fuhren wir über einsame Wege durch Gebüsch zu den Cenoten.

Einer der Schienenwagen
Derer gab es insgesamt drei und an jeder wartete unser Fahrer mit Wagen draußen mehr oder weniger geduldig auf uns. Die Cenoten waren sich an sich recht ähnlich: Kühles, erfrischendes Wasser, wenig Licht und eine Treppe, die bis ans Wasser führt, sowie zu einer kleinen Sprungplattform in etwa 4m Höhe. Einfach entspannend sich auf dem Rücken durchs Wasser treiben zu lassen und noch spaßiger von der Plattform hineinzuspringen. Und so vergaßen wir das eine oder andere Mal die Zeit und den Fahrer, der draußen wartete.

Abstieg zur ersten Cenote
In der dritten und letzten Cenote
Immer noch komplett nass ging es mit Schienenwagen, Motorradtaxi und Kombi den gleichen Weg zurück nach Mérida, wo wir uns von den anderen verabschiedeten, um uns schnell zuhause etwas Trockenes anzuziehen. Danach wollten wir uns eigentlich wieder in der Stadt zum yucatekisch Essen treffen, doch leider sagten sie doch noch ab. Schade, denn so konnten wir uns von ihren mexikanischen Gastgeberinnen Yameli und Azi, mit denen wir den ganzen Tag verbracht hatten, gar nicht richtig verabschieden. Hunger haben wir aber trotzdem, deshalb geht es jetzt eben alleine los.

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06.01.13 – 08:28 Uhr
Was so früh schon wach? Na da muss ja heute etwas Wichtiges auf dem Programm stehen. Stimmt, gleich geht es nach Uxmal, also schon zur vierten Maya-Stätte, die mit dem Bus etwa zwei Stunden von hier liegt, und von dort weiter nach Campeche.
Das Essen gestern war übrigens sehr lecker, aber viel zu viel. Um alles probieren zu können, hatten wir uns zu dritt, da Daniel uns noch dort traf, eine gemischte Platte für zwei Personen bestellt. Was das für zwei Personen hätten sein müssen, um diese zu bewältigen, ich weiß es nicht.

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06.01.13 – 18:28 Uhr
Ratet mal wo ich bin. Nein, nicht in Campeche, das wäre ja zu einfach. Die Stadt, in der ich gerade auf einen Anschlussbus warte, heißt tatsächlich Hopelchen. Das erinnert mich irgendwie an ein Bilderbuch, das ich als Kind geliebt habe, mit dem Titel „Hoppelchen zieht um“.
Wenn die Busverbindung nach Uxmal auch nicht optimal ist, die Stätte ist einen Besuch allemal wert. Eine große Pyramide, ein Ballspielplatz, Gebäude um einen riesigen Hof und jede Menge schattige Plätze, von denen aus wir minutenlang die Aussicht genossen. Vielleicht sollte ich lieber Bilder sprechen lassen:

La Casa del Adivino (Haus des Zauberers)
Panorama des "Cuadrangulo de las Monjas" (Nonnenviereck)
Wie trickse ich ein Panoramabild aus? Durch wildes durchs Bild springen!
Verzierungen am Gebäude
Noch mehr Verzierungen
So eine Pyramide ist eine gute Fotokulisse!
Ausblick von der "Gran Pyramide"
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08.01.13 – 08:27 Uhr
Irgendwann abends, als es schon stundenlang dunkel war (schließlich wird es hier auch schon vor 18 Uhr dunkel, denn theoretisch ist Winter und außerdem bin ich ohne Zeitverschiebung 1000km weiter östlich als sonst), kamen wir doch noch in Campeche an. Der erste Eindruck vom Zentrum war super, Straßenverkäufer boten Churros und Pommes an, ein Brunnen sprudelte bunt beleuchtet und vor der Kathedrale lag friedlich der Hauptplatz.

Dieser beleuchtete Brunnen plätscherte im Takt zu spanischer Weihnachtsmusik
Die Kathedrale an der "Plaza Principal"
Der erste Eindruck vom Hostel war weniger berauschend. Im Vergleich zu unseren bisherigen Unterkünften wirkte es recht lieblos, aber dafür zahlten wir für zwei Nächte auch kaum mehr als sonst für eine. Nach Pommes, Marquesitas (einer Art Crêpe, jedoch knuspriger) und frischer Limonade ging es auch schon ins Bett.
Den nächsten Tag begannen wir gemütlich um halb zehn, doch da das Hostel-Frühstück nicht ganz befriedigend war, beschlossen wir, uns für ein zweites Frühstück auf den Weg zum Markt zu machen.

Die Straßen von Campeche - diesmal schön bunt bei Tageslicht
Dieser Markt war nicht anders als andere nicht touristische Märkte, die ich in Mexiko gesehen habe, doch es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, wenn gegenüber von Schnittblumen frische ganze Hähnchen zum Verkauf aufgespießt sind. Geruchschaos vorprogrammiert. Wir erstanden auf dem Markt einen Nagellack, Süßigkeiten und getrocknete Hibiskusblüten, um erstmals selbst Agua de Jamaica zu machen. Angesichts der Mittagshitze kehrten wir sowieso ins Hostel zurück, füllten einen Topf mit Trinkwasser - lieber kein Leitungswasser – warfen die Blüten hinein, die das Wasser bereits nach Sekunden rosa zu färben begannen und stellten das Ganze zum Ziehen in den Kühlschrank. Während Xenia im Hostel döste, machte ich eine weitere Runde durch die Stadt, zur Kathedrale, einer weiteren Kirche und zur Uferpromenade.

Die Kathedrale bei Tageslicht - auch sehr schön
Am Golf von Mexiko
Strand gibt es leider nur weiter außerhalb und vielleicht hätten wir es dorthin geschafft, wenn wir den Tag bis dahin nicht so vertrödelt hätten, aber danach stand uns nun mal der Sinn. Allerding wurden wir dann doch noch etwas aktiver, suchten das Maya-Architektur-Museum und fanden es – verschlossen. Ein kleiner botanischer Garten in einem der Bollwerke der Mauer, die die Stadt einmal umgab, war jedoch geöffnet. 

Botanisches Gärtchen
Danach kauften wir Guacamole-Zutaten und liefen schließlich zum Busbahnhof um Abfahrtmöglichkeiten für den nächsten Tag zu checken, denn schon den ganzen Tag lang versuchten wir nebenbei, unsere Reise nach Calakmul zu planen. Beziehungsweise wir schwammen eigentlich nahezu zum Busbahnhof, denn plötzliche starke Regenfälle setzten die Straßen innerhalb von Minuten zentimeterhoch unter Wasser. Jetzt weiß ich auch wozu die "topes" (Bodenwellen) da sind. Es sind Brücken zwischen den Bürgersteigen.

Regen... aber kein Grund zur Traurigkeit!
Aber zurück zur Calakmul-Planung: Das Problem ist, die Ruinen von Calakmul liegen im Biosphärenreservat Calakmul und sind nur vom Highway zwischen Escárcega und Chetumal über eine 60km lange Zufahrtsstraße zu erreichen. Für Nicht-Autofahrer bietet der Reiseführer zwei Möglichkeiten an: Mit dem Bus nach Xpujil und von dort für 50€ mit dem Taxi zur Ruine oder eine geführte Tour, die uns ab Campeche aber ebenfalls 70€ pro Person zuzüglich Eintrittsgelder kosten sollte. Beides viel zu teuer. Von der Touristeninformation, sowie auch später am Busbahnhof erfuhren wir, Busse nach Xpujil würden einen auch an der Abfahrt raus lassen, von dort führe ein Kombi. Zurück würde es aber schwierig, denn wir müssten irgendwie von der Abfahrt die 60km nach Xpujil kommen, um von dort einen der beiden Nachtbusse nach Palenque zu nehmen. Wir überlegten bei leckerer Guacamole und Agua de Jamaica lange hin und her, wogen ab, bis wir beide feststellten, dass wir so ein kleines improvisiertes Abenteuer eher reizend als abschreckend fanden, und beschlossen, die Wecker auf vier Uhr zu stellen, um den ersten Bus zu erwischen. Naja und jetzt sitze ich seit drei Stunden im Bus, hoffe, dass der Busfahrer nicht an Conhuas vorbei fährt ohne uns rauszuschmeißen und frage mich, was meine Mama sagen würde, wenn sie wüsste, wie auf gut Glück ich gerade durch eine der abgelegeneren Gegenden Mexikos reise.

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08.01.13 – 20:36 Uhr
Irgendwann waren wir in Conhuas, fragten die Leute dort nach einem Kombi und wurden erst einmal einen weiteren Kilometer den Highway entlang geschickt. Dieser holprige Anfang konnte uns noch nicht entmutigen, eher schon die Auskunft, die wir an der Abfahrt angekommen von den dortigen Schranken-Wächtern am Reservatseingang erhielten. Es gab überhaupt keine Kombis. Um zu den Ruinen zu kommen, würden wir trampen müssen. Wir setzten uns auf den Bordstein, stellten fest, dass wir mitten im Nirgendwo saßen, nur noch wenig zu trinken hatten und die Packung Kekse die wir gerade aßen eine von zweien war, die unseren Tagesvorrat an Essen darstellten. Wir wetteten auf die Farbe und Richtung der auf dem Highway vorbeifahrenden Autos, auf die wir teilweise minutenlang warteten. Endlich bog ein Auto nach Calakmul ab, war jedoch zu voll um uns mitzunehmen. Als nächstes bogen zwei Fahrradfahrer ein. Die zwei jungen Briten unterhielten sich kurz mit uns, wünschten viel Glück und schenkten uns eine Orange. Schließlich kam jedoch ein Auto vorbei, das uns bereitwillig mitnahm. Wir waren überglücklich und verschoben das Problem mit dem Zurückkommen auf später. Das ebenfalls britische Autofahrer-Pärchen konnte uns nicht mit zurück nehmen, da sie ein kleines Sprit-Problem hatten, und so beschlossen wir, die Besucher, die wir auf dem Gelände treffen würden schon im Voraus ums Mitnehmen zu bitten. Gleich beim ersten, einem Mann mit kleiner Tochter, hatten wir Glück. Wir verabredeten uns für halb fünf mit ihnen am Parkplatz. So konnten wir die weitere Zeit unbesorgt genießen. Schon auf der Zufahrtsstraße waren wir durch dichten Wald gefahren, doch um die schmalen Fußgängerwege auf dem Gelände wirkte er noch besser, auch wenn es sich nicht um einen Bilderbuch-Klischee-Regenwald handelt.

Ein einsamer Urwaldweg
Bäume voller Aufsitzerpflanzen
Verwirrende Wurzelkonstruktionen
Das Gelände ist groß und so verging fast eine Viertelstunde Fußmarsch, ohne dass wir von den Ruinen mehr als ein paar kleinere Steingruppierungen gesehen hätten. Was wir dafür aber bereits sahen und auf unserem ganzen Weg immer wieder sehen würden, waren wilde Truthahne.

Truthahn
Schließlich erreichten wir die ersten Ruinen, gut versteckt im Wald, verliefen uns kurz, bis wir dann die wirklich beeindruckenden Pyramiden fanden. Wir stiegen auf die erste hinauf, nur um zu bemerken, dass die gegenüberliegende noch viel gewaltiger war.

Diese Pyramide sahen wir zuerst
Und auf diese blickten wir von dort oben
Und so machten wir uns schnell auf zu jener, um den Ausblick auf den Urwald von dort noch besser zu genießen. Wir saßen fast eineinhalb Stunden auf dieser zweiten Pyramide, blickten egal in welche Richtung auf Urwald bis zum Horizont und hin und wieder ließen sich sogar Affen blicken, die weit unter uns durch die Bäume turnten.

Urwald bis zum Horizont
Mehr Affen als Menschen in Sichtweite
Der Affe in Aktion
Noch eine Pyramide in Sicht, diesen letzten Aufstieg sparten wir uns aber
Nur Tukane, wie es unser Reiseführer ankündigte, sahen wir leider nicht. Wahrscheinlich war es die falsche Tageszeit. Irgendwann mussten wir unseren schönen Sitzplatz aber dann doch verlassen, um zum Treffpunkt am Parkplatz zu laufen. Während wir auf Vater und Tochter warteten, lernten wie ein spanisch-französisches Pärchen kennen, das ebenfalls aufs Trampen angewiesen war und baten ihnen an, unseren Fahrer zu fragen, ob er uns alle zu viert auf die Rückbank gequetscht mitnehmen würde, denn es stand sonst kaum noch eine Handvoll Autos auf dem Parkplatz. Und so befanden sich im Auto schließlich sechs Menschen mit vier verschiedenen Muttersprachen (der Vater war gebürtiger US-Amerikaner, lebt aber in Neuseeland), auf denen wir uns auch kreuz und quer unterhielten. Abgesetzt wurden wir an einem Restaurant mit cabañas und beschlossen dort zu essen und zu schlafen, da die Inhaber uns die Auskunft gaben, um diese Uhrzeit würde kein Bus oder Auto mehr für uns anhalten. Die cabaña stellte sich als einfach, günstig und gemütlich heraus.

Doppelbett mit Mückennetz, was ein Luxus!
Darf ich die Tagesbilanz aufstellen: Weniger als 20€ für den ganzen Tag, inklusive Eintritt, Essen und Unterkunft. Da haben wir wohl gut gespart.

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09.01.13 – 09:12 Uhr
Allein für die morgendliche Geräuschkulisse hat sich die cabaña gelohnt.

Morgendliches Vogelgezwitscher

Wir waren früh aufgestanden, haben gegen acht gefrühstückt und warten jetzt schon seit einiger Zeit am Highway auf einen Bus, der uns Richtung Palenque bringt.

Der Highway: Weit und breit nichts!
Nur Hunde spazieren gemütlich über die Straße.
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11.01.13 – 09.40 Uhr
Inklusive Wartezeiten hat die Weiterreise nach Palenque 12 Stunden gedauert, aber wir haben es geschafft. Wir mieteten dort in einem Hotel zwei Hängematten, in denen wir die letzten zwei Nächte verbrachten. Das ist, sobald man die richtige Liegeposition gefunden hat, recht gemütlich und im Schlafsack auch warm genug, um im Freien zu schlafen. Ich glaube, ich werde mir hier demnächst auch eine kaufen, um mir etwas vom Mexiko-Urlaubs-Gefühl mit nach Hause zu nehmen.

Unser Schlafplatz
Unseren ersten Tag in Palenque begannen wir mal wieder mit Wäsche waschen, was dringend nötig war, und entsprechend viel Zeit in Anspruch nahm. Da sich unser Hotel schon auf halbem Weg zu den Ruinen befand, standen wir nur eine Viertelstunde später vor deren Eingang. Die Ruinen von Palenque liegen wunderschön im Urwald,...

Tempel nahe des Eingangs
Turm inmitten des sognannten "Palastes", der einem Irrgarten an Wegen gleicht

Gleicher Turm, andere Perspektive
Ausblick auf die weiteren Gebäude 
Templo de las Cruces
Ausblick vomTemplo de las Cruces
...nicht so schön versteckt wie Calakmul, aber dafür ist die Landschaft hier noch ein bisschen beeindruckender. Große Bäume mit bemerkenswerten Wurzeln und voller Aufsitzerpflanzen und überall zirpt und zwitschert es, oder flattern leise Schmetterlinge.

Schmetterling
Ein Vogel-Ruf war besonders auffällig. Verkäufer an Souvenir-Ständen sagten uns, es sei ein Tukan auf der Suche nach einer Tukanin und zeigten uns, wo er hoch oben in den Baumkronen saß. Von unten konnte man leider nur den schwarzen Körper erkennen, aber auf den Fotos kommt dank Zoom sogar der große kunterbunte Schnabel gut raus.

Ein Tukan, offensichtlich single und auf der Suche... Interesse?
Ein geschlungener Pfad durch den Wald, vorbei an überwucherten Ruinen und kleinen Wasserfällen, führte uns zum Ausgang.

Ruinen inmitten von Dschungel
Wasserfall
Ein Bach fließt durch den Urwald
Ein interessanter Baum/ Zwei interessante Bäume
Am Ausgang angekommen nahmen wir einen Kombi in die Stadt. Jene ist nicht sonderlich spektakulär, aber wir mussten unsere Weiterreise für den nächsten Tag planen. Der ursprüngliche Plan war, eine Tour zu den Wasserfällen Misol Há und Agua Azul zu machen und abends nach Comitán weiterzufahren, da man von dort aus nach „Las Nubes“ kommt. Leider machte uns die schlechte Busverbindung einen Strich durch die Rechnung und so buchten wir die Tour so, dass sie in San Cristóbal de las Casas enden würde. Ob wir von dort noch einmal den großen Abstecher nach Las Nubes machen, werden wir sehen. Abends trafen wir noch Helena und Leah, deren Reiseroute unsere erneut kreuzte und morgens, als wir gerade auf unsere Tour warteten, trafen wir ganz unerwartet Marius und Max bei uns im Hotel wieder. Es mag wohl daran liegen, dass fast alle Rucksackreisenden den gleichen Reiseführer haben, dass wir schon so viele Leute, nicht nur die Freiwilligen, zweimal getroffen haben. Heute aber sind wir nur zwei und gerade auf der Fahrt zum Misol Há.

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13.01.13 – 21:19 Uhr
Gut, wenn ich mir zwei Tage lang keine Zeit zum Schreiben nehme, habe ich jetzt eben mehr zu tun. Fast so wie früher: Sonntag 17 Uhr: „Verdammt, Hausaufgaben!“
Misol Há ist ein einzelner Wasserfall, der vor allem durch seine Höhe von 35m beeindruckt. Dort hatten wir eine halbe Stunde Aufenthalt, die gut ausreichte, um den Wasserfall aus fast allen möglichen Perspektiven zu fotografieren.

Misol Há
Und von der anderen Seite...
Dieser Wasserfall war eigentlich eine Treppe
Weiter ging es zu Agua Azul. Wie der Name schon sagt, ist das Wasser des Flusses, der sich hier alle paar Meter kleine bis mittelgroße Wasserfälle hinabstürzt, von einem beeindruckenden Blau. Ein Weg führt flussaufwärts, vorbei an immer neuen Wasserfällen, dazwischen liegenden Badestellen und jeder Menge Läden und Essensständen für die Touristen. Mit einer frischen Mango als Wegzehrung machten wir uns auf bis zur letzten Badestelle und begaben uns dort ins kühle Flusswasser. So verkrafte ich es sehr gut, dass wir das Meer bereits hinter uns gelassen haben. Leider war der Aufenthalt hier mit zweieinhalb Stunden (anstatt der versprochenen drei) recht knapp bemessen und so machten wir uns bald wieder auf den Rückweg, nicht ohne an zwei Empanadas-Ständen zu verweilen.

Ein erster Eindruck: Wunderschön!
Kleine Wasserfälle
Schon größere Wasserfälle
Wasserfälle soweit man schaut
Und weil es so schön ist: Noch mehr Wasserfälle!
Der Kombi, mit dem wir gekommen waren, fuhr uns zu einer Art Bushaltestelle, von der aus wir mit dem Bus weiter nach San Cristóbal de las Casas fuhren. Auf den fünf Stunden Fahrt hätte ich eigentlich prima Zeit gehabt zu schreiben, doch ich war zu sehr damit beschäftigt, aus dem Fenster zu sehen. Die Straße schlängelte sich durch den Urwald, am Straßenrand wuchsen Bananen, wir passierten kleine Siedlungen sehr einfacher Häuschen, in denen  Frauen und Kinder vorbeifahrenden Autos ihre Waren anboten und zwischen den Dörfern begegneten wir Männern mit Machete. ich finde es beeindruckend, wie vielfältig die Landschaften Mexikos sind und entsprechend auch die Lebensumstände der Menschen.
Für San Cristóbal hatten wir wieder eine Couchsurfing-Unterkunft. Unser Gastgeber Orbe schrieb uns, wir sollen zunächst zu seinem Laden ins Zentrum gehen, wo wir jedoch nicht auf ihn, sondern auf seine Angestellten und Freunde trafen. Die beiden begleiteten uns dann zu seinem Haus. Auf dem Weg überraschte uns, wie kalt es geworden war, aber klar, wir waren im Hochland auf 2000 Höhenmetern, genauso hoch wie in Pátzcuaro, kein Wunder also, dass uns das Wetter an zuhause erinnerte. Auch im Haus trafen wir nicht auf Orbe und überbrückten die Wartezeit mit Gitarre spielen, unterhalten und Hot Dogs essen. Das war zwar sehr nett, doch wartete Leah darauf, sich noch mit uns im Zentrum zu treffen, weshalb wir schließlich, immer noch ohne unseren Gastgeber zu kennen, aufbrachen. Schließlich stieß er aber in der Bar zu uns und es wurde ein guter und langer Abend.
Entsprechend begann der nächste Tag etwas später als geplant. Dennoch konnte ich ihn nicht recht genießen. Vielleicht waren mir die Empanadas schlecht bekommen, die hatten jedenfalls am Vortag schon Helena krank zuhause bleiben lassen. Und so schleppte ich mich noch zwei Stunden lang mit Bauchschmerzen durch die Stadt, sogar zu einem Aussichtspunkt hinauf, bis wir schließlich beschlossen zum Haus zurückzukehren und einfach einen Tag länger in San Cristóbal zu bleiben. Wir würden trotzdem noch genug Zeit in Oaxaca haben, da wir nach einigem Herumtelefonieren sowohl Las Nubes, wegen langer komplizierter Anreise und zu teurer Unterkunft, als auch Sima de las Cotorras, da in dieser Zeit gar keine Papageien zu sehen sein würden, aus dem Reiseplan gestrichen hatten.

Eindruck der Hochlandstadt San Cristóbal
Kirche am Aussichtspunkt
Ausblick auf San Cristóbal de las Casas
 Dank Mittagsschlaf und deutlich früherem Schlafengehen ging es mir heute wieder gut und wir holten nach, was wir gestern verpasst hatten. Zunächst gingen wir auf einen Markt voller kunterbunter Waren wie Schals, Taschen, Stoffpüppchen und Schmuck.

Bunter Markt
Viele der dort verkaufenden Frauen kommen aus San Juan Chamula, einem nahe gelegenen indigenen Dorf. Dieses wird zwar als Touristenattraktion angepriesen, doch wir entschieden uns dagegen es zu besuchen, da wir uns komisch fühlen würden, die Dorfbewohner fast wie Zootiere in ihrem alltäglichen Leben zu beobachten. Allgemein hat der Bundesstaat Chiapas, in dem sowohl Palenque als auch San Cristóbal liegen, und der der ärmste Mexikos ist, eine der größten indigenen Einwohnerschaften des Landes. Die indigenen Einwohner werden jedoch seit je her als Menschen zweiter Klasse behandelt, was selbstverständlich Konfliktpotenzial bietet. 1994 tauchte aus den Wäldern Chiapas plötzlich die linksgerichtete EZLN (Ejército Zapatista de la Liberación Nacional – Zapatistische Armee der nationalen Befreiung) auf, besetzte verschiedene Städte in Chiapas und forderte einen besseren Lebensstandard für die indigene Bevölkerung. Die Zapatisten wurden von der Armee vertrieben, politische Zugeständnisse wurden gemacht, jedoch nie gesetzlich verankert. Spannungen bleiben entsprechend weiterhin bestehen.
Unser Weg führte uns noch auf einen weiteren Markt, genauso bunt, jedoch diesmal dank Obst, Gemüse, Gewürzen, Kleidung und vielem mehr.

Stapelweise Obst
Danach liefen wir zu einem Museum, initiiert von einem Ehepaar, das vor vielen Jahren die Gegend Chiapas, die Ruinen, vor allem aber die indigene Bevölkerung studierte und sein Wissen zugänglich machen wollte, damit jene besser verstanden und behandelt würde.

Dieses Schild erzählt die Schöpfungsgeschichte des Tukans.

Deutsche Übersetzung:
Der Schnabel des Tukans

Jetzt werde ich erzählen wie Hachakyum, unser wahrer Herr, den Tukan machte. Er nahm Lehm und modellierte ihn. Als er ihn gemacht hatte, gab er ihm Leben. Der Tukan erhob sich. Er war gut geworden, mit einem langen geraden Schnabel.
"Ich bin erwacht", sagte der Tukan und erhob sich.
"Ah, das stimmt", sagte Hachakyum, "Wie fühlst du dich Tukan?"
Der Tukan antwortete: "Sehr gut, mein Schnabel ist sehr schön."
"Das ist gut. Geh jetzt und finde deine Nahrung im k'o'och (Eine Baumart, bedeutet aber auch Hals)"
"Gut, mein Herr."
Der Tukan flog davon und sah einen Hach Winik ("wahre Menschen" - so nennt das Volk der Lacandonen sich selbst) und hhhrrr verbiss sich in seinem Hals. Der Hach Winik blieb tot zurück. Zufrieden kehrte der Tukan zurück zu Hachakyum, der ihm sagte: "Was habe ich dir gesagt? Der k'o'och habe ich gesagt, die Früchte des k'o'och!"
"Ah, das stimmt", sagte der Tukan. Hachakyum bafahl Akyanto den toten Menschen wiederzubeleben und er tat es. Der Tukan war schon fort. Pulll, verbiss er sich im Stamm des k'o'och. "Oh, mein Schnabel ist verbogen." "Das ist nicht was ich dir gesagt habe. Ich sagte - suche die Früchte des k'o'och. Naja so soll es für immer sein. Die Farbe des menschlichen Blutes bleibe auf deinem Schnabel. Und dein Schnabel sei für immer gebogen.

Das Kaffeemuseum, in das wir anschließend gehen wollten, schließlich ist Kaffee ein Produkt der Region, war leider geschlossen und so gingen wir stattdessen in ein Café, in dem es guten Kakao geben sollte. Den Rest des Tages verbrachten wir im Internet-Café und mit dem Zubereiten von Guacamole. Noch heute Abend fährt unser Bus nach Oaxaca.

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14.01.13 – 10:11 Uhr
Wir sitzen seit fast 12 Stunden im Bus, denn trotz nur etwa 600km Strecke kommt man auf den gewundenen Straßen im Hochland nicht schnell voran. Außerdem hat sich das Landschaftsbild wieder einmal komplett verändert. Hier ist es auch bergig, doch trocken. Es wachsen kahle Büsche, Kakteen über die große Greifvögel kreisen und Agaven, zur Herstellung des Agavenschnapses Mezcal.

Ein neues Landschaftsbild
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15.01.13 – 23:34 Uhr
Zwei Tage Oaxaca liegen hinter mir und die nächtlich beleuchtete Stadt übrigens vor mir, denn ich sitze auf dem Balkon des Apartments unseres oaxacenischen Couchsurfers Carlos.

Oaxaca bei Nacht
Oaxaca bei Tag
Den ersten Tag verbrachten wir damit, durch die Stadt zu schlendern: Fußgängerzone, Zócalo (Hauptplatz), Märkte.

Iglesia de Santo Domingo
Fußgängerzone
Zócalo
Kathedrale
Auf dem Markt: Chili ist nicht gleich Chili
Abends trafen wir uns erneut mit Leah und Helena, sowie ihrer Couchsurferin und unserem Couchsurfer zum Essen.
Am nächsten Tag – heute – wollten wir in ein Dorf namens Atzompa auf den Markt, der dort laut Reiseführer dienstags stattfinden solle, doch trotz suchen fanden wir nur den täglich geöffneten Kunsthandwerksmarkt, der auch ganz nett war. Trotzdem fuhren wir so früher als gedacht nach San Martín Tilcajete, ein weiteres Dorf, in dem traditionell „alebrijes“, aus Holz geschnitzte und bunt bemalte (Fantasie-)Tiere, hergestellt werden. Diese hatten wir schon auf dem Markt in Oaxaca gesehen und sie hatten uns so gut gefallen, dass wir sie unbedingt für unsere alten und neuen Gastfamilien mitbringen wollten. Fotografieren durfte man sie leider nicht, aber klickt einfach hier, dann seht ihr was Google so an Bildern ausspuckt.
Außerdem brachte mich dieser Tag, wie schon so viele auf eine, vielleicht nicht ganz ernst gemeinte Job-Idee. Die derzeitige Rangliste:
  1. Mango- und Empanadas-Verkäuferin in Agua Azul
  2. Reisejournalistin
  3. Alebrijes-Schnitzer-, Bemaler- und Verkäuferin
  4. Inhaberin eines authentisch mexikanischen Restaurants mit angrenzender Tortilleria und Tiendita (kleines Lädchen) mitten in Deutschland
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Xenia bei Limonade und Cappuccino im Stadtzentrum und den Abend dann mit Xenia und Carlos bei Mezcal und Tacos.
Ich muss sagen, durch das Couchsurfen haben wir auf dieser Reise schon viele nette, coole Leute kennengelernt und ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Absolut weiterzuempfehlen!

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17.01.13 – 11:24 Uhr
Endlich mal wieder ausgeschlafen! Gestern ging es nämlich auch wieder recht früh raus, da wir ab 10 Uhr eine Tour zu verschiedenen Attraktionen östlich von Oaxaca gebucht hatten. Zunächst führte sie uns zum „Árbol de Tule“ dem breitesten Baum der Welt, der schon etwa 2000 Jahre alt ist.

Der "Árbol de Tule"
Von näher dran passt er nicht mehr aufs Bild
Weiter ging es ins Weberdorf „Teotitlan del Valle“, wo uns ein Weber den Arbeitsprozess vom Wolle Bürsten, Spinnen und Färben bis zum Teppich Weben zeigte.

Die Natur-Farbpalette
Nächster Stopp: Eine Mezcal-Brennerei, in der wir ebenfalls den Herstellungsprozess nachverfolgen, und anschließend alles durchprobieren durften.

Aus diesen Agavenherzen wird später mal Mezcal
Weiter fuhren wir nach Mitla, wieder einmal präkolumbische Ruinen, diesmal jedoch der Zapoteken. Die Ruinen sind mit schönen Mosaiken verziert und liegen an staubigen Bergen zwischen Kakteen.

Eine Zapotekenstadt zwischen Kakteen
Drei verschiedene Mosaik-Muster
Danach war Mittagspause und wir wurden in einem gar nicht so günstigen Restaurant abgesetzt. Aber das Buffet war gut und so konnten wir die in Oaxaca so berühmten Moles (Soßen, die häufig verschiedene Geschmacksrichtungen kombinieren) probieren. Der letzte Stopp hieß „Hierve el Agua“ und lag versteckt weit oben in den Bergen. „Hierve el Agua“ heißt zwar „Das Wasser kocht“, doch in Wirklichkeit ist es eiskalt. Der Name kommt daher, dass das Wasser an manchen Stellen sprudelt und blubbert als würde es kochen.

Blubber blubber
Wo kommt dieses Wasser her?
Durch seinen hohen Mineraliengehalt hat es außerdem Steinformationen geschaffen, die wie versteinerte Wasserfälle aussehen. Der Ausblick war beeindruckend.

Ein versteinerter Wasserfall?
Blick ins Tal
Zum Baden war es leider viel zu kalt, aber die Zeit hätte auch kaum gereicht.

Wohl zu flach zum Baden
Aber hier wäre es wohl gegangen
Wir fuhren bis etwa 19:30 Uhr zurück nach Oaxaca, wo ich mich erst einmal eine Stunde schlafen legte, bevor Xenia und ich uns noch einmal gemütlich auf die Dachterrasse einer Bar setzten.
Oh und eins hätte ich fast vergessen. Ich habe mir heute eine Hängematte gekauft J

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18.01.13 – 13:23 Uhr
Und schon wieder sitze ich im Bus. Ich bin noch nie in so kurzer Zeit so viel Bus gefahren. Diesmal geht es nach Puebla, wo wir eigentlich vorbei wollten, damit Xenia ein Paket aus Deutschland abholen könnte, das ihr die Mutter der Freundin einer Freundin mitgebracht hatte. Das hat sich zwar inzwischen erledigt, doch da wir in Oaxaca nichts mehr groß zu sehen hatten und Puebla sowieso auf dem Rückweg nach Michoacán liegt, werden wir jetzt trotzdem vorbeifahren, die Stadt ansehen und die unbekannte Bekannte besuchen.
Unseren letzten Tag in Oaxaca ließen wir ruhig angehen, schliefen aus, aßen in Ruhe Tortas (belegte Brötchen, die aber jedes deutsche belegte Brötchen sowohl in Preis als auch Leistung schlagen), verbrachten noch etwas Zeit im Zentrum und nahmen um 15:30 Uhr den letzten Bus nach Monte Albán, die Ruinen der alten Zapotekenhauptstadt zu besichtigen. Das waren übrigens keine Maya. Nicht dass mir das einer durcheinander schmeißt. Ich gebe zu ich finde es selbst recht verwirrend, wie viele Völker es hier gibt und gab, die doch alle miteinander verstrickt sind oder waren. Viele der Ruinen von Monte Albán sind um einen großen Platz angeordnet, was es mir leichter machte, mir vorzustellen, dass dies einmal eine bewohnte, lebhafte Stadt war. Wieder einmal gingen wir unserem neuen Lieblingshobby nach: Auf Pyramiden sitzen und die Aussicht genießen. Dieses Hobby wird in Zukunft wohl leider schwer fortzusetzen sein.

Mal wieder ein Ballspielplatz
Ausblick von der Pyramide
Dramatische Lichtverhältnisse
Da die Stätte schon um 17 Uhr schließt, kehrten wir schon recht bald nach Oaxaca zurück und der Tag ging gemütlich mit Guacamole auf unserem Balkon mit der tollen Aussicht zuende.

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18.01.13 – 16:31 Uhr
Angekommen bei der Mutter der Freundin einer Freundin von Xenia stellen wir fest: Wir lieben diese Frau! Uns wurde hier ja eigentlich immer herzlich begegnet, aber diese Frau toppt das noch. Sie hat uns vom Busbahnhof abgeholt, ist, ohne dass wir je danach gefragt hätten davon ausgegangen, dass wir über Nacht bleiben (im Gegenteil, wir hatten sogar schon eine Couchsurfing-Unterkunft, da wir uns nicht selbst einladen wollten), hat uns Zimmer und Bad gezeigt und macht gerade etwas zu essen, damit wir uns stärken, bevor sie uns ihr Mann uns die Stadt zeigen wollen. Und wieder einmal bin ich froh, Mexiko auf diese Weise kennenlernen zu können, statt nur in den Touristengegenden zu bleiben.

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19.01.13 – 15:45 Uhr
Der letzte Eintrag …  Ich sitze im Bus nach Hause nach Pátzcuaro. Puebla bei Nacht war sehr schön, ich muss wohl auch noch einmal bei Tag wiederkehren.

Ausblick auf das nächtliche Puebla
Kunsthandwerksmarkt
Die Kathedrale von Puebla ist die höchste Mexikos
Ein bunt beleuchteter Brunnen auf dem Zócalo
Tja und jetzt ist die Reise vorbei, es war eine großartige Zeit, aber ich freue mich auch darauf meine Gastfamilie wiederzusehen. Da der Projektstart in Morelia von Montag auf Mittwoch verlegt wurde, bleiben mir dort noch drei ganze Tage. Und insgesamt in Mexiko bleibt ja noch über ein halbes Jahr…

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