„Y que es lo que extrañas más de allá?”, ist
eine der mir wohl am häufigsten gestellten Fragen. Was ich also am meisten von
„dort“ (gemeint ist natürlich Deutschland) vermisse? „Meine Familie und meine
Freunde“, antworte ich ohne zu zögern. „Und abgesehen davon?“
Die Antwort: Im Allgemeinen, meinen häufig
stressigen Alltag. Von der Schule nach Hause hetzen, in den Freistunden schnell
Essen warm machen, Hausaufgaben runterschreiben, 15 Minuten Klavier spielen.
Mittags mit 1000 Taschen aus dem Haus gehen, um zwischen Nachhilfe,
Klarinettenunterricht und Orchesterprobe nicht mehr nach Hause kommen zu
müssen. Wie oft habe ich darüber
gejammert und doch gewusst, dass es genau das ist was ich brauche um das Gefühl
zu haben mein Leben in vollen Zügen zu leben. „Al cien“ sozusagen, zu 100
Prozent. Von allem aber am meisten, habe ich es vermisst im Orchester zu
spielen, etwas zu haben wofür sich das Üben lohnt.
Aber jetzt kommt die gute Nachricht: Ab sofort
heißt die Antwort auf die Frage was ich am meisten vermisse wahrscheinlich
Frikadellen mit Nudelsalat, denn mein Wunsch, endlich wieder in einem Orchester
zu spielen, wieder zu proben, hat sich mit Dank etwas Glück, oder sagen wir
Dank Nicole erfüllt.
Die spielt nämlich schon seit einigen Wochen in der Jugend-Philharmonie von Morelia und konnte mir ein außerordentliches
Probespiel arrangieren, das provisorisch in der Küche des Proberaumes
stattfand. Ich muss sagen, die Atmosphäre nahm sogar etwas die Aufregung,
sodass ich nicht einmal das komplette Stück, das ich vorbereitet hatte, spielen
musste, um aufgenommen zu werden.
Naja und von nun an werde ich jeden Dienstag,
Mittwoch und Donnerstag von 18 bis 21 Uhr mit dem Jugend-Sinfonieorchester
proben, werde fast wie zuhause das Haus gegen Mittag verlassen und erst weit
nach Anbruch der Dunkelheit zurückkehren, um mich anschließend glücklich und
zufrieden aufs Bett zu schmeißen.