Dienstag, 25. Dezember 2012

Adios Amigos!

Ich verabschiede mich für die nächsten dreieinhalb Wochen in den Urlaub. Morgen mache ich mich um acht Uhr morgens auf die weite Busreise über Mexiko City nach Cancún, wo ich am Tag darauf gegen sechs Uhr abends ankommen werde. Dann aber beginnt der eigentliche Spaß, denn Etappe für Etappe werde ich mit einer anderen deutschen Freiwilligen diese Strecke zurückreisen, vorbei an Karibikstränden, Mayaruinen und Regenwald. Ihr werdet also lange nichts von mir hören, könnt euch danach aber auf einen gewaltigen Reisebericht folgen. Wer solange nicht warten kann, kann einfach jeden Tag mein jeweiliges Reiseziel googeln. Dies ist der Plan, wann wo übernachtet wird, der jedoch auch spontan umgeschmissen werden kann, denn gebucht ist nur die erste Übernachtung in Cancún.
27.12.-28.12. Cancún
28.12.-30.12. Isla Mujeres
30.12.-01.01. Tulum
01.01.-02.01. Cobá
02.01.-03.01. Valladolid
03.01.-04.01. Chichen Itza
04.01.-06.01. Mérida (+ Uxmal)
06.01.-08.01. Campeche
08.01.-09.01. Calakmul
09.01.-12.01. Palenque (+ Agua Azul und Misol Ha)
12.01.-13.01. Las Nubes (ein Ökoturismusprojekt am Rio Santo Domingo)
13.01.-15.01. San Cristóbal de las Casas
15.01.-16.01. Sima de las Cotarras
16.01.-19.01. Oaxaca
Einen guten Start ins neue Jahr wünscht euch Daniela.

Feliz Navidad

Weihnachten begann für mich nachmittags, als in Deutschland schon heilig Abend war, mit einem Weihnachtstelefonat mit meinen Eltern. Hier ging es dann erst um 20 Uhr mit dem Weihnachtsgottesdienst los - wir kamen natürlich erst um 20:15 an - mit Mariachimusik, bunten Lichterketten und einer gekürzten Version der Weihnachtsgeschichte, und wie Weihnachtsgottesdienste meiner Meinung nach immer, einfach schön und gemütlich. Danach traf sich die gesamte Familie, 16 Personen, bei uns zuhause. Das Weihnachtsessen: Familienpizza und Hühnchen mit Nudelsalat, der den Namen Mayonnaise-Salat eher verdient hätte.


Anschließend wurde ein Ständchen gesungen und Kuchen angeschnitten zum 1. Geburtstag von meinem Neffen Jesús, liebevoll Chuchin genannt.

Es folgte unser lange ersehntes Schokolade-Wichteln. Ich bekam eine große Packung Pralinen von meinem anderen Neffen Ritchie und schenkte dem einjährigen Geburtstagskind, nein, keine Schokolade, sondern ein Kuscheltier. Ein weiteres Highlight des Abends: Piñata schlachten (was das nochmal war? - Einfach etwas runterscrollen, zum Artikel "Weihnachtsstimmung bei 20°C").

Anschließend wurden die Flaschen geöffnet, es gibt Bier oder aber Tee mit einem Schuss Tequila, vorher aber eine kurze Ansprache, auf was denn getrunken wird: Auf Chuchin, unser Geburtstagskind und auf mich weil sie mich alle so lieb gewonnen haben. Und auch ich äußerte mich und sagte wie sehr ich mich freue mit meiner zweiten Familie Weihnachten feiern zu können. Kurz darauf: Euphorisches Tanzen zu Banda-Musik (hä? schon wieder nichts verstanden? - Runterscrollen zu "Noch so viel zu erzählen..." und bei B wie Banda nachschlagen). Das ganze untermalt vom Geknalle von Feuerwerkskörpern, was dazu führte, dass ich mich eher wie an Silvester fühlte... ein sehr schönes Silvester aber! Und während mir der Gedanke kam, dass es einerseits eines der schönsten Weihnachtsfeste war die ich je hatte, inmitten einer so großen Familie, dachte ich gleichzeitig, wie gerne ich auch mit meiner Familie zuhause gefeiert hätte, zumindest zusätzlich. Gegen 2 Uhr fielen wir schließlich müde ins Bett, um erst um 10:30 Uhr am nächsten Tag wieder aufzustehen. Den freien Tag nutzten wir um immerhin mit 2/3 der Familie in einen Park nach Uruapan zu fahren.

Noch so viel zu erzählen...

Genau das Gefühl habe ich gerade. Dass ich, wenn ich am Mittwoch in den Urlaub fahre und danach nur noch ein Wochenende in mein Dorf zurückkehren werde bevor der Wechsel nach Morelia ansteht, so viel vergessen werde worüber ich doch eigentlich noch Berichten wollte und es nur deshalb nie getan habe weil ich nicht wusste wo ich anfangen soll. Deshalb mache ich es mir jetzt ganz einfach... alphabetisch!

A wie Agua Fresca
"Agua Fresca" bedeutet wörtlich "frisches Wasser" und ist hier sozusagen der Überbegriff für hausgemachte Erfrischungsgetränke. Man nehme frisch gepressten Fruchtsaft, verdünne ihn mit Wasser und füge noch jede Menge Zucker hinzu - fertig. Schmeckt super, solange man es mit dem Zucker nicht übertreibt. Am besten schmeckt "Agua de Limón" (also Zitrone) und "Agua de Piña" (Ananas) oder aber "Agua de Jamaica". Das letztere ist etwas komplizierter, es handelt sich nämlich um Hibiskusblüten und da diese eher weniger Saft haben werden sie stattdessen gekocht.

B wie Banda
Dabei handelt es sich um eine Musikrichtung, sozusagen um mexikanische Volksmusik. Im Gegensatz zu deutscher Volksmusik aber hat "banda" ein viel größeres Publikum, läuft nach David Guetta im Radio und ebenfalls auf jeder Party. Gesungen wird selbstverständlich auf Spanisch. Beliebte Themen sind dabei "pistear" (saufen), "emborracharse" (sich betrinken) oder aber Altbekanntes wie Liebeskummer. Begleitet wird das ganze, naja von Banda eben, Trompete, Tuba, Posaune, Klarinette. Auf professionellen Aufnahmen hört sich das akzeptabel an, spielt dann aber live auf einem der vielen Feste hier eine schlechte Banda ohne Sänger, greift nur noch das Wort "dicke-Backen-Musik". Wirklich, sogar die Klarinettisten pusten ihre Backen auf, kein Wunder, dass der Klang eher quietschig wird anstatt schön und voll, aber solange ich die Einzige bin die das stört ist ja nicht viel verloren.
Damit ihr euch das alles besser vorstellen könnt, hier zwei Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=-eX8KM1znyg
http://www.youtube.com/watch?v=LMmzy4vncsA
Getanzt wird darauf übrigens als Paar und es sieht eigentlich aus als würde man immer auf jeden Schlag vom einen Bein auf das andere springen. Dabei dann noch jedes mal die Hüfte hin und her schwingen und sich vom Mann noch mal etwas hierhin und dorthin führen lassen - fertig.
Ich muss sagen, ich habe mich mittlerweile sehr gut an diese Musik gewöhnt und kann das eine oder andere Lied sogar schon mitsingen.

C wie "chela"
Ist mexikanisch für Bier. Man könnte auch einfach "cerveza" sagen. Chela gibts hier jedenfalls dauernd, und auch gerne schon vor vier.

D wie Dorfgemeinschaft
Ist im Dorf ein großes Fest, werden vorher fleißig Helfer eingeladen, um mit anzupacken, zu Weihnachten bezahlen vier Familien haufenweise Süßigkeiten, um sie an alle anderen zu verschenken, und auf der Straße wird jeder zweite mit "comadre" oder "compadre", also quasi "Mitmutter" und "Mitvater" begrüßt, denn so werden die Paten der Kinder bzw. die Eltern der Patenkinder genannt. So ist die ganze Dorfgemeinschaft eng miteinander verstrickt und es scheint sehr harmonisch zu sein, doch andererseits gibt es ja noch den "chisme", den Klatsch und Tratsch, der anscheinend so weit geht, dass mir meine Gastmutter einmal erzählte, wahre Freunde hätte man hier nur in der Familie, alle anderen würden anfangen zu reden, sobald man ihnen den Rücken zukehrt. Wo genau dazwischen die Wahrheit liegt, ich habe wohl nicht mehr genug Zeit hier, um das herauszufinden.

E wie Einladungen
Diese gibt es hier zuhauf. Ständig heiratet jemand, lässt sein Baby taufen oder lädt zum 15. Geburtstag, dem Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter ein. Mal wird offiziell eingeladen (dazu wird zur Einladung Brot verschenkt), mal weiß man einfach wann und wo die Feier ist, geht hin und bringt entweder einen "cartón", eine Kiste Bier, oder eine "botella", eine Flasche Hochprozentiges, mit. Auch wenn sich jemand nicht blicken lässt, wird das scheinbar nicht übel genommen, sogar als Großmutter oder Schwester des Täuflings den Taufgottesdienst zu verpassen und nur zur anschließenden Feier zu erscheinen scheint ganz normal. Genauso locker ist die Kleiderordnung, von chic bis alltagstauglich ist alles dabei.

F wie Facebook
Auch wenn meine mexikanischen Facebook-Freunde nur einen kleinen Teil meiner gesamten Freunde dort ausmachen, dominieren sie eindeutig meine Startseite. Es kommt mir vor als ändere jeder zweite von ihnen täglich sein Profilfoto, stelle alle zwei Tage fünf schlaue Sprüche zum Thema Liebe ein und poste anschließend noch sein Lieblingslied. Der ein oder andere gibt "pistear" also saufen als seinen Beruf an, und würde ich meinen Facebook-Namen dem hier vorherrschenden Stil anpassen hieße ich wohl DAnielITaaa BEckmanNn. Ich hoffe für sie, dass mögliche zukünftige Arbeitgeber nicht vorher ihre Profile checken.

G wie Gesundheitshinweise
"Todo con medida" (alles in Maßen) unter Bierwebung, "Come bien" (Ernähren sie sich gut) unter Süßigkeitenwerbung, "Salud es belleza" (Gesundheit ist Schönheit) unter Werbung für Pflegeprodukte. Gesundheitshinweise gibt es überall und nicht selten stehen sie ihm Widerspruch zum beworbenen Produkt oder zum Konsumverhalten der Bevölkerung. Am stärksten betroffen von dieser Art der Aufklärung sind aber Zigarettenschachteln. Denn was in Deutschland an starkem Widerspruch gescheitert ist, hat sich hier scheinbar durchgesetzt: Abschreckende Bilder von Mundkrebs, Raucherlungen oder anderen folgen des Rauchens auf jeder Packung.

H wie Hunde
Jeder hat sie täglich um sich, ob Zuhause oder auf der Straße. Ich weiß nicht mal wie viele von den Hunden, die hier frei herumlaufen wirklich Straßenhunde sind, und welche sich nur etwas weit von ihrem Zuhause entfernt haben, wie auch zwei unserer fünf Hunde es dauernd machen. Gassi gegangen wird hier nicht, die Hunde laufen herum wie sie wollen. Autofahrer lassen sich dadurch nicht weiter stören. Sie fahren nach dem Motto "der Hund geht schon aus dem Weg" und fast immer stimmt das auch, aber eben nur fast. Einer unserer Hundewelpen wurde überfahren, ein anderer ausgewachsener Hund bewegt sich nur noch auf den Vorderbeinen und zieht die offenbar plattgefahrenen Hinterbeine hinterher. Generell ist der Umgang mit den Haushunden, bzw eigentlich Hofhunden, da sie zumindest bei uns nicht ins Haus dürfen, aus meiner Sicht sehr lieblos. Selten werden sie freudig begrüßt oder gestreichelt, bei uns eigentlich nur von meinem ca 40-jährigen Gastbruder, der nebenan wohnt. Häufiger werden sie angeschrien, getreten oder mit Steinen beworfen wenn sie in die Küche kommen und nach Essen suchen, von dem sie nicht viel bekommen, nur essensreste, oder wenn sie uns folgen wenn wir das Haus velassen. In manchen Häusern wohnen die Hunde nichtmal auf dem Hof, sondern auf dem Dach, da sie zu agressiv sind. Kein Wunder bei dieser Behandlung.

I wie irgendwie unpassend
... finde ich blinkende Lichterketten und dazu piepsige elektrische Weihnachtsmusik in Dauerschleife in der Kirche. Gibt es hier aber, und wenn ich auch die Lichterketten noch akzeptieren kann, bekomme ich Kopfschmerzen davon, wenn der Rosenkranz von "Jingle Bells" in der dreigestrichenen Oktave unterlegt ist.

J wie jaripeo
Das ist Rodeo reiten und hier ein sehr beliebtes Spektakel. Spätestens die Information, dass hier im Dorf erst letztes Jahr einer der Reiter vom Stier getötet wurde, war für mich Grund solche Veranstaltungen zu meiden.

K wie Korruption
Ein paar kleinere Problemchen, die aber auch eher nur von mir so gesehen werden, habe ich in diesem Beitrag ja schon angesprochen. Aber natürlich bemerkt man, wenn man so lange hier ist, auch die wahren Probleme dieses Landes, wie Korruption und das organisierte Verbrechen. Das mit der Korruption habe ich selbst schon miterlebt. Ein Polizist wollte statt einer Geldstrafe für den abgelaufenen Führerschein meines Gastbruders (ja Führerscheine müssen hier regelmäßig erneuert werden, aber viele fahren einfach gleich ohne) lieber Bestechungsgeld kassieren. Mit organisiertem Verbrechen habe ich zum Glück nichts zu tun, doch jeder hier weiß, dass es existiert, wer mit drin hängt, wie mächtig es ist, deutlich mächtiger als die korrupte Polizei, wobei die Grenzen zwischen Drogenmafia und Staatsgewlt ja schwimmend sind und jeder weiß damit umzugehen: Raushalten! Trotzdem kennt jeder irgendwen der ermordet wurde, was zwar einerseits daran liegt, dass hier jeder jeden kennt, oder behauptet zu kennen, aber andererseits ist die Mordrate hier mit 20 auf 100.000 Einwohner in 2011 auch 25 mal so hoch war wie die Deutschlands, die im Zeitraum von 2003 bis 2008 bei 0,8 Morden auf 100.000 Einwohner lag. Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich mich hier weiterhin absolut sicher fühle.

L wie Legenden
Davon gibt es hier viele und außer mir glaubt anscheinend auch fast jeder daran. Die wohl bekannteste Legende ist die der "llorona". Es handelt sich um eine Frau, deren Kinder gestorben sind, vielleicht hat sie sie auch selbst umgebracht, ich erinnere mich nicht mehr ganz. Jedenfalls zieht sie jetzt nachts schreiend durch die Straßen und sucht nach ihnen. Die Legende besagt, hört man sie in der Nähe ist sie in Wirklichkeit weit weg, hört man sie aber in der Ferne, ist sie ganz in der Nähe.
Dann gibt es da noch eine weitere Geisterfrau, wunderschön soll sie sein, die nachts durch die Straßen zieht und zumeist betrunkene Männer dazu bringt ihr zu folgen. Wenn diese Glück haben wachen sie auf und kehren um, so soll es meinem Gastvater und meinem ältesten Gastbruder passiert sein, die sich plötzlich weit abseits ihres Weges fanden und sich nur erinnerten einer schönen Frau gefolgt zu sein. Andere hatten weniger Glück, sie sind der Geisterfrau bis in den See gefolgt und ertrunken.
Eine weitere Legende sagt, es gäbe hier Vögel, ähnlich Eulen, die Menschen bei Namen rufen. Ich glaube wieder war es mein ältester Bruder, den sie schon gerufen haben sollen. Der Legende nach sind das in Wirklichkeit Menschen, Hexer oder Hexen genaugenommen, die sich verwandelt haben. Tötet man den Vogel, werden diese am nächsten Morgen tot in ihrem Bett aufgefunden. Genauso soll es im Dorf schon einmal passiert sein. In der Nacht in der jemand den rufenden Vogel tötete, starb ein alter Mann in seinem Bett.


M wie michelada
Erinnert ihr euch an die "chelas"? Nun micheladas sind sozusagen Spezial-chelas. Denn während ich mein Bier ja am liebsten mit Grapefruit oder Zitronenlimo mag kommt hier, Chilisauce, Zitronensaft und Salz rein. Schmeckt auf jeden Fall interessant und ist erfrischend, mir aber einfach zu salzig.
N wie "no manches wey"
Stolz darf ich euch meine mexikanischen Slang-Kenntnisse vorstellen. "Chela" war dafür ja schon ein schöner Anfang, doch die wohl häufigste Phrase ist diese hier. "no manches" bedeutet für einen Spanier wohl nur "mach keine Flecken" und macht entsprechend wenig Sinn. Was eigentlich gemeint ist könnte man mit "Quatsch!", "verarsch mich nicht", "erzähl keinen Scheiß" oder "was du nicht sagst" übersetzen. "Wey" bedeutet etwa "Typ", "Alter" oder "Kumpel" und kann wenn zwei Freunde sich unterhalten eigentlich an jeden Satz angehängt werden.

O wie "onda"
Na, schon wieder Slang, ich werd noch richtig gut darin. "onda" bedeuetet eigentlich Welle. Hier wird es aber viel vielfältiger eingesetzt: In "que onda?" wird es aber zu "was geht ab?", ist jemand "buena onda" ist er gute Gesellschaft, ein cooler Typ mit dem man gerne abhängt, ist man "mala onda" eben genau das Gegenteil, ein Langweiler oder eine Spaßbremse.

P wie Purépecha
So hieß bzw heißt die indigene Bevölkerung, die hier in der Region lebte und immer noch lebt. Vor allem auf Janitzio (einer Insel im Lago Pátzcuaro) , aber teilweise auch hier in Pátzcuaro selbst kann man den Einfluss noch stark sehen. Beispielsweise laufen viele alte Frauen in Tracht herum, lange schwere Röcke, bestickte Bluse und lange geflochtene Zöpfe. Hin und wieder schnappt man auch ein paar Worte Purépecha auf. Ich kann leider nur eine einzige Vokabel. "Mintzi" bedeutet Herz.

Q wie Queretaro
... ist angeblich die sicherste Stadt Mexikos. Kein Wunder also, dass ein Taxifahrer uns dort, nachdem wir erzählt hatten, dass wir ein Jahr in Michoacán verbringen würden, fragte: "Por qué Michoacán? Allá matan!" (Warum Michoacán? Dort wird gemordet!)

R wie Radio
Nichts mehr mit "Hitradio FFH" hier tönt es jeden Tag "Así es - La Ley". Und statt "80er, 90er und das Beste von heute" gibt es zwar auch genau das, jedoch vermischt mit jeder Menge Latino Pop und noch mehr Banda.

S wie Sprudelwasser
Das gibt es hier in jedem Oxxo (einer Supermarkt-Kette, die Getränke, Snacks und Süßigkeiten verkauft), aber trinken tut es anscheinend keiner, zumindest nicht pur. Stattdessen mischen viele Leute hier ihren Whisky mit Sprudelwasser (ziemlich eklig nebenbei bemerkt). Also Moment mal: Whisky mit Sprudelwasser und zu jedem Essen Cola trinken... warum nicht andersherum??

T wie Tortilla Curtain
Das ist der Titel eines Buches von T.C. Boyle, das ich in der 12. Klasse im Englisch LK gelesen habe. Es handelt davon, wie sich das Leben eines Paares illegaler mexikanischer Einwanderer mit dem einer reichen US-amerikanischen Familie verstrickt. Der "Tortilla Curtain", also Tortilla-Vorhang ist dabei, analog zum Eisernen Vorhang, eine Metapher für die mexikanisch-amerikanische Grenze. Für mich ist es interssant im Englisch-, aber auch im Spanischunterricht quasi von weit weg immer wieder das Thema der Auswanderung, vor allem auch der illegalen Auswanderung vieler Mexikaner besprochen zu haben und jetzt dessen Auswirkungen hier plötzlich live sehen zu können. Drei von sieben Kindern meiner Gastmutter leben in den USA, sie telefonieren viel hierher. Die Enkel sind dort aufgewachsen, sprechen besser Englisch als Spanisch. Hin und wieder kommt ein Paket mit gebrauchter Kleidung aus den USA bei uns an. Was passt und gefällt wird behalten, der große Rest wird verkauft. Auch andere Familien haben Verwandschaft in den USA. Gerade jetzt zu Weihnachten und Neujahr sind einige zu Besuch und alle großen Feste werden extra so gelegt, dass sie, teilweise sogar als Paten, dabei sein können. Andere wiederum waren in den USA, sind aber ins Dorf zurückgekehrt, und glauben, mich, die ich doch aussehe wie eine "gringa" (US-Amerikanerin), mit ihren Englischkenntnissen beeindrucken zu müssen. Die meisten sprechen jedoch mit so starkem Akzent, dass ich ihr Spanisch deutlich besser verstehe, zumal ich derzeit besser Spanisch spreche als Englisch, eigentlich weder vom Vokabular von der Grammatik her, sondern einfach nur weil ich besser drin bin. Ein weiterer Effekt der Auswanderung: Jede Menge leerstehende Häuser von Auswanderern die nie mehr zurückgekehrt sind.

U wie unfertig
So sehen hier einige Häuser aus. Oft sieht man Stahlstreben aus den Mauern aufragen, die darauf hindeuten, dass möglicherweise einmal ein zweites Stockwerk geplant, aber nie errichtet wurde. Hinter vielen Häusern, auch hinter unserem, stehen Wände, die ebenfalls auf ein unvollendetes Bausprojekt schließen lassen. Viele Häuser sind unverputzt aus grauem Stein. Die vielen in knalligen Farben bemalten Häuser drumherum kaschieren dies jedoch gut.

V wie Valentina
So heißt eine beliebte Fertig-Chilisauce, die sich mit "Don Vasco" um die Marktführunf streitet. Die beiden kommen immer dann zum Einsatz wenn gerade keine Zeit oder Lust da war, hausgemachte Salsa herzustellen. Chilisauce in Mexiko - ein lukratives Geschäft.

W wie Weltuntergang
Ja das war wohl nichts mit dem Weltuntergang. Hat ja auch niemand gesagt, die Maya jedenfalls nicht. Denn am 21.12. endete nur das 13. Baktun, eine Zeiteinheit der Maja die viele 1000 Jahre umfasst. Naja und was passiert wenn das 13. Baktun endet? Ja richtig, es beginnt das 14.

X wie "por"
Es hat etwas verstanden bis ich das verstanden habe, denn es scheint auf den ersten Blick so gar keinen Sinn zu machen "por" mit "x" abzukürzen. Macht es aber doch, schließlich ist x ist das Zeichen für Multiplikation, gesprochen "por". Auch auf Deutsch verwendet man x schließlich als Abkürzung für mal. Der Unterscheid ist allerdings, dass "por" nur in diesem einzigen Fall mit "mal" zu übersetzen ist. In den meisten Fällen wird es mit "für" übersetzt. Eine super Abkürzung, die einem in SMS ganze vier Zeichen spart ist "xk" für por qué? (warum) oder porque (weil).

Y wie "ll"
Macht keinen Sinn? Ja das denke ich auch immer, wenn ich Sätze wie "que te valla bien" lese. Doch da "y" ebenso wie "ll" wie ein deutsches "j" ausgesprochen werden (ein "j" hingegen etwa wie das "ch" in "Bach") macht der Satz beim in-Gedanken-vorlesen wieder Sinn: "que te vaya bien", eine Abschiedgruß der etwa "möge es dir gut gehen" oder einfach "mach's gut" bedeutet. Genau das gleiche gilt für "c" und "s", die hier, nicht aber auf Castellano also "Hochspanisch", das aber im Vergleich zum lateinamerikanischen Spanisch nur von einer Minderheit gesprochen wird, gleich ausgesprochen werden. Und so scheint es zumindest in SMS ganz egal ob man jetzt "hise" (???), noch besser "ise" (?????), da "h" sowieso nicht gesprochen wird, oder "hice" (ich machte) schreibt.

Z wie Zahlungsmöglichkeiten
In einem Land in dem ein großer Anteil der Bevölkerung kein Konto besitzt entwickeln sich automatisch alternative Zahlungsmethoden zu Lastschrift und Kreditkarte. So ziemlich alles kann hier bar gezahlz werden. So zahlt meine Familie beispielsweise ihre Telefonrechnung bar in einem Büro in Pátzcuaro. Noch interessanter finde ich aber, wie ich meine Bustickets nach Cancún erstanden habe. Ich habe sie online reserviert, per e-Mail eine Quittung bekommen, diese ausgedruckt und den Betrag an der Kasse des nächstgelegenen Oxxo-Supermarktes bezahlt.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Aguinaldos - Süßigkeiten für alle

Hört sich gut an oder? Eine schöne Tradition, die ich im letzten Eintrag schon kurz erwähnt habe. Jetzt aber nochmal richtig, da ich jetzt weiß wovon ich spreche. Mir wurde gesagt die "muchachas" (Mädchen und junge Frauen) würden am Samstag ab sieben Uhr morgens durch die Straßen ziehen um alle zusammenzutrommeln. Ich war um sieben wach, wollte aber mit Annahi, sozusagen meiner Nichte und Nachbarin, gehen, die dann aber bis neun Uhr brauchte. Als wir dann aber endlich dort waren war es ein sehr interessanter Anblick. Etwa 20 Mädchen von ca. acht bis mitte zwanzig vor Tischen voller Süßigkeiten. Und so reihten wir uns schnell an verschiedenen Stationen ein und wurden Teil dieser Akkordarbeit, in der jede eine andere Süßigkeit in die Tüte gab, oder Zwischendrin immer wieder nach Nachschub rief, sodass sich die Tütchen nach und nach füllten, bis sie an der letzten Station verschlossen und in riesige Körbe gelegt wurden. Ich weiß nicht wie viele Tütchen wir gemacht haben, aber in einem anderen der vier Haushalte in denen sie gemacht wurden, sollen es 1400 gewesen sein. Abends versammelten sich dann fast ebensoviele Leute wie wir Tütchen gemacht hatten zur "posada" in bzw. vor der Kirche und jede der vier Gruppen verteilte ihre Tütchen an sie. Der Vorteil wenn man selbst verteilt - man bekommt auch von den übriggebliebenen "aguinaldos" noch etwas ab und so konnte ich sogar fünf Süßigkeitentüten mit nach Hause nehmen:


In diesem Sinne: Feliz Navidad an alle meine Blogleser :)

PS: "Aguinaldo" bezeichnet auch das hier obligatorische Weihnachtsgeld. Dieses ist auch der Grund, warum es gerade um diese Zeit so viele große Feste, vor allem Hochzeiten gibt. Es ist einfach gerade Geld da. Denn Geld für ein Fest zu verprassen, oder soll man sagen in ein Fest zu investieren, ist hier deutlich weiter verbreitet als es zu sparen.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Weihnachtsstimmung bei 20°C

Es ist Dezember, die halbe Facebook-Gemeinde postet Bilder vom ersten Schnee und meine Gastgroßmutter klagt bei Tageshöchsttemperaturen von 20°C über die Kälte. Nun gut, sie klagt selbstverständlich nicht über die Tagestemperaturen, sondern darüber, dass es nachts doch ziemlich frisch wird. Ich weigere mich zu dieser Jahreszeit das Wort "kalt" für Temperaturen über 5°C zu verwenden.

Naja und ich muss zugeben es macht mir Spaß, Dezemberfotos in T-Shirt und mit Sonnenbrille nach Hause zu schicken und euch etwas neidisch zu machen - Moment ich hätte da noch eins:

 
Aber was ich eigentlich sagen wollte, und dazu ist diese Foto eine gute Überleitung, ist, dass einfach nicht so richtig Weihnachtsstimmung aufkommen will. Das wird noch dadurch verstärkt, dass hier sehr anders gefeiert wird. Keine Plätzchen, kein Adventskalender, zumindest bei uns kein Adventskranz, deutlich weniger Weihnachtsdeko, kein Weihnachtsmarkt. Darüber konnte mich allerdings ein Paket von Zuhause ganz gut hinwegtrösten. Inhalt: Plätzchen, Nugat, Marzipan, Lebkuchen, Dominosteine, Nutella (ok das gibt es zum Glück nicht nur zu Weihnachten), Backpulver (auch eher nicht zum so essen gedacht), Weihnachtsgeschenke, und auch sehr toll:
 
 
Weihnachtskalender und sogar noch Weihnachtsdeko! Und da mein Paket erst am 14.12. ankam ging ein Kindheitstraum in Erfüllung und ich durfte 14 Türchen an einem Tag öffnen!
Die Plätzchen und Lebkuchen wurden übrigens brüderlich mit meiner Gastfamilie geteilt.
Alles was ich so aus der deutschen Adventszeit kenne (und etwas vermisse) wird hier jedoch nicht ersatzlos gestrichen. Ab dem 16.12. also schon seit einigen Tagen finden täglich "posadas" statt. Man trifft sich in der Kirche um den Rosenkranz zu beten, es folgt eine kurze Prozession, die erneut in der Kirche endet, wo nochmal so etwas ähnliches gebetet wird. (Ich kenne mich da nicht aus; als Protestantin würde ich den Rosenkranz nichtmal auf Deutsch erkennen.) Danach wird draußen vor der Kirche noch ein wenig beisammengestanden, an alle Erdnüsse, Süßigkeiten und Schilfrohr verteilt (das isst man nicht wirklich, man kaut nur darauf herum, damit der Saft herausläuft, und dann spuckt man die Fasern weg) während die Kinder mehrere Piñatas schlachten. Wer nicht weiß was eine Piñata ist, hier das Sieger-Modell des Piñata-Wettberwerbs am letzten Schultag:
 
 
Sie wird entweder um einen Tontopf oder einen Luftballon aus Pappmaschee und Kreppband gebastelt, ist also innen hohl, um sie mit Süßigkeiten zu befüllen, die dann entsprechend herausfallen, wenn die Kinder nur lange genug darauf herumkloppen. Die Stacheln sind traditionell sieben und stehen für die sieben Todsünden.
 
Ein weiteres Highlight des letzten Schultag: Der erste Auftritt unserer Gitarren-Gruppe. Da Nicole und ich die Zeit vorher auf Seminar waren, spielten wir nicht mit, was, da wir absolute Anfängerinnen sind und nur hier von unseren Gitarren-Jungs einige Griffe gelernt haben, der Qualität des Auftritts nicht geschadet hat. Feliz Navidad:
 

 
Eine weitere Weihnachtsfeier gab es dann am Dienstag für das Personal, die aus einem gemeinsamem Essen, vor allem aber aus gemeinsamem Trinken bestand.
 
Eine weitere Tradition vor Weihnachten ist das Verteilen von "aginaldos". Das sind Tüten gefüllt mit Süßigkeiten, die hier im Dorf am Samstag in vier Haushalten vorbereitet und abends dann verteilt werden. Dazu werden alle Frauen zum Helfen eingeladen, sogar ich, obwohl ich niemanden der Versanstalter kenne.
 
In meiner Gastfamilie wird Weihnachten nicht groß gefeiert. Generell ist es ein viel unwichtigeres Fest als in Deutschland. So lädt hier beispielsweise am 24. ein Paar zu seiner standesamtlichen Hochzeit ein, was ich mir in Deutschland nicht vorstellen könnte. Auch Geschenke werden weniger gemacht. So haben wir in meiner Familie beschlossen für $50 (ca 3€) aufwärts Schokolade zu wichteln. Das finde ich zwar auch eine schöne Idee, und auch praktisch, da ich nicht jeden gut genug kenne, um ein persönliches Geschenk zu machen, immerhin reden wir hier von insgesamt 15 Leuten, aber ich bin andererseits auch froh zwei "richtige" Geschenke von Zuhause auspackbereit für den 24. unter dem Bett liegen zu haben.
 
Zusammenfassend lässt sich sagen, Weihnachten mal anders zu feiern ist eine Erfahrung, doch ich werde mein geliebtes deutsches Weihnachten nächstes Jahr viel mehr zu schätzen wissen.

Zwischenseminar... was so lange sind wir schon hier?

Zwischenseminar - heißt das etwa es ist schon Halbzeit? Mal schnell nachgerechnet - das Seminar war vom 4.12. bis zum 9.12. - das heißt erstens, dieser Eintrag darüber kommt ganz schön verspätet und zweitens, es waren doch erst 3 von 11 Monaten rum also nur 27%. Da liegt also doch noch ganz schön viel Zeit vor mir und das ist gut so.

Der Seminar-Ort war eine abgelegene Hazienda in bzw bei Erongaricuaro, einem Dorf am Lago Pátzcuaro und so nur etwa 15km von meinem Dorf Huecorio entfernt. So waren wir schön abgeschieden von der Welt und konnten uns voll und ganz auf das Seminar besinnen. Und so konnte man sich in den freien Abendstunden Beschäftigungen wie am Lagerfeuer sitzen, Tabu spielen, Reiseplanung, frühes Schlafengehen, lesen oder einfach quatschen widmen. Auch mal schön eigentlich, auch wenn uns manchmal die Elektrizität einen Strich durch die Rechnung machte, denn Solarenergie funktioniert bekanntlich nur tagsüber und die gespeicherte Energie reichte nicht immer bis in die späten Abendstunden.

Die Inhalte waren grob zusammengefasst einerseits zum Thema Einleben in der anderen Kultur und andererseits über unsere Arbeit in den Einsatzstellen. Würde ich nicht die Einsatzstelle wechseln müssen, wäre dieses zweite Thema möglicherweise eine gute Anregung für zukünftige Projekte in meiner Schulen gewesen, aber so hat es mir leider eher weniger gebracht. Zum Kultur-Thema fand ich es allerdings sehr interessant mich mit anderen Freiwilligen auszutauschen und zu merken, dass sie teilweise genau an den gleichen Stellen anecken, wie beispielsweise der hiesigen Definition von "novio" einem festen Freund, früher Heirat und Familiengründung, der Vertrauens- oder auch nicht Vertrauensbeziehung zwischen Eltern und Kind (Eltern sind streng, Kind macht Verbotenes einfach hinter ihrem Rücken) oder aber dass wir ständig auf Englisch angequatscht werden (ich glaube dem Thema widme ich demnächst auch mal einen Eintrag). Ein Nebeneffekt, des ständigen Vergleiches zwischen Deutschland und Mexiko war aber leider auch, dass ich mehr an Zuhause dachte als sonst und auf einmal jede Menge zu vermissen begann. Meinen gesamten Alltag eigentlich, und nein nicht nur Orchesterproben oder vor allem Freunde treffen, nein sogar so nervige Dinge wie Noten sortieren oder vom Nachhilfe geben schnell nach Hause fahren, dass Fahrrad nur kurz anlehnen, hoch ins Haus rennen, Klarinette und Notenständer schnappen und wieder zur Probe düsen. Und so kam es, dass ich als ich vom Seminar zurückkam jede Menge Freunde von zuhause wieder angeschrieben habe, weil mir der Kontakt plötzlich so gefehlt hat. Mittlerweile habe ich diese kurze Heimwehphase gut überstanden aber es war trotzdem sehr schön wieder so viel von Zuhause zu hören.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

San Miguel de Allende - im Gringo-Rentner-Paradies

Gut, die zwei Tage in San Miguel de Allende sind schon bald zwei Woche her, aber da in der Zwischenzeit Seminar war (Blogeintrag darueber folgt demnaechst) und ich auch leider meinen Adapter verloren habe und meinen Laptop nicht laden konnte, komme ich erst jetzt dazu zu berichten. Allerdings vom Laptop meines Gastbruders aus, sodass ihr euch leider auf "ae", "ou" "ue" und "ss" einstellen muesst. Dafuer koennt ihr aber gerne ganz viele ñ und Ñ haben... die hat diese Tastatur stattdessen.
Aber jetzt zu San Miguel de Allende: Die Stadt ist nicht besonders gross (etwa 62 000 Einwohner) aber einfach schoen. Die meisten Haeuser sind gelb, orange oder rot, und nicht etwa Pastellfarben wie in Deutschland meistens anzutreffen, sondern in schoenen leuchtend warmen Farben. Kein Wunder also dass diese Stadt so viele pensionierte US-Amerikaner anzieht. Das Wort "gringo" aus der Ueberschrift ist das mexikanische (nicht etwa spanische sondern wirklich rein mexikanische) Wort fuer "Ami" und kann entsprechend der komplizierten Beziehung zwischen Mexiko und den USA, einer Mischung aus Abhaengigkeit, Ablehung und Bewunderung, kurz gesagt einer Hassliebe, auch abwertend gemeint sein. Und auch ich muss sagen, im Vergleich zu den amerikanischen Touristen bin ich froh, ein viel echteres Mexiko kennenzulernen, dass sich nicht (nur) in den schicken Restaurants von San Miguel findet.

Ob die Touristen deshalb kommen, weil San Miguel anders ist als andere mexikanische Staedte, die ich bisher gesehen habe, oder ob es anders ist weil die Touristen kommen... ich tippe auf letzteres aber ich weiss es nicht. Jedenfalls haben hier Restaurants der mittleren und gehobenen Preisklasse (gemessen an ueblichen mexikanischen Preisen, verglichen mit deutschen Preisen ist es immernoch recht gut bezahlbar), haeufig in wunderbar gestalteten Innenhoefen, die sonst viel praesenteren Strassenstaende in den Hintergrund gedraengt. Und auch Touristenlaeden gibt es hier deutlich mehr als andererorts. Diese sind allerdings nicht alle identisch und mit dem gleichen Ramsch gefuellt, wie ich es aus europaeischen Touristenhochburgen kannte, sondern deutlich individueller und einfallsreicher und einfach schoener zu durchstoebern.

Nun aber zum bunten Teil des Reiseberichts:
Ein Eindruck der rot-orange-gelben Strassen:


Und der/die/das Oratorio de San Felipe Neri ebenfalls farblich passend:


Beim weiteren durch die Stadt spazieren an diesem ersten Tag trafen wir noch auf die Parroquia de San Miguel Arcángel und links daneben die Iglesia de San Rafael, hier in sehr interessantem Licht:


Eine Gruppe Mariachi:



Eine weitere Kirche:


Und ein Reiterstandbild:


Der Tag endete mit leckeren aber eigentlich viel zu teueren Nudeln in einem italienischen Restaurant, dass die Preise erheblich erhoeht haben muss, nachdem es als Tipp in meinem Reisefuehrer aufgenommen worden war.

Am naechsten Tag fuehrten uns unsere Streifzuege zunaechst in einen Park:


Wir verschnauften danach kurz bei Churros und heisser Schokolade:


Und machten und dann auf einen recht anstrengenden Fussmarsch bergauf zu einem botanischen Garten voller Kakteen.
Hier sieht man wie weit bergauf wir gelaufen sind:


Und hier wie verlassen und fast wuestenmaessig es so ausserhalb der Stadt schon aussah:


Der botanische Garten war fuer mich das Highlight des Tages. Mir wurde vorgeworfen jeden einzelnen Kaktus fotografiert zu haben. So langsam verstehe ich warum diese meinen Papa so faszinieren, auch ich habe sie als Fotomotiv sehr schaetzen gelernt und so kommt jetzt eine wirklich schon stark gekuerzte Zusammenfassung meiner Bilder:


Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass dieses Foto am ersten Advent aufgenommen wurde... Hier in meinem Dorf am Lago Patzcuaro ist es zwar nicht ganz so heiss wie in San Miguel, bei 20 Grad taeglich kommt aber trotzdem noch keine Weihnachtsstimmung auf.








Und dieses letzte Foto soll einfach nur ausdruecken wie gute Laune ich hatte! :)

Fuer den naechtsen Tag stand vor spaetnachmittaglicher Abreise noch ein Besuch im Thermalbad an. Es war zwars eigentlich "nur" ein Freibad unter Palmen mit warmem Wasser und voller US-Amerikaner, aber wann geht man schonmal im Dezember draussen schwimmen? Und so etablierte sich schnell der Spruch: "Also wenn man gerade aus dem Wasser rauskommt merkt man schon, dass Dezember ist." Kurz gesagt wir hatten unseren Spass:

Freitag, 30. November 2012

Grüße aus Queretaro

So ihr Lieben, ich sitze hier auf der Stufe zur Eingangstür zu unserem Hostel-Zimmer, da es leider nur draußen Internet gibt aber nur drinnen Strom... Na das System habe ich gut ausgetrickst! Ich habe also einen schönen Blick auf die Dachterrasse und auf Turm und Kuppel des Templo de Santa Rosa de Viterbo. Es ist zwar schon 18 Uhr, aber immernoch warm genug um im T-Shirt draußen bzw. auf der Türschwelle zu sitzen.


Da Mittwoch und Donnerstag Besprechungen mit Vertretern der verschiedenen Organisationen anstanden (siehe vorheriger Eintrag) und das Zwischenseminar eigentlich Montag, jetzt aber doch erst Dienstag anfangen wird, habe ich gemeinsam mit Nicole, Helena und Xenia die Zeit genutzt einen weiteren Wochenendtrip, diesmal nach Queretaro und von dort ab morgen nach San Miguel de Allende, zu unternehmen.

Gestern reichte unserer Energie nach Ankunft und abenteuerlicher Unterkunftssuche - das Hostel in das wir eigentlich wollten existiert nicht mehr, die zweite Anlaufstelle war eine heruntergekommenes Loch und erst das dritte, das wir gegen 21:30 fanden sagte und zu - nur noch um ins Bett zu fallen. Heute standen wir aber halbwegs früh auf, um zunächst ein neues Hostel zu finden, da unseres für die nächste Nacht ausgebucht war. Wir fanden das Hostal Itzi. Absolut zu empfehlen - Privatzimmer für 4 Personen mit Bad für $125 pro Person (ca. 8€).

Danach ging es durch die Stadt die wirklich sehr schön ist, vielleicht nicht ganz so schön wir Guanajuato, aber schöner als Morelia und viel schöner als Guadalajara. Hier mal wieder einige farbige Eindrücke:

Der Templo de Santa Rosa sowohl von außen als auch von innen:


 
Die einfach unheimlich schönen bunten Blumen und Gebäude:

 
Eine weitere Kirche von innen:


Noch eine Kirche am Brunnen des Neptun:

 
Und der Innenhof des Museo Regional:
 
 
Für den Rest des Abends steht dann noch gemütliches Abendessen, Cocktail-Trinken und möglicherweise noch Feiern auf dem Programm. Ein schöner Mädels-Abend also endlich mal wieder. Deshalb geh ich mir jetzt auch mal die Fingernägel lackieren! Bis dann.

Donnerstag, 29. November 2012

Neues Jahr, neues Projekt...

Schon seit längerem war bekannt, dass ich (wie auch schon einmal in einem Eintrag angedeutet) in absehbarer der Zeit die Einsatzstelle wechseln werden müsste. Die Situation war chaotisch, Gründe, Konsequenzen und Zeitfenster ungewiss und so war ich sehr gespannt auf das heutige Treffen zwischen uns Freiwilligen, Vertretern unserer drei deutschen Entsendeorganisationen und unserer mexikanischen Organisation Vive Mexico, die endlich alle Fragezeichen beseitigen sollte.

So erfuhren wir schließlich, dass die Organisationen Anfang Oktober ein Schreiben erhielten, dass zunächst aufgrund von Sicherheitsrisiken den Abzug aller Freiwilligen aus Michoacán forderte. Das hätte bedeutet, Koffer packen und ab nach Hause. Wir Freiwilligen wurden jedoch erst eingeweiht, als von Seiten der Freiwilligendienst-Organisationen schon so viel Überzeugungsarbeit geleistet wurde und das Urteil auf eine Umplatzierung in die urbanen Gebiete gelindert wurde. Konkrete Gründe, für die Sicherheitsbedenken wurden jedoch nicht offengelegt und auch die Umplatzierung in die Städte sei keine Umplatzierung in tatsächlich sicherere Regionen, die Städte besäßen jedoch genügend Infrastruktur um mögliche Schwierigkeiten einfacher anzugehen, sodass die deutsche Botschaft unseren Aufenthalt dort leichter verantworten kann. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass ich mich in meinem Dorf und in der Umgebung nie unsicher gefühlt habe. Allerdings haben wir Freiwilligen im Rahmen wilder Spekulationen darüber worin genau die Sicherheitsrisiken bestehen könnten erfahren, dass in der gesamten Region Schutzgeld von Läden erpresst wird.

Was die neuen Einsatzstellen angeht einigten wir uns darauf, erst im Januar dort anzufangen, um nicht in der Vorweihnachtszeit aus unseren Familien gerissen zu werden, was mich sehr gefreut hat, da ich genau dies befürchtet hatte. Da wir außerdem schon fest damit gerechnet hatten, die Schulferien zusätzlich der anschließenden unterrichtsfreien Prüfungszeit zum Reisen nutzen zu können, wurde der Projektbeginn einige weitere Tage nach hinten verschoben. Drei Wochen Yucatan steht somit nichts mehr im Wege!

Auch wurden uns unsere neuen Projekte zugeteil. Ich werde also ab Mitte Januar in einem Jugendzentrum tätig sein, womit ich sehr zufrieden bin, da es nach viel Abwechslung klingt.

Auch wenn ich immernoch traurig bin, meine Familie, mit der ich mich super verstehe, sowie das Dorf, in dem ich mich eingelebt habe, verlassen zu müssen, bin ich doch auch zuversichtlich. Der Zustand jetzt ist somit nicht zu vergleichen mit der Situation vor einigen Wochen, in der ich der Verzweiflung nahe war.

Ein Paket!! Juhuuu ein Paket!

Im Alter von 19 Jahren, 1 Monat, und 12 Tagen erreichte mich endlich mein lang erwartetes Geburtstagspäckchen!

 
Absolutes Highlight: abgepacktes Kürbiskernbrot und deutsche Süßigkeiten! Und auch ein Buch war dringend nötig; so kann ich endlich mehr als die bisherigen sparsamen 20 Seiten pro Tag lesen, ohne befürchten zu müssen, dass mir der Lesestoff ausgeht.
Deshalb hier vielen lieben Dank an Mama und Papa. Ihr seid die Besten! Ich freue mich schon aufs Weihnachtspäckchen! :)

Montag, 26. November 2012

Guadalajara - Mariachis a sus ordenes!

Mein Reiseführer beschreibt es folgendermaßen: "Vieles, was "typisch mexikanisch" ist, stammt aus Guadalajara und Umgebung, z.B. Tequila, Mariachimusik, die breitkrempigen Sombreros [...]" (Lonely Planet Mexiko 3. deutsche Auflage, S, 510).

Nach Tequila, die Stadt nach der der bekannte Agavenschnaps benannt ist, habe ich es diese Wochenende leider nicht geschafft (habe jedoch den festen Vorsatz das irgendwann nachzuholen) und Sombreroträger finden sich in der zweitgrößten Stadt Mexikos auch eher weniger. Mariachi Bands waren jedoch tatsächlich anzutreffen! Daher stammt auch der Satz aus der Überschrift - "Mariachis zu Ihren Diensten". Aber erst einmal der Reihe nach:

Wieder einmal machten Nicole und ich uns freitagmittags direkt nach dem Unterricht auf den Weg zum Busbahnhof. Von Patzcuaro fährt man etwa 4 Stunden nach Guadalajara und von der dortigen "Central" (Busbahnhof) noch einmal eine halbe Stunde ins Zentrum. Dort angekommen machten wir uns auf den Weg zum Hostel, das wir aus den Tipps des Reiseführers ausgewählt hatten. Auch ohne Buchung bekamen wir problemlos ein Zimmer.

Am ersten Abend wollten wir ins Kino gehen. Kleine private Kinos gibt es in Mexiko fast nicht. Klar dominierend sind große Ketten wie Cinepolis, die in den Großstädten große Kinos mit mehreren Sälen betreiben. So müsste ich von Huecorio etwa 60km ins Kino fahren. Die Filme werden übrigens teilweise in englischer Originalversion mit spanischen Untertiteln sowie auch spanisch synchronisiert angeboten. Wir entschieden uns für die unsynchronisierte Version (sehr praktisch da man wenn man das Gesprochene einmal nicht versteht immernoch die Untertitel hat) von "Amanecer 2" (deutscher Titel: "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht 2). Der Film war sogar anders als die vorherigen Teile erstaunlich gut.

Den nächsten Tag widmeten wir dann völlig dem Sightseeing. Gegen 9:30 verließen wir - mit Reiseführer und Kamera bewaffnet - das Hostel und machten uns auf den Weg zur Kathedrale, die man auf diesem ersten Foto sieht:

 
Noch schöner war sie von innen, zumal das Licht gerade sehr teatralisch einfiel:
 
 

Die meisten Sehensürdigkeiten befinden sich um die vier Plätze herum, die die Kathedrale umgeben. So beispielsweise der Palacio de Gobierno, der von einem Wandgemälde José Clemente Orozcos geschmückt wird:


 
Es zeigt (und hier greife ich wieder auf meinen Reiseführer zurück) den Helden der mexikanischen Unabhängigkeit Miguel Hidalgo, sowie an den Seitenwänden die einander gegenüberstehenden Systeme Faschismus und Kommunismus. Die rechte Seite ist doch recht leicht zu erkennen, den Kommunismus habe ich ehrlich gesagt nicht erkannt, wahscheinlich ist diese Wand deshalb unfotografiert geblieben.

Außerdem schlenderten wir durch eine Fußgängerzone:

 
Und besichtigten einige weitere schöne Kirchen:
 

 
Bis wir uns schließlich auf den Weg zu einem Park machten, um dort ein wenig zu entspannen, sowie Schmetterlinge und Vögel (leider alle eingesperrt) zu beobachten. Die Schmettelinge waren zu flatterig um sie zu fotografieren, der Tukan und die Steinfigur am künstlichen Teich waren da fotogener:

 
 
Auch schön anzusehen: Der außerhalb des Zentrums gelegene Stadtteil Zapopan, hier mit Basilika und Grünanlage:
 
 
Was das Kunstmuseum dort angeht, ich hätte nicht von der Reisfüherinfo, dass es dort schon gute Austellungen gab, darauf schließen sollen, dass auch die jetzige gut sein würde. Zum Glück habe ich für den Eintritt nur umgerechnet 0,40€ zum Fenster heraus geschmissen.
 
Nach einem solch langen Tag, brauchte ich erst einmal eine halbe Stunde Schlaf, bis wir uns schließlich zum Abendessen und anschließendem "Agua de Limon" (frisch gemachte Zitronenlimonade) am Plaza de los Mariachi aufmachten. Obwohl die Mariachis durch die umliegenden Cafes gingen und auch uns fragten ob sie uns ein Lied spielen sollten, und dabei mit dem Satz "Mariachis a sus ordenes" - "Mariachis zu ihren Diensten" die Überschrift zu diesem Eintrag lieferten, ließen wir uns nichts spielen, weshalb ich von ihnen auch kein besseres Bild habe als dieses:

 
Danach war der lange Tag wirklich vorbei und ich fiel erneut müde in mein Bett. Ausschlafen war jedoch nicht drin, schließlich hatten wir am nächsten Tag noch Programm und wollten auch nicht allzu spät zuhause ankommen.
 
Programm? Na wir waren doch noch nicht im Museo Regional de Guadalajara! Das wurde am Sonntagmorgen angesteuert und ich muss sagen es lohnt sich (zumal der Eintritt Sonntags frei ist). Ausgestellt sind beispielsweise verschiedene Artefakte prekolumbianischer Kulturen der Region, wie hier auf dem Foto Schmuck:
 

Anschließend zog es uns noch auf einen Markt, wo wieder einmal meine Schwäche für Armbänder deutlich wurde,... Mit neuen klimpernden Bändchen am Arm machten wir uns dann schließlich wieder auf den diesmal etwa 5-stündigen Heimweg, da wir mangels Direktverbindung einen Umweg über Morelia machen mussten.