Samstag, 29. September 2012

Manchmal gibt es auch Negatives zu Berichten...

Jeder der gerne die Illusion bewahren möchte, dass hier immer alles wunderbar läuft und ich den ganzen Tag lachend durch die Gegend hüpfe, sollte diesen Eintrag überspringen. Wer die Wahrheit verträgt ist herzlich eingeladen weiterzulesen. Alle diese "Mini-Krisen" hatte ich am letzten Wochenende, das entsprechend sch**** war. Ab dann ging aber stetig bergauf, ich bin mittlerweile wieder bester Laune und ich hoffe man merkt meinem Schreibstil an, dass ich diese Mini-Krisen im Nachhinein versuche mit Humor zu nehmen ;)

Mini-Krise Nummer 1:
Machen wir doch ein Ratespiel daraus. Was ist wohl passiert wenn ich an einem Tag folgende Wörter gelernt habe:

morder = beißen
hincharse = anschwellen
inflamar = entzünden
seguro de enfermedad = Krankenversicherung
vacuno = Impfung
rabia = Tollwut
tétano = Tetanus

Ein kleiner Tipp, die folgenden Wörter kannte ich schon.

perro = Hund
miedo = Angst

Ja richtig, mich hat dieser verdammte Hund gebissen! Dabei waren die sonst immer total lieb, sodass ich keine Angst hatte. Ich bin auch nicht zum ersten Mal alleine nach Hause gegangen, aber dieses eine Mal, letzte Woche Freitag war es dann etwas anders. Da kamen mir nämlich alle Hunde entegegen, jedoch schwanzwedelnd, sodass ich mir zwar schon Gedanken machte, wie ich die wieder loswerden würde, aber niemals damit rechnete, dass einer von ihnen sich einfach mein Bein, knapp über dem Knie, schnappen würde. Zum Glück hatte ich doch recht robuste Jeans an und der Hund kann nicht mit aller Kraft zugebissen haben. Trotzdem bekam ich die Panik meines Lebens und kletterte über eine etwas mehr als hüfthohe Mauer um mich in Sicherheit zu bringen. Hüfthoch ist jedoch auch eine überwindbare Höhe für einen großen Hund, sodass ich diese zitternd und schluchzend im Auge behielt, während ich panisch versuchte, meine Gastgeschwister auf ihren Handys zu erreichen. Der Gastbruder kam schließlich auch zu meiner Rettung. In der Zwischenzeit hatten die Hunde allerdings die Mauer schon längst überquert und sich zum Glück dadurch wieder ablenken lassen, dass ich ihnen mein Mäppchen in entgegengesetzte Richtung zuwarf und sie somit von mir weglenkte. Die Panik hielt jedoch an. Was wenn sich das entzündet? Gegen Tetanus und Tollwut bin ich glücklicherweise geimpft. Trotzdem bestand ich darauf, zum Arzt zu gehen. Die "Praxis" kam mir zunächst jedoch sehr suspekt vor, denn es handelte sich eigentlich um eine Apotheke mit einem Hintertürchen an dem etwas von medizinischer Beratung stand. Die Ärztin erschien mir jedoch kompetent und fragte (wie meinerseits von ihr erwartet) ob die Hunde geimpft seien und nach meinem Tetanus-Impfschutz. Schließlich verschrieb sie mir zwei Salben, zwei Sorten Tabletten und eine Seife, die allesamt eine Entzündung verhindern sollen und dies anscheinend auch tun. Der Spaß kostete übrigens nicht einmal 10€. Das Bein tat nur am ersten Tag weh und ist mittlerweile wieder voll belastungsfähig. Allerdings zieren es sechs kleine rote Zahneindrücke, umgeben von beeindruckenden blauen Flecken. Meine Lieblingsjeans ist glücklicherweise heil geblieben. Der Hund ist seitdem übrigens wieder so freundlich wie je zuvor zu mir. Trotzdem werde ich nicht mehr alleine nach Hause gehen. Das habe ich jetzt gelernt!

Mini-Krise Nummer 2:
Ein weiteres Problem trat mir nicht in Form eines Hundes sondern in Form eines großen kultur-bedingten Unterschiedes im Verständnis von Höflichkeit gegenüber. Während in Deutschland der allgemein als am höflichsten anerkannte Weg mit kleineren Unstimmigkeiten umzugehen ist, die Person freundlich aber direkt darauf hinzuweisen, damit diese weiß woran sie ist und entsprechend handeln kann, gilt diese Direktheit hier als unhöflich. Bedenken werden nur indirekt, auch nonverbal, mitgeteilt, eine Sprache die ich nicht gewohnt bin und entsprechend kaum lesen kann. Entsprechend überrumpelte es mich, als Nicole mir erzählte, meine Gastschwester habe ihrer erzählt, dass ich zwar dauernd fragen würde ob ich helfen kann, im Endeffekt aber kaum etwas tun würde. Das stimmt, ich habe wirklich oft gefragt, auch mehrmals, aber fast nie wurde meine Hilfe angenommen oder mir gezeigt, was und vor allem wie ich helfen kann. Gut, jetzt weiß ich auch, dass ich vielleicht einfach mehr von selbst tun sollte. Ganz selbstverständlich und ohne viele Fragen. Letztendlich hat mich die indirekte Nachricht: "Beweg endlich mal deinen Arsch" ja doch erreicht...

Mini-Krise Nummer 3:
Da gab es diesen einen Abend, oder sollte ich sagen Nacht, an dem ich mich einfach unglaublich einsam gefühlt habe, und gemerkt habe wie mir zwar nicht individuelle Freunde oder Familienmitglieder fehlen, aber einfach das allgemeine Gefühl unter Menschen zu sein, die man in und auswendig kennt und denen man blind vertraut.
Meine Gastschwester hatte mich auf eine Feier im Nachbarort mitgenommen (siehe Beitrag "Drei Tage - Drei Gründe zu feiern") und dort immer mal wieder alleine, bzw bei ihren Freunden, die ich jedoch an dem Tag erst kennengelernt hatte, gelassen. Das wäre ja an sich kein Problem gewesen, nur eine Menge von sich anhäufenden Umständen, führten eben dazu, dass ich einfach nur noch nachhause in mein Bett, oder noch besser mal kurz nach Deutschland wollte. Zum einen war Sonntag und ich wollte eigentlich nicht allzu spät ins Bett - war wohl nichts. Zweitens war ein Großteil der Menschen um mich herum angetrunken oder sogar völlig betrunken, sodass ich sie einfach unmöglich einschätzen konnte und mich allgemein unsicher fühlte. Drittens, habe ich die einfach andauernd nicht verstanden - verdammte Sprachbarriere! Und viertens, hat mich so ein Typ andauernd etwas aufdringlich angequatscht - Nein, ich will dir nicht meine Handynummer geben!!!
Naja so ist das wohl am Anfang hin und wieder. Und solange ich gute Laune habe (so wie jetzt) ist es auch gar nicht schlimm weit weg von Zuhause zu sein... Also wünscht mir gute Laune! ;)

Montag, 24. September 2012

Wie läufts denn mittlerweile in der Schule?

Ja, das haben mich meine Eltern beim Skypen gefragt und das berechtigt, schließlich habe ich seit meiner misslungenen ersten Stunde nicht mehr berichtet.

Das liegt zum einen daran, dass ich auch seitdem kaum Unterricht gegeben habe. Ich habe allgemein derzeit nur sieben Stunden in der Woche und dann kamen unzählige Gründe zusammen, dass auch davon noch einige ausfielen. Da war zum einen das verlängerte Wochenende in Morelia, dann eine Begrüßungsveranstaltung der Schule für die neuen Schüler, ein "desfile" zum Dia del Paz sowie am Tag zuvor eine Probe dazu.

Trotzdem habe ich natürlich mittlerweile mehrere Stunden gegeben, bin aber immernoch nur mäßig überzeugt von meinem Unterrichtskonzept. Die Schüler sind  teilweise schwer zu motivieren und selten alle gleichzeitig leise zu kriegen. Der Anspruch, englische Konversation zu unterrichten, scheitert am nicht vorhandenen Grundvokabular, sodass ich versuchen wollte, jeweils Themen wie Familie/Uhrzeit/Wegbeschreibung zum Inhalt einer Stunde werden zu lassen, sodass sich die Konversation zwangsweise auf dazu vorgegebene Sätze und deren Variationen beschränkt. Heute hatte ich allerdings eine Klasse mit etwa 55 Schülern, die unmöglich gleichzeitig ruhig zu bekommen waren und die ich auch in einer Stunde unmöglich alle zu Wort kommen lassen konnte, wie eigentlich mein Anspruch in einem mit ´"English conversation" betitelten Fach war. Auch mein Versuch durchgehend einfachstes Englisch zu sprechen, scheiterte schon bei der Erklärung dessen, die allgemein unverstanden blieb.

Zum Thema "Cultura Internacional" habe ich erst eine Stunde gegeben und meiner Meinung nach zu viel improvisiert, da ich der Meinung war zum Thema Deutschland würde mir schon genug einfallen. Mich rettete die Probe zum desfile, denn diese verkürzte die Stunde auf  20 Minuten, die ich gut füllen konnte. So redete ich über die deutsche Sprache, das Oktoberfest, Fußball, Angela Merkel, unseren weit unspektakuläreren Nationalfeiertag und die Mauer. Die Schüler waren zum Teil sehr interessiert, zum andern Teil auch weniger, dabei aber im Gegensatz zum Englischunterricht wenigstens leise. Allgemein wollen Nicole und ich den Unterricht so aufbauen, dass wir jede Stunde über ein anderes europäisches Land reden, und diese sowohl mit interessanten Trivialinfos als aber auch mit relevanten geschichtlichen Daten darstellen. Allerdings habe ich etwas Sorge, dass die Darstellung etwas zu Klischeehaft wird, schließlich habe ich die Länder nur als Touristin oder einfach noch gar nicht gesehen. Wie sich das entwickelt wird sich zeigen.

Drei Tage - Drei Gründe zu Feiern

Tag 1 - Freitag - Día del Paz (Tag des Friedens)

 
Anlässlich des Día del Paz gab es hier im Dorf ein "desfile" also eine Art Parade. Dazu zogen die Schüler vorherrschend in weiß gekleidet und mit zum Frieden aufrufenden Postern durch die Straßen unseres Dorfes. Angeführt wurden sie dabei von der "Banda der Guerra" also eigentlich wörtlich genommen einer Kriegs-Band, die aber trotzdem auf einem Friedensmarsch spielen darf. Im wesentlichen handelt es sich dabei aber um eine Gruppe von Schülern, die "tambor" (Trommel) und "corneta" (eine Art Horn, jedoch ohne Ventile) spielen, und jedes "desfile" begleiten. Solche gibt es hier regelmäßig, allein in meiner Anwesenheit ist es, nach den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag, schon das zweite und für Freitag ist ein weiteres Angekündigt. Auf die Parade folgten einige kurze Reden auf dem Schulhof, die ich hier jedoch mangels spanischen Hörverstehens nicht widergeben kann.
 
Tag 2 - Samstag - Hochzeit und Taufe
 
Für Samstagabend wurde mir eine Fiesta angekündigt, auf der ich endlich lernen sollte zu tanzen, da ich mich auf die Frage ob ich gerne tanzen würde immer mit einem "Yo no sé bailar" (Ich kann nicht tanzen) herausgeredet hatte. Mir gegenüber wurde von einer Hochzeit geredet, Nicole wurde von einer Taufe erzählt. Im Endeffekt war es beides, standesamtliche Hochzeit und Taufe, in einem. (Wobei das getaufte Kind soweit ich weiß nicht das Kind des frisch vermählten Ehepaars war.) Die Braut war übrigens erst 19, was sogar für hier noch jung ist. Wenn ich mir das vorstelle... ich werde in drei Wochen auch 19...
 
Da meine Familie spontan beschlossen hatte doch nicht zur Feier zu gehen (der Vater hatte Kopfschmerzen und der ganze Alkohol, der hier auf den Feiern fließt würde das nur schlimmer machen), kam ich eigentlich nur zufällig doch noch zur Fiesta, da ich Nicole und ihre Gastschwester Gabi traf, die auf dem Weg dorthin waren. Entsprechend musste ich auch früh wieder gehen, um mit meiner Gastschwester nach Hause zu kommen. Das war dann wohl nichts mit Tanzen lernen!
 
Trotzdem hat mich das Fest sehr beeindruckt. Zum einen weil anscheinend einfach das ganze Dorf kommen oder nicht kommen konnte wie es wollte. Wer da in welcher Beziehung zum Brautpaar oder zum Täufling stand, schien eher unbedeutend zu sein. Zweitens war die Fiesta natürlich draußen unter einem Zelt. Das bietet sich bei dem Wetter hier natürlich besser an als in Deutschland. Drittens, wurden auf der Feier Snacks wie Chips und ähnliches (natürlich mir Chilisauce) verkauft, während das eigentlich Essen und die Getränke, wie von zuhause gewohnt, kostenlos bereitstanden. Viertens wurde vom Essen anscheinend nur die Suppe wirklich gegessen. Das folgende Hühnchen mit Mole (einer Soße die hier in der Region sowohl mit Chili als auch mit Schokolade zubereitet wird, aber auch in tausend anderen Variationen existiert) wurde von den meisten eingepackt und mit nach Hause genommen. Fünftens wird hier nicht wie ein Deutschland etwas Wein oder Bier getrunken und das in Maßen, sondern Bier und Tequila in Massen, teilweise mit dem offensichtlichen Ziel eines Totalabsturzes. An dem Tag fand ich das eigentlich noch ganz lustig aber nach einem Gespräch mit einem 7-Jährigen Mädchen heute (siehe hoffentlich bald folgender Blogeintrag), sehe ich diese Alkoholgeschichte etwas kritischer. Eine Tradition fand ich aber am Interessantesten: Frauen mit einem Teller voller Hühnchen mit Mole tanzen langsam und gemächlich um das Hochzeitspaar bzw. die Eltern des Täuflings herum, die mit Tuch und Tequilaflasche "bewaffnet" wild umhertanzen und scheinbar eine Art Stierkampf imitieren, vielleicht habe ich das aber auch nur hineininterpretiert.
 
Tag 3 - Sonntag - Fiesta für die "Santa Muerte"
 

Gestern fand in einem nahegelegenen Dorf eine Feier zu Ehren der "Santa Muerte" also des heiligen Todes statt. Wie bereits erwähnt, haben Heilige im mexikanischen Katholizismus einen ganz anderen Stellenwert. Diese Heilige ist jedoch eine der skurilsten, denn sie wird als ein einen Mantel gehülltes Skelett dargestellt. Daher kritisiert die katholische Kirche, wie ich auf http://www.mexiko-lexikon.de recherchierte, ihre Verehrung anscheinend auch als Teufelskult.

Trotzdem war das Fest durchaus sehenswert, denn neben unzähligen Ständen die Essen und Trinken verkauften wurde zu traditionaller mexikanischer Musik getanzt. Davor konnte leider nicht einmal ich mich drücken. Allerdings komme ich mit der hier gegenwärtigen Trinkkultur noch nicht ganz zurecht. Während ich mich mit dem Alkoholkonsum deutlich zurückhielt, schließlich war am nächsten Tag Schule und ich war auf andere angewiesen um nach Hause zu kommen, kam dies für einen großen Anteil der Feiernden nicht in Frage. So verweigerte ich dann doch dem einen oder anderen aus glasigen Augen starrenden Mexikaner einen Tanz. 

Eine Führung durch mein neues Zuhause

So ihr Lieben, ich sitze hier gerade und esse Churros:
 
 
Diese hier kann man sich vorstellen wie Salzstangen, nur eben nicht mit Salz sondern mit Chilisauce!
Aber für euch stehe ich jetzt mal auf und führe euch durch mein neues Zuhause. Fangen wir am Eingangstor an. Dies ist der Blick auf den Innenhof: 
 
 
Jedes Haus, das ich hier bisher gesehen habe, hat einen Innenhof. Er ist quasi der Mittelpunkt des Geschehens. Dort wird die Wäsche aufgehängt, Geschirr gespült und vieles mehr.
Wenn man jetzt ganz rechts geht, kommt man in die Küche:

  
Von dort aus werde nicht nur ich (mehr als) gut versorgt, sondern auch die Schüler meiner Schule, an der meine gesamte Gastfamilie warmes Essen und Getränke verkauft. Oh und schaut mal da oben, da hängt meine Wäsche:





Die werde ich dann wohl gerade mal abhängen gehen. Außerdem hat man von dort oben einen wunderbaren Ausblick. Sowohl auf den Lago Pátzcuaro und die Insel Janitzio:



Als auch auf den Rest des Hauses:


So, dann gehen wir mal wieder nach unten. Da meine Gastfamilie (bis auf meine Gastschwester und ihre Oma) gerade nicht zuhause sind, stelle ich euch stellvertretend Tuffi vor:

Er ist einer von insgesamt fünf Hunden, sie hier wohnen.
So jetzt ist das Bad an der Reihe. Das hat drei Wände zum Innenhof und keine verschließbaren Fenster (nur undichter Sichtschutz), weshalb ich befürchte, dass es hier im Winter (ja sowas gibt es auch hier, wenn auch nicht so kalt wie bei uns) arschkalt wird.
Aber lasst uns erstmal reinschauen:


Das ist meine Dusche. Was der Eimer da macht? Na das ist die Dusche. Seht her:


In dem Eimer wird extra warm gemachtes und kaltes Wasser in angemessenem Verhältnis gemischt und mit dem blauen Schüsselchen schüttet man sich das ganze dann über den Kopf. Funktioniert wunderbar und geht vor allem viel schneller als sonst.
Und das ist der Rest des Bades:

 
In den Mülleimer neben der Toilette muss man übrigens auch das Toliettenpapier werfen, da sonst die Toiletten verstopfen. Ist aber nichtmal halb so eklig wie ich am Anfang dachte. Trotzdem der Aufruf an euch alle: Sollte ich euch nach dem Jahr mal besuchen kommen, stellt auf keinen Fall einen Mülleimer neben die Toilette, sondern einfach ganz weit weg davon! Ich bin einfach schon so daran gewöhnt.
Auch noch interessant ist das Fernsehzimmer:

 
Dort verbringe ich allerdings kaum Zeit. Ich verstehe ja sowieso kaum was und außerdem besteht das Programm größtenteils aus Telenovelas, die ich schon in Deutschland nicht leiden kann und die mir hier nochmal unrealistischer und sinnloser erscheinen.
Viel besser gefällt mir da das Esszimmer:

 
Dort wird jeden Tag gemeinsam gegessen. Außerdem sieht man von dort in Alejandra (meine 21-jährige Gastschwester) und mein Zimmer:

 
Und das ist mein Bett, was unschwer daran zu erkennen ist, dass ein Buch darauf liegt:


Das Buch ("Daughter of Smoke and Bone" von Liani Taylor) kann ich übrigens nur empfehlen. Eine Geschichte, die selbst für eine Fantasy-Geschichte noch sehr fantasievoll ist und bei der man erst nach 200 Seiten bemerkt, dass sich dahinter eine wunderschöne Liebesgeschichte verbirgt, die ohne Kitsch a là Twighlight auskommt.
So ich glaube das wars, ich bleib dann wohl hier liegen und ruh mich aus. Was? Ihr wollt noch mehr sehen? Das ganze Dorf? Na gut, die Churros sind sowieso leer:

 
Das ist mein Schulweg. Zuerst der Blick richtung Zuhause (das blaue Haus dort oben):
 

Und jetzt von gleicher Stelle in die andere Richtung. Dort wo der Kirchturm ist, ist auch die Schule:

 
Und sonst gibts hier auch nicht viel zu sehen. Wie gesagt, hier wohnen nur 700 Menschen. Trotzdem zeige ich euch nochmal die "Tienda" also einen Laden.

 
Dort bekommt man Getränke und Süßigkeiten und kann Videospiele spielen. Das interessiert mich jetzt nicht besonders, aber die kleinen Jungs hier scheinen gerne Ballerspiele zu spielen, die für ihr Alter eher zweifelhaft geeignet sind.
Außerdem gibt es natürlich eine Tortilleria die anscheinend einzig und auschließlich Tortillas verkauft:
 
 
Ach und außerdem habe ich heute gemerkt wie nah wir am Lago Pátzcuaro sind. Wir sind nämlich nur etwa 15 Minuten dorthin gelaufen. Hier der Beweis, dass ich wirklich dort war:
 
 
Ich hoffe man sieht noch nicht, dass ich garantiert zugenommen habe! Und ich hoffe das reicht als Eindruck. Eine Führung durch meine Schule folgt bei Gelegenheit.

Donnerstag, 20. September 2012

Ein unfreiwillig langes Wochenende braucht einen unfreiwillig langen Blogeintrag!

Teil 1: Immer diese Behörden!

Wie bitte kann ein Wochenende unfreiwillig lang sein? Hat man nicht immer zwei Tage Wochenende? Und kann ein Wochenende jemals zu lang sein? Ja das funktioniert und zwar folgendermaßen: Dieses Wochenende feierte Mexiko seinen Unabhängigkeitstag. Immer wenn dieser auf ein Wochenende fällt gibt es dafür montags frei. (Super Regelung finde ich, das sollte man hier auch mal einführen.) Da wir Freiwilligen alle nur temporäre Visa haben, mussten wir jedoch alle noch einmal nach Morelia zur Immigrationsbehörde um unsere richtigen Visa zu erhalten und machten dafür entsprechend diesen Dienstag aus. Wie viele weitere Freiwillige beschloss ich schon Samstag anzureisen, um die Feiern zum Unabhängigkeitstag mitzuerleben, die beschauliche Ruhe meines Dörfchens noch einmal gegen das Großstadtleben einzutauschen und mich mit den anderen Freiwilligen auszutauschen. Planmäßig hatte das Wochenende für mich also vier Tage.

Doch jetzt gilt es mal ein Vorurteil gegen Deutschland zu widerlegen, beziehungsweise zumindest dessen Ausnahmestatus anzuzweifeln. Die deutsche Bürokratie wird allgemein gefürchtet, doch die mexikanische steht ihr garantiert in nichts nach. Für die Beantragung eines Visums bzw dessen Verlängerung braucht man folgende Unterlagen:
  1. Ein Antragsformular, per Hand auszufüllen. Darin muss tatsächlich die Rasse (weiß, gelb/asiatisch, schwarz oder Mestize), der Körperbau (schlank, mittel, robust) und das Gewicht (haha ja das dachtet ihr jetzt ich schreibs hier hin oder was?!) angegeben werden.
  2. Ein weiteres Antragsformular, per Internet auszufüllen. Ein einziger Fehler kann nicht einmal mit Bleistift auf dem Ausdruck korrigiert werden und führt daher dazu, dass man erneut ins Internatcafé laufen darf. Als Fehler zählt auch schon die Abkürzung s/n für sin numero, also ohne Hausnummer. Probleme bereitet auch der Buchstabe "ß", da dieser nicht eingegeben werden kann, aber ja leider in manchen Namen so im Pass steht. So musste einer der Freiwilligen der Behörde spontan schriftlich erklären und unterschreiben, dass ein "ß" bedenkenlos durch ein "ss" ersetzt werden kann.
  3. Einen Ausdruck der Internetseite, von der man die Postleitzahl gezogen hat.
  4. Passfotos in Mini-Format, zwei frontal und zwei im Profil (aber ohne Gefangenennummer). Wichtig dabei: Haare aus dem Gesicht, keine Ohrringe, und absolut weißer Hintergrund. Klingt einfach, doch die erste Farmacia (ja das wird mit Apotheke übersetzt aber Supermarkt der zufälligerweise auch Medikamente führt passt besser) in der wir Bilder machen versagte leider in 17 von 19 Fällen. Der Hintergrund war den Beamten teilweise zu blau, teilweise zu grau.
  5. Ein "Recibo de luz/de agua" also eine Strom- oder Wasserrechnung, die in Mexiko als Nachweis für die Adresse gilt. Sowohl Original als auch Kopie.
  6. Original und Kopie des Reisepasses, inklusive temporärem Visum.
  7. Ein bei der Einreise, also im Flugzeug ausgefülltes und dann am Flughafen weiter bearbeitetes Formular. Sowohl Original als auch Kopie.
Diese Überflutung an Dokumenten, missverstandene (weil auch teilweise schlecht erklärte) Angaben und die doch recht knappen Öffnungszeiten der Behörde (9-13 Uhr) führten dazu, dass keiner von uns seinen Antrag am ersten Tag fertig bekam und wir so unser Wochenende unfreiwillig um einen weiteren Tag verlängerten. (Manchen kam das allerdings auch ganz gelegen. Sie nahmen sich auch noch den Rest der Woche frei und sind schon auf dem Weg ans Meer.) Heute aber, also am Mittwoch, bekamen wir unsere Anträge alle durch. Die meisten von uns wurden für nächste Woche Mittwoch wieder in die Behörde zitiert, um die fertigen Visa abzuholen. Warum manche noch auf ihren Termin warten weiß ich nicht. Jedoch empfehle ich im Umgang mit mexikanischen Behörden eine möglichst aufrichtige Freundlichkeit. Ich weiß nicht, ob die mir im Gegensatz zu wenigen anderen den festgelegten Termin eingebracht hat, aber wenn nicht, brachte sie mir wenigstens ein Kompliment für mein gutes Spanisch ein.

Teil 2: Ein patriotisches Fest

Am 15. und 16. September, auch fiestas patrias genannt, feiert Mexiko seine Unabhängigkeit von Spanien. Diese ist das Resultat eines von 1810 bis 1821 andauernden Unabhängigkeitskrieges. An besagtem 16. September 1810 rief der Priester Miguel Hidalgo in seiner Gemeinde Dolores zur Rebellion auf. Dieser sogenannte "Grito de Dolores" (Schrei von Dolores) wird jedes Jahr in der Nacht vom 15. auf den 16. September wiederholt. Traditionell angeblich um Punkt 0 Uhr, worauf wir uns einstellten, um schließlich festzustellen, dass er schon um 22:30 stattgefunden hatte und wir ihn verpasst hatten. Was wir allerding nicht verpassten war die Parade am nächsten Tag. Patriotismus und auch eine Spur Militarismus sind in Mexiko sehr verbreitet. (Ich erinnere hier mal an meinen Post "Ankunft in Huecorio": Mit Fahne über den Schulhof marschieren und anschließendes Nationalhymne singen jeden Montag). Die Parade konnte dies jedoch deutlich übertreffen. Zunächst fuhr das Militär kräftig auf und zeigte stolz alles, was es hat:


 
Außerdem folgten Schulen, Universitäten, die Feuerwehr und die Polizei. Ich fand das zwar interessant mitzuerleben, trotzdem ziehe ich immer automatisch den Vergleich mit Deutschland. Na, was wären wir wenn wir stolz und schwer bewaffnet durch die Straße marschieren würden? Nazis. Deshalb habe ich einfach eine gewisse Abneigung gegenüber solchen Veranstaltungen, auch wenn Mexiko natürlich einen anderen historischen Hintergrund hat und Patriotismus keine Ablehnung anderer Völker einschließen muss (und hier meiner Einschätzung nach auch nicht tut).
 
Mit von der Partie waren übrigens auch diese Herren hier:


Endlich mal so richtig typische Mexikaner, oder? Wie man sie sich vorstellt, oder? Um mal mit dem weit verbreiteten Bild eines Mexikaners aufzuräumen: Die Parade mal ausgenommen, habe ich noch niemanden so rumlaufen sehen, auch wenn ein Mexikaner uns erzählte, es gäbe eine Gegend in der tatsächlich schnauzbärtige Männer mit Sombrero herumreiten.

Um sich also an diesem Feiertag so richtig mexikanisch zu zeigen, helfen eher Stände wie diese, die man in Deutschland am 3. Oktober wohl nicht finden wird, wohl aber zur Fußball-WM.

 
Teil 3: Wie zwei Leben
 
Na, das klingt dramatisch oder? Was ich damit meine, ist, dass die Zeit die ich im Dorf, also Schule und Gastfamilie verbringe kaum zu vergleichen ist mit der, die ich in bisher in der Stadt, also vor allem mit deutschen Freiwilligen, aber auch ein paar Mexikanern verbracht habe. Ein Grund dafür, ist dass der Unterschied in Mexiko zwischen Stadt und Land, auch bezüglich der Mentalität der Leute, tendenziell größer ist als in Deutschland. Außerdem gibt es in einer Gastfamilie natürlich gewisse Regeln, während es in Morelia niemanden interessiert um wieviel Uhr ich nachhause komme. Auch muss ich zugeben, dass ich mich wahnsinnig gefreut habe, wieder richtige Gespräche führen zu können. Ich fühle ich in meiner Gastfamilie und in der Schule sehr wohl und selbstverständlich wird auch eine Menge geredet, aber einerseits besteht immernoch eine gewisse Sprachbarriere und andererseits ist es mit einer Person, die gerade genau das Gleiche erlebt wie man selbst, deutlich einfacher sehr offen zu reden. Andererseits will ich mich aber auch nicht bei jeder Gelegenheit aus dem Dorf flüchten schließlich ist dieser Schritt in eine neue Umgebung der, den ich gehe wollte und weiterhin gehen will.

Außerdem habe ich die Tage in Morelia auch genutzt, um die Stadt weiterhin zu erkunden. Hier ein paar schöne Plätze, einen Brunnen und eine Kirche, die ich (mit Hilfe meines Reiseführers) gefunden habe:
 

Donnerstag, 13. September 2012

Ahorita comemos Tortillas

"Ahorita" ist eigentlich nur eine Verniedlichung von "ahora" was "jetzt" bedeutet. Aber dieses kleine "-ita" macht, dass aus "jetzt" alles mögliche wird... außer jetzt! Es kann heißen in 2 Minuten, oder aber 10, eine Stunde, vielleicht auch 3, ein Jahr oder mehr. So einiges wird hier "ahorita" erledigt, was erst einmal seltsam ist, wenn man aus einem Land kommt in dem Pünktlichkeit als große Tugend gilt. Andererseits, ich habe es auch in Deutschland nie so genau genommen mit der Pünktlichkeit...

Und Tortillas, die sind hier, so scheint es mir, nicht nur ein Lebensmittel sondern DAS Lebensmittel. Ich glaube ich habe noch keinen Tag keinen einzigen dieser Maismehlfladen gegessen. Dabei werden sie nicht unbedingt gefüllt wie man es möglicherweise in unseren (Deutsch-)Mexikanischen Restaurants kennt, sondern meistens einfach zu jedem warmen Essen (und hier wird sogar zum Frühstück warm gegessen) dazu gegessen. Hm, ja, macht man hier ja teilweise auch mit Brot, könnte man jetzt denken. Aber ich sage euch, so eine Tortilla ist viel flexibler als eine Scheibe Brot. Sie dient gleichzeitig als Serviette, um sich damit Soßereste von den Fingern zu wischen und danach einfach mitzuessen und auch, neben dem Löffel, als zweites Besteckstück, mit dem man ein Hähnchenbein festhält um mit dem Löffel das Fleisch abzutrennen, oder mit dem man die letzten Speisereste auf dem Teller auf den Löffel schiebt. Dabei möchte ich mir hier keineswegs über die Tortilla lustig machen, denn ich habe sie längst zu schätzen gelernt. Schließlich hilft sie ebenfalls ganz gut gegen im Mund brennendes Chili.

Mittwoch, 12. September 2012

Cola, Sport, Facebook, Füllwörter und die Virgen de Guadalupe

... haben überhaupt keinen Zusammenhang. Ich weiß. Aber wenn ich diesen Post "sonstiges" nenne liest ihn keiner! :D
Deshalb jetzt eine Sammlung von Kleinigkeiten die mir aufgefallen sind, weil sie für mich als Deutsche in Mexiko einfach etwas anders sind als gewohnt.

Zum einen standen hier sowohl bei meiner ersten als auch bei meiner richtigen Gastfamilie fette 2,5Liter (oder waren es nur 2,0??) Colaflaschen auf dem Tisch. Klar das gibt es auch in Deutschland, aber ich hatte ehrlich gesagt gehofft zu dem seeeeeeehr reichhaltigen und auch sehr leckeren Essen immerhin Mineralwasser zu bekommen.

Da hilft nur eins: Sport. Bisher habe ich auch den Eindruck, dass die Schüler hier allgemein mehr Sport machen als Schüler in Deutschland. Auf dem Schulhof wird zu jeder Zeit Volleyball, Basketball und/oder Fußball gespielt und man kann sich vor Einladungen für sofort, nach der Schule oder morgen kaum retten. Will ich ja auch garnicht, denn ich will ja Sport machen und vor allem möchte ich mich integrieren.

Dann zum nächsten Punkt: Facebook. Eine essentielle Frage hier: Tienes face? / Hast du Facebook? Ich hae das Gefühl man wird hier viel schneller geaddet als zuhause in Deutschland. Da ich so viele neue Leute hier kennengelernt habe, kann ich mir leider kaum Namen merken und nehme daher derzeit auch einfach jede Freundschaftsanfrage an. Das Resultat: 100000 Posts, Likes und offene Chatfenster auf meiner Seite. Soweit ich das bisher beurteilen kann, sind Mexikaner nicht nur im realen Leben sondern auch in Facebook offener als Deutsche.

"Es que..." , "entonces..." so fängt mittlerweile jeder meiner Sätze an... Die Wörter jetzt zu übersetzen macht kaum Sinn, es sind eigentlich einfach nur Füllwörter, die ich mir schon ziemlich angewöhnt habe. Ich hoffe das ist ein gutes Zeichen für Fortschritte im Spanischlernen. Trotzdem verzweifelt meine Gastschwester regelmäßig daran mir etwas doppelt und dreifach zu erklären... Disculpe! (Entschuldige)

Und wer zum Teufel ist die Virgen de Guadalupe? Nene mit dem Teufel hat die wenig zu tun, denn sie ist eine Heilige. Der Katholizismus in Mexiko ist mit dem in Deutschland kaum zu vergleichen, was mit der Geschichte des Landes zu erklären ist. Bevor die Spanier Mexiko kolonialisierten und ihre Religion mitbrachten, glaubten die indigenen Völker an eine Vielzahl von Göttern. Einfach gesagt entstand aus zwei aufeinandertreffenden Kulturen (bzw einer die sich der anderen aufzwängte) eine neue Kultur und auch eine neue Form der Religion. So leben die Mexikaner von heute weiterhin eine Art von Polytheismus aus indem sie für verschiedene Anliegen verschiedene Heilige verehren. Die wichtigste Heilige überhaupt ist die Virgen de Guadalupe, deren Abbild in keinem Zimmer, auch nicht in meinem, fehlen darf.

Erste Unterrichtsstunden

 An meinem ersten Tag, also am Montag, habe ich noch keine Unterrichtserfahrung gesammelt. Am zweiten Tag begleiteten Nicole und ich den Englischlehrer dann in einige Stunden und konnten so seinen Unterricht kennenlernen (in den Stunden die ich bisher gesehen habe basierte dieser auf einem Arbeitsbuch mit Aufgaben zur Grammatik). Außerdem halfen wir beim korrigieren und erklären von Fehlern.

Heute hat der Englischlehrer dann mit uns abgesprochen, dass er pro Klasse eine Stunde pro Woche an uns abgibt, in der wir uns auf Konversation konzentrieren sollen, um freies Sprechen und Aussprache zu trainieren. Wie bereits im vorherigen Post erwähnt, sieht der Englischlehrer und als Unterstützung, die seine Schwächen bezüglich der Aussprache etwas auffangen kann. Die Zeiten und Räume der jeweiligen Stunden hat er uns aufgeschrieben. Für heute war nur eine Stunde geplant, die Nicole und ich gemeinsam vorbereitet haben und eigentlich auch gemeinsam halten wollten. Allerdings kam nach etwa 15 Minuten eine der Sekretärinnen herein und fragte ob eine von uns eine andere Klasse übernehmen könnte deren Lehrer ausgefallen war. Ab dem Moment war ich alleine und leider komplett überfordert. Sich selbst mit Namen, Alter und Hobby vorzustellen langweilte die Schüler und mehr hatte ich bisher nicht genauer vorbereitet. Ich traute mich auch nicht Schüler direkt anzusprechen, weil ich erstens die Namen nicht konnte und zweitens niemanden bloßstellen wollte dessen Englisch-Level ich nicht einschätzen konnte. Dies hatte ich nämlich aufrgund bisheriger Erfahrungen in den Stunden, in denen ich dem Englischlehrer assistiert hatte, sehr niedrig eingeschätzt. Die Schüler des 1. Semsters (die sogenannte preparatoria, die der Oberstufe entspricht dauert, 3 Jahre also 6 Semester) lernen gerade die Formen von "to be" und auch dabei gibt es noch mehrere, die "am", "are" und "is" hin und wieder durcheinanderbringen. Auf die Frage hin ob sie denn Vokabeln zum Thema Familie auch bereits können würden bekam ich ein "ja" als Antwort und suchte daher verzweifelt nach Alternativen um den Unterricht weitergehen zu lassen. Im Nachhinein weiß ich, dass schon die Frage ein Fehler war. Zum einen waren diejenigen, die überhaupt geantwortet haben tendenziell eher generell schon die interessierteren und daher möglicherweise auch fortgeschritteneren Schüler und andererseits weiß ich nicht wie gut sie ihre eigenen Kenntnisse wirklich eingeschätzt haben. Deshalb war der Rest der Stunde reinstes Chaos. Da die Schüler auf meine Frage, welche Themen sie interessieren würden antworteten sie wollten gerne mehr über mich und über Deutschland erfahren, schlug ich vor sie könnten mir für den Rest der Stunde Fragen stellen - auf Englisch versteht sich. Meine Bitte sie sollten sich doch melden um etwas zu sagen wurde ob absichtlich oder unabsichtlich ignoriert. Wie gesagt, die Räume sind sehr unterschiedlich groß, die Klassen jedoch nicht, sodass es viele sehr vollgestopfte Räume gibt in denen es sehr laut werden kann. Die für die Schüler wichtigste Frage war ob ich Facebook habe... das kann man wohl nicht als Lernerfolg werten. Entsprechend enttäuscht von mir selbst war ich nach der Stunde und fühlte mich einfach komplett überfordert, zumal Nicole, wie sie mir nachher erzählte, geschafft hat ihren Stoff konsequent durchzuziehen und die Schüler dazu gebracht hat ein paar Worte vor der Klasse zu sprechen. Aber was macht man wenn man Fehler gemacht hat? Erstmal was gutes Essen und dann draus lernen ;)

Da wir den ganzen Unterricht des ausgefallenen Lehrers übernehmen sollten, hatte ich nachmittags noch eine weitere Stunde, die leider damit anfing, dass ich die Klasse suchen musste und eine Mitarbeiterin sie für mich zusammensuchte, da diese schon mit einer Freistunde gerechnet hatten und auch entsprechend wenig Motovation mitbrachten. Da einige schon nach Hause gegangen waren, war die Gruppe recht klein, was es mir wiederum einfacher machte. Mit etwas Improvisation und einigem betteln bekam ich die Schüler schließlich doch dazu einige Sätze zu sprechen. Da wir in dieser Stunde nichts aufgeschrieben haben und ich auch ziemlich zwischen Themen gesprungen bin, erwarte ich bezüglich Vokabeln keinen großen Lerneffekt. Ich hoffe aber, dass ich diese vielleicht noch einmal festigen kann und dass sich durch das Sprechen auf lange Sicht die Aussprache verbessert.

Außerdem haben wir heute mit dem Direktor abgesprochen wie er sich die Musikstunden und die Stunden zu "cultura internacional" vorstellt. Für die Musikstunden hängt seitdem ein Zettel aus, der die Schüler, die Instrumente spielen, dazu auffordert, Kontakt mit uns aufzunehmen, damit wir jeden Tag um 13Uhr ein Treffen abhalten können. Für "cultura internacional" sollen wir, ähnlich wie beim Englischunterricht, jeweils eine Stunde pro Woche von einem schon bestehenden Fach übernehemn. Dieses nennt sich DHI, desarrollo de la humanidad integral, es geht also um die Entwicklung der Menschheit, also wohl um eine Art Geschichtsunterricht. Einen Stundenplan für diese Stunden haben wir allerdings noch nicht bekommen, jedoch ein paar Ideen für mögliche Inhalte gesammelt.

Ankunft in Huecorio

Vorgestern morgen wurde ich vom Direktor der Schule von Huecorio in unserem Hostel in Morelia abgeholt. Erst einen Tag vorher habe ich erfahren, dass ich nicht die einzige Freiwillige dort bin, was mir ehrlich gesagt erst einmal gar nicht gefallen hat. Ich habe schon von Freiwilligen der vergangenen Jahre erfahren, dass sie wenig zu tun hatten und sich mehr Aufgaben gewuenscht bzw auch gesucht haetten - wie sollte das denn dann erst zu zweit werden? Mittlerweile bin ich aber zuversichtlich und schaue einfach mal wie es kommt. Der Direktor hat jedenfalls sehr viele Vorstellungen. Wir sollen beim Englischunterricht assistieren, einen Musikkurs gruenden (die andere Freiwillige, Nicole, spielt Trompete und ich Klarinette) und einen Kurs namens "cultura internacional" gruenden. Das letztere stelle ich mir ehrlich gesagt sehr schwierig vor aber uns wird da schon was einfallen.

Bei einer Art Zeremonie, die jeden Montag stattfindet und bei der einige Schuelerinnen mit der mexikanischen Fahne ueber den Basketballplatz marschiert sind und alle anschliessend gemeinsam die Nationalhymne gesungen haben, wurden wir den Schuelern und Schuelerinnen offiziell vorgestellt. Viele von ihnen waren sehr interessiert und haben sich direkt mit uns unterhalten oder mit uns Volleyball gespielt. Vorgestern haben sie allerdings noch nicht so gut verstanden in welcher Funktion ich ueberhaupt dort bin. Als Schuelerin? Als Lehrerin? Ich kam mir auch wirklich etwas seltsam, ja fast ueberheblich vor als ich mit meinen 18 Jahren und 1,57m Koerpergroesse gesagt habe ich wuerde den Lehrern assistieren. Als ich dann aber gestern wirklich zusammen mit dem Englischlehrer und mit Nicole in ihren Klassen aufgetaucht bin, haben sie das glaube ich sehr gut aufgenommen. Auch der Englischlehrer scheint uns als Unterstuetzung zu sehen und weder besserwisserisch oder unbrauchbar einzuschätzen, wie ich (jetzt etwas ueberspitzt ausgedrueckt) befuerchtet hatte. Es stimmt schliesslich, dass wir keinerlei Ausbildung als Lehrerinnen haben.

Die Schule hat uebrignes kein eigenes Gebaeude sondern befindet sich in einem alten Gebaeude zu dem irgendwie auch eine Kirche gehoert, die aber soweit ich weiss nicht mehr als solche genutzt wird. Vor dem Gebaeude ist ein Basketballplatz, der sich aber anscheinend auch sehr gut als Fussballplatz eignet und eine Wiese, auf der man sehr gut Volleyball spielen kann. Ich finde es sieht sehr gemuetlich aus, gerade im Vergleich au meiner ueberfuellten Schule in Deutschland. Ich werde demnaechst mal ein Foto einstllen. Die Klassenraeume sind allerdings teilweise recht klein und daher tweilweise trotz mit Deutschland vergleichbarer Klassengroesse ueberfuellt.

Dann mal zu meiner Gastfamilie: Da dies anscheinend in den letzten Jahren von Freiwilligen so gewuenscht wurde, wurde ich mit Nicole in die gleiche Gastfamilie gesteckt. Das weiss ich wie gesagt erst seit Sonntag. Wir waren uns jedoch einig, dass wir beide lieber getrennte Gastfamilien wollen, damit wir uns besser intergrieren koennen und mehr Spanisch sprechen. Daher haben wir noch bevor wir unsere Gastfamilie kennengelernt haben, den Direktor gefragt ob es moeglich waere eine neue Gastfamilie fuer mich zu finden. Es hat sich auch gleich eine Frau angeboten, die hier in der Schule Mittagessen verkauft. Gestern bin ich als zu ihrer Familie umgezogen.

Die Gastfamilie, bei der ich die erste Nacht war und bei der Nicole weiterhin bleiben wird, war sehr sehr nett. Gerade deshalb hatte ich etwas Angst sie mit meinem Wunsch umzuziehen zu beleidigen aber ich glaube sie haben meine Gruende dafuer richtig verstanden und mir auch angeboten jederzeit wieder einzuziehen falls es mir bei der anderen Gastfamilie nicht gefaellt. Allerdings gefällt es mir dort ebenfalls sehr gut, sodass ich nicht glaube, dass ich dieses Angebot in Anspruch nehmen muss, aber vielleicht kann ich sie ja einfach mal besuchen. Meine neue Gastfamilie hat sieben Kinder, von denen nur noch zwei zuhause wohen. Mit der Tochter, Alejandra, teile ich mir ein Zimmer. Ich habe mich gestern viel mit ihr unterhalten ("platicar" nennt man das hier). Ich hoffe, dass ich mich auch auf Dauer gut mit ihr verstehe. Vor allem auch meine Gastmutter war sehr sehr nett, hat mir immer wieder gesagt ich solle mich wie zuhause fuehlen und sie würde die Mutterrolle für mich übernehmen, wenn ich will....

Der nächste Eintrag folgt sofort!

Der Grund dass sich hier "ue" und "ü" abwechelsn ist übrigens dass ich eine solche Monsternachricht nicht am Stück geschreiben habe sondern mal an Pcs der Schule mund manchmal an meinem Laptop und mit entsprechend unterschiedlichen Tastaturen.

Sonntag, 9. September 2012

Die ersten Eindrücke


So, ich hab mal wieder Internet J
Noch einmal zu unserem ersten Abend in Mexiko Stadt. Dies war der Ausblick aus unserem Zimmer im Hostel – eine Ausblick direkt auf die festlich geschmückten Fassaden am Zócalo:
 
 
Spätestens bei diesem Anblick setzte bei mir ein glückliches Dauergrinsen ein… Endlich bin ich da! Ich muss allerdings zugeben, dass sich noch alles sehr nach Urlaub anfühlt. Dass ich ein ganzes Jahr hierbleiben werde, muss ich erst noch realisieren. Aber vorerst hatte Urlaubsstimmung doch auch etwas Gutes, denn bei Bier und Tequila vergaß man die anstrengende Anreise und die Müdigkeit sehr schnell. Ein erstes Highlight war auch das nächtliche Taco essen… Eigentlich genauso wie man sich Mexiko vorstellt.
Am nächsten Morgen hatten wir noch etwas Zeit durch die Straßen zu schlendern. Spätestens seit der anschließenden Taxifahrt zum Busbahnhof weiß ich allerdings warum wir während unseres Freiwilligendienstes nicht Auto fahren dürfen. Es wäre reinster Selbstmord!
Die Busfahrt selbst, außerhalb des Stadtverkehrs, war dann deutlich entspannter, sodass man in Ruhe die vorbeiziehende Landschaft betrachten konnte. Es war unglaublich klares Wetter sodass man die Gebirgskette am Horizont sehr deutlichen erkennen konnte. Auch aufgefallen sind mir die unzähligen Maisfelder.
In Morelia mussten wir ein letztes Mal ins Taxi steigen um zum Hostal Mintzi gelangen, wo die mexikanische Partnerorganisation Vive Mexico uns zum Vorbereitungsseminar empfing. Außerdem lernten wir dort weitere deutsche Freiwillige von zwei anderen Organisationen kennen. Für den ersten Abend stand eine Willkommensparty auf dem Programm, zu der auch zahlreiche Mexikaner eingeladen waren, die durch Vive Mexico an Austauschprojekten im Ausland teilgenommen hatten. So konnten wir uns bei Tacos und Tequila mit den äußerst sympathischen und offenen Mexikanern unterhalten und so erstmals unsere Spanischkenntnisse auf die Probe stellen.
Gestern und heute hatten wir dann Programm: Info über Vive Mexico, über angemessenes Verhalten bzw Sicherheit und noch einiges mehr. Zwischendrin hatten wir auch Zeit uns einmal in Morelia anzusehen. Die Stadt gefällt mir wirklich sehr gut. Hier ein paar Fotos der Kathedrale, bei Tag und bei nächtlichem Feuerwerk:
 
 
Ein weiteres Highlight war allerdings unsere Einladung in ein mexikanisches Restaurant. Wir hatten die Besitzerin auf der Willkommensparty kennengelernt und wurden spontan für den nächsten Abend eingeladen. Man hört zwar oft, Mexikaner seien sehr gastfreundlich, aber die Realität übertrifft wirklich alle meine Vorstellungen! Wir waren eingeladen zu Tacos, Cerveza und Mezcal (nochmal spürbar härter als Tequila!). Nebenbei spielten unsere neuen mexikanischen Freunde Gitarre und sangen dazu spanischsprachige Lieder, die sie uns beizubringen versuchten. Außerdem zeigten sie uns traditionelle mexikanische Kleidung, die wir sogar anprobieren durften. Anschließend wurden wir sogar noch zum  Tanzen in eine Bar mitgenommen, sodass wir in dieser Nacht leider kaum zum schlafen kamen und heute eine kleine Siesta einlegen mussten.
Das Seminar geht noch bis Sonntag. Montag morgens werden wir dann in unsere jeweiligen Dörfer aufbrechen. Das Dorf in dem ich sein werde heißt Huecorio, hat etwa 700 Einwohner und liegt auf 2000 Höhenmetern bei Patzcuaro. Außerdem liegt es nur etwa 60 km von der Großstadt Morelia entfernt. Allerdings ist es möglich, dass ich die Einsatzstelle noch einmal wechseln muss. Ich wurde zunächst spontan dahin umplatziert, da in meine ursprüngliche Einsatzstelle wegen Sicherheitsrisiken nicht entsendet werden konnte. Anscheinend lag diese im Süden Michoacáns, der „tierra caliente“, wo derzeit der Drogenkrieg eskaliert. Wer mehr dazu lesen will: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Mexikanische-Drogenbanden-errichten-Strassensperren-gegen-die-Regierung/story/24697027

Donnerstag, 6. September 2012

Ab nach Morelia

Mein Akku hält nur noch 10 Minuten also mache ich es kurz.
Ich sitze gerade in einem total gemütlichen  Langstreckenbus von Mexiko City nach Morelia (ca 400km dürften das sein). Deshalb habe ich Wlan aber leider keine Steckdose zum Laptop laden...
Ich bin gestern Ortszeit 19:20 gut in Mexiko gelandet, wenn auch total kaputt, denn in Deutschland war es da schon 2:20 nachts. Die erste Nacht haben die anderen acht deutschen Freiwilligen und ich in einem Hostel direkt im Zentrum voin Mexiko City verbracht. Nur etwa 100m vom Zocalo, quasi dem Hauotplatz in Mexiko City. Alle Häuser dort waren übringens als Vorbereitung auf den Unabhängigkeitstag sehr aufwendig geschmückt (Bilder folgen hoffentlich demnächts).
Da wir abends ankamen konnten wir halbwegs ausschlafen und der Jet Lag hält sich in Grenzen.
Jetzt bin ich wie gesagt auf dem Weg nach Morelia, wo noch ein mehrtägiges Einführungsseminar stattfindet.
So der Akku hats geschafft...  :)

Dienstag, 4. September 2012

Der letzte Tag in Deutschland

So, man sollte meinen heute sei ich noch komischer drauf als am Sonntag, aber nein, mir gehts super! :)
Ich habe heute endlich mein Visum abgeholt und ebenfalls endlich fertig gepackt!


Und seht ihr, mein Schlüsselanhänger-Maskottchen freut sich auch schon, es strahlt geradezu!
Ich würde mal sagen: Mexiko ich komme!

Sonntag, 2. September 2012

Ein flaues Gefühl im Magen und ein gepackter Rucksack auf dem Rücken...

Tja, nur noch 3 Tage dann gehts los. Und ich muss leider sagen, eine gewisse melancholische Abschiedsstimmung stellt gerade jedes Gefühl der Vorfreude in den Hintergrund. Mir wird einfach gerade klar was für ein schönes Leben ich hier einfach mal, wenn auch nur für ein Jahr, zurück lasse. Eine Menge Freunde mit denen man die letzten Tage super feiern kann/konnte oder auch 1,5 Stunden-Sonntagnachmittags-Telefonate führen kann. Und solche die einfach nochmal vorbei kommen um ein paar Minuten zu quatschen und sich zu verabschieden... Und das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich schon den ganzen Tag so ein flaues Gefühl im Magen habe, denn die selbstgemachten Tortellini, die es zum Mittagessen gab schienen mir doch sehr verträglich...

Das Rucksack packen hat dieses Gefühl nicht unbedingt verbessert, außerdem habe ich etwas Angst, nicht alles unterzubekommen. Mein Rucksack fasst nur 60 Liter das reicht nur für das Nötigste. Und da ich eigentlich meine Klarinette mitnehmen will, habe ich den Klarinettenrucksack zum Handgepäck umfunktioniert. An sich kein Problem, aber pack da mal einen Schlafsack, ein Moskitonetz und den ganzen üblichen Kram rein der entweder nicht mehr in den Rucksack passt oder den ich auf dem Flug brauchen könnte...Aber daran wirds schon nicht scheitern! :)