Freitag, 23. August 2013

Zurück in Deutschland

Tja, da bin ich wieder. Wer mich gerne persönlich wieder sehen möchte darf sich freuen (oder hat das vielleicht sogar schon getan) und wer immer so gerne meinen Blog gelesen hat braucht auch nicht traurig sein, denn den einen oder anderen Eintrag habe ich noch auf Lager.

Dieser hier soll ein wenig darüber Aufschluss geben wie ich mich wieder eingelebt habe und was sich geändert hat (oder auch nicht). Dann muss ich demnächst natürlich noch über den Mexiko-Urlaub mit meinen Eltern schreiben und auch das Nachbereitungsseminar Ende September könnte einen Eintrag wert werden. Vielleicht ergibt sich ja auch spontan noch die ein oder andere erzählenswerte Anekdote...

Teil 1: Kein Willkommen ohne Abschied

Von den meisten meiner Freunde hatte ich mich schon vor den Urlaubstagen mit meinen Eltern verabschiedet. Das war nicht leicht, doch durch den bevorstehenden Urlaub mit meinen Eltern hatte ich auch etwas worauf ich mich freuen konnte und musste mich nicht gleichzeitig von Land und Leuten verabschieden. Zwei Freunde begleiteten mich aber auch noch an meinem allerletzten Tag und bis an den Flughafen, was mich sehr freute und mir etwas die Depression nahm, die die Aufbruchsstimmung am Flughafen in mir auslöste. Andererseits wurde der Abschied, der diesmal so endgültig schien aber umso trauriger und tränenreicher. Es fiel mir unglaublich schwer, einfach den Rücken zu kehren und durch die Gepäckkontrolle zu gehen, wenn ich doch  nicht weiß wann und ob ich zurückkehren werde. Auf dem Flug selbst war ich zum Glück ausgeglichener, was wohl daran lag, dass ich immer nur zum Essen wach war. Die Stunden vergingen im wahrsten Sinne des Wortes im Fluge.

Umsteigen in London war kein Problem und auch in Frankfurt ging ich zielstrebig zur Gepäckausgabe und schließlich durch das grüne Zoll-Türchen. Draußen erwarteten mich meine Eltern und tatatadaaaaaa: Toni und Sandra :) Wir fuhren nach Hause und nach und nach wurde alles um mich herum immer bekannter und vertrauter, bis ich schließlich wieder in meinem alten Zimmer stand.

Teil 2: Alles an seinem Platz

Ein Abendessen bei Renate und Willy, vorbeischauen beim Orchester, Eis-Essen, Kneipentour, Bowling, Grillen, Döner essen, Brownies backen, Geburtstage feiern... ich würde sagen sozial (und kulinarisch) war ich sofort wieder top integriert. Und stets war es als ob ich nie weg gewesen wäre (nur mit mehr Gesprächsstoff). Die Traurigkeit angesichts des Abschieds von Mexiko hatte der Freude über das Wiedersehen mit meinen deutschen Freunden Platz gemacht. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Puzzlestück, das an seinen Platz zurück gekehrt ist. Alles rundherum passt (immernoch), ist vertraut und beständig und es ist so leicht, sich zurechtzufinden.

Das soll jedoch keinenfalls heißen, dass es mir hier besser geht als in Mexiko. Ich habe mir dort ein gutes soziales Netz aufgebaut, habe auch meine Umgebung sehr gut kennengelernt, war absolut glücklich damit und bin es immer noch. (Ich mag diese Vergangenheitsformen im Gespräch über Mexiko nicht.) Ich habe jedoch erst jetzt bei der Rückkehr feststellen und wertschätzen können, wie verwurzelt ich in meiner Heimatstadt bin.

Teil 3: "Also in Mexiko..."

Also alles wie früher? Nein, das auch nicht. Am Anfang, als mir alles exakt so vor kam wie vor Mexiko habe ich mich tatsächlich gefragt welchen Platz Mexiko jetzt überhaupt in meinem neuen alten Leben einnehmen würde. Doch über die Tage haben sich da sehr viele Nischen aufgetan in denen Erinnerungen und Freundschaften regelmäßig aufleben:

1. Facebook ab 23.00 Uhr abends:
Sieben Stunden Zeitverschiebung machen es möglich die ganze Nacht todmüde (oder auch nicht dank Jetlag) mit putzmunteren mexikanischen Freunden zu chatten! :)

2. Erinnerungsstücke:
Eine Flasche Tequila im Regal, einen kleinen, bunt bemalten Keramik-Totenkopf auf dem Lautsprecher, ein Glas mit übrigem mexikanischem Geld in dem ich jetzt auf die Rückreise sparen werde und ein Schwarm Monarchfalter-Magnete an meiner Pinnwand... immer wenn der Blick darauf verweilt, schweifen die Gedanken zurück nach Mexiko.

3. Handel und Vermarktung weltweit:
Eine Chili-Soße wirbt mit "entdecken Sie den Mexikaner in sich". Ich lächele nur, denn ich schätze ich weiß etwas mehr von Mexiko als der Schöpfer des Slogans und der Soßenhersteller gemeinsam. (Es sei denn es handelt sich um den deutschen Vertrieb der einzig wahren fertig-Chili-Soßen Salsa Valentina oder Salsa Don Vasco.)
Ich kaufe Limetten: Herkunftsland Mexiko.
In einer Bar bestellt jemand ein Corona-Bier. Ich denke noch "Mensch die haben ja mehr Ahnung hier als ich dachte" als das Bier mit Zitrone serviert wird, verwerfe den Gedanken jedoch wieder als die Zitrone von allen einstimmig in den Flaschenhals hinein gedrückt wird anstatt sie ordentlich darüber auszudrücken und noch etwas Salz hinterher zu streuen.

4. Gespräche:
Meine neue Lieblingsphrase: "Also in Mexiko...
Ich hoffe meinen Gesprächspartnern wird dabei nicht langweilig. Ich könnte stundenlang über Mexiko erzählen und versuche auch absolut jeden Lebensaspekt fundiert zu vergleichen.

Teil 4: Und wo bleibt der Kulturschock?

Alles in allem habe ich jedoch das Gefühl, dass die Veränderungen oder die Entwicklung die ich erfahren habe in einem sehr privaten Teil meiner Persönlichkeit passiert sind. Das ist gut, denn so bin ich immer noch die alte, und verhalte mich allen gegenüber genauso wie vorher. Nur in mir drin scheinen manchmal viel vielschichtigere Denkprozesse angestoßen zu werden.

Da kommen dann manchmal so kleine Zweifel auf, zum Beispiel wenn ich mir unsere Wohnung ansehe, und mir auffällt, wie viel hier herum steht, von Möbeln über Geschirr bis Deko. Dann frage ich mich, ob ich mit unserem Coca-Cola Tisch und zugehörigen Coca-Cola Stühlen nicht genauso glücklich war. Andere Fragen kommen auf, wenn ich Fremden begegne. Werde ich mit ihnen jemals in ein so ungezwungenes kurzes Gespräch verwickelt werden wie es mir in Mexiko dauernd passiert?.. . passierte... ach an dieses Reden von Mexiko in der Vergangenheitsform habe ich mich noch nicht gewöhnt.

Freitag, 9. August 2013

Spendenaufruf

Liebe Blogleser,

meine Zeit in Mexiko neigt sich dem Ende zu. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, wie ich mich vor der Ausreise um Spenden für das "weltwärts"-Programm bemühte. Dies will ich heute noch einmal tun, denn die Zielsumme ist noch nicht ganz erreicht. Da es damals einiges an Unverständnis und Verwirrung in diesem Zusammenhang gab, möchte ich meinen Spendenaufruf diesmal als eine Art FAQ aufbauen (auch wenn mir die Fragen so direkt nicht alle gestellt wurden). Bitte nehmt euch die Zeit ihn durchzulesen.

Warum bitte ich um Spenden für einen "Abenteuer-Urlaub"?
Die Bezeichnung Abenteuer ist durchaus angemessen dafür, ein fremdes Land ein Jahr lang so intensiv kennenzulernen wie ich es durfte - sowohl auf meinen Reisen, als aber vor allem auch im alltäglichen Leben.
Urlaub hingegen ist nur ein Teil meines Freiwilligendienstes und zwar der Teil, der nicht von den Spenden, sondern meinem eigenen Geld, sprich Erspartem, Freiwilligen-Taschengeld von 100 Euro pro Monat sowie Taschengeld seitens meiner Eltern bezahlt wird.

Wofür ist das Geld dann?
Das Geld geht direkt an meine Entsendeorganisation ijgd - internationale Jugendgemeinschaftsdienste. Wie man dem Namen entnehmen kann, engagiert sich diese Nicht-Regierungsorganisation im internationalen Austausch von Jugendlichen zur Förderung der internationalen Verständigung. Im allgemeinen wird durch eine Spende also eben dieses Vorhaben gefördert. Im speziellen sollen die Spenden die Kosten für meine Entsendung im Rahmen des "weltwärts"-Programmes decken.

Wie funktioniert das "weltwärts"-Programm?
"weltwärts" ist eine Initiative des Bundesministeriums für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst versteht sich jedoch nicht als Entwicklungshilfe sondern als Lerndienst. Deshalb werden in diesem Programm bewusst Jugendliche entsendet und keine ausgebildeten Entwicklungshelfer.
Durchgeführt wird das Programm von verschiedensten durch das BMZ anerkannten Nicht-Regierungsorganisationen wie beispielsweise ijgd. Die finanziellen Mittel kommen dabei zu 75% aus dem Budget des BMZ und zu 25% aus dem der Entsendeorganisation. Da diese sich in der Regel durch Spenden finanzieren, sind die Freiwilligen dazu aufgefordert um eben diese zu bitten.

Jetzt mal konkret, von wieviel Geld sprechen wir hier eigentlich?
Die gewünschte Spendensumme beträgt 150 Euro pro Monat also 1650 Euro für die Gesamtzeit von 11 Monaten. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Eltern, an weitere Verwandte, und Freunde und für die Unterstützung des Bistro-Teams. Mit eurer Hilfe sind bereits über 1500 Euro zusammengekommen. Jetzt fehlen noch exakt 117,42 Euro. Wenn also der eine oder andere Blogleser 5-10 Euro spendet, dürfte das erreicht werden.

Aber,... warum zahlen das nicht einfach deine Eltern?
Genau das haben die mich auch gefragt. Ich habe das Glück Eltern zu haben, die mich nicht nur unterstützen wollen, sondern das auch finanziell können. Sinn dieser Art der Finanzierung, des Aufbaus eines Förderkreises, der den Freiwilligen oder die Freiwillige durch Spenden unterstützt ist aber, dass die Entsendung unabhängig von deren finanziellen Mitteln ist. Gleichzeitig ist die Spenden-Akquise willkommene Öffentlichkeitsarbeit für das "weltwärts"-Programm.

Und warum sollen wir jetzt noch spenden? Du bist doch schon fast wieder zurück, ist doch scheinbar schon alles bezahlt!
Wie bereits angedeutet sind wir nicht verpflichtet sondern aufgefordert die Spenden einzubringen. Sie dienen dazu, dass das "weltwärts"-Programm kein Verlustgeschäft für ijgd ist sondern sich selbst finanziert. Ansonsten wird es nicht fortgeführt werden können. Das Geld sollte also in Solidarität mit den nächsten "weltwärts"-Generationen aufgebracht werden.
Außerden sehe ich den derzeitigen Zeitpunkt als günstig, da ich hoffe, dass meine Berichte auf meinem Blog etwas die Skepsis am Programm und somit auch an einer Spende genommen haben.

Die Skepsis genommen? Ne ich glaube da musst du nochmal nacharbeiten Dani... 
Alles klar! Freiwilligendienst - das klingt erst einmal nach einer Menge Arbeit für wenig Geld. Auch ich habe gedacht, dass ich mehr Arbeit haben würde und habe deshalb auch selbst einige Male den Sinn des Programmes hinterfragt. Im Endeffekt ist aber genau das eingetreten, was uns Freiwilligen schon auf den Vorbereitungsseminaren gesagt wurde. Dass diejenigen, die am meisten von unserem Freiwilligendienst profitieren, wir selbst sein werden. "weltwärts" versteht sich nicht als Entwicklungshilfe sondern als Lerndienst. Und, dass ich in diesem Jahr unglaublich viel gelernt habe - über Mexiko, seine Geschichte, Geographie, Politik, Kultur, Probleme, und Schätze, über den Alltag der Menschen, über mich und meine Erziehung, über den Umgang mit verschiedenen Kulturen und Werten, über Kommunikation in einer Fremdsprache, die mir mittlerweile ganz leicht über die Lippen kommt - und mich dadurch weiterentwickelt habe, das habe ich nicht einen Tag lang bezweifelt. Horizont erweitert? Check!
Es ist uns nicht möglich groß etwas zu verändern, wohl aber im Kleinen Anstöße zu geben: Nehmen wir zuerst meine Arbeit: Ein paar Schüler in Huecorio sprechen etwas besser Englisch, andere nutzen die Gitarrengruppe, die sich in unserer Anwesenheit gegründet hat. Vier Menschen in Morelia sprechen dank mir besser oder überhaupt Deutsch. Viel wichtiger als die Arbeit, da viel umfangreicher, ist aber eigentlich meine Freizeit. Denn all die Eindrücke, die ich das Jahr über bei Freunden und Bekannten hinterlassen habe, habe ich nicht nur als ich, als Daniela Beckmann hinterlassen, sondern auch als Repräsentantin Deutschlands. Ich habe hier und da ein wenig oder aber auch eine Menge über Deutschland erzählt, über Kultur, über Geld, über Wetter, über Nationalsozialismus. Auch wenn der Eindruck den Mexiko auf mich gemacht hat größer ist; auch ich werde einen Eindruck hinterlassen. Gleichzeitig habe ich mich in meinem Blog bemüht euch Mexiko näher zu bringen, quasi mit Insider-Information statt Vorurteilen. Internationaler Austausch und Verständigung? Check!
Ein dritter Punkt ist, dass die Arbeit der Freiwilligen mit ihrer Rückkehr nicht beendet ist. Wir sollen auch weiter als Multiplikatoren dienen und unsere Erfahrungen teilen und einbringen.

Also gut, und wie funktioniert das jetzt mit der Spende?
Das ist leider etwas kompliziert, da sehr ofiziell und formell. So brauche ich von jedem Spender eine Unterschrift in einer Förderkreisliste. Außerdem haben sich seit meiner Ausreise ein paar formelle Details geändert. So ist die Förderkreisliste anders aufgebaut (die aktuelle Version findet ihr natürlich auf meinem Blog unter „Förderkreis / Spenden“), Spenden dürfen nicht mehr von mir gesammelt werden sondern müssen direkt auf das ijgd-Konto eingehen und auch der anzugebene Verwendungszweck hat sich geändert (ebenfalls unter dem Link zu finden).

Ne also ehrlich gesagt habe ich das immer noch nicht verstanden, Was tun?
Alle Informationen finden sich noch einmal ausführlich und top aktualisiert unter „Förderkreis / Spenden“. Sollte trotzdem etwas unklar bleiben, wendet euch doch einfach per Mail an mich: daniela_beckmann@arcor.de.

Vielen Dank für eure Unterstützung,

eure Daniela

Donnerstag, 1. August 2013

Chiles en Nogada und ein Ausflug nach Tlaxcala

Vielleicht erinnert sich jemand noch an das freundlich Ehepaar, bei dem wir im Januar in Puebla für eine Nacht untergekommen waren. Ich habe sie jedenfalls nicht vergessen und am letzten Wochenende gemeinsam mit Xenia zum poblanisch Essen besucht. Typisch für Puebla, äußerst aufwendig und noch dazu ein absolutes Saison-Essen sind Chiles en Nogada:


Eine Chilischote (von den großen, die gar nicht scharf sind) gefüllt mit allerhand Obst und ein wenig Fleisch, darüber eine Soße aus Milch, Nüssen und wer weiß was noch alles. Mit der Zubereitung beginnt man am besten vier Tage vorher. Ich muss allerdings sagen mir war das ganze deutlich zu reichhaltig. Der Geschmack ist außergewöhnlich, aber ich habe dennoch nur halb aufessen können.

Am nächsten Tag boten sich unsere Gastgeber als Touristenführer an und fuhren mit uns in den benachbarten Bundesstaat Tlaxcala.

Dort besichtigten wir zunächst eine archäologische Stätte, die vor allem durch ihre Wandmalereien beeindruckt:



Weiter ging es in die gleichnamige Stadt Tlaxcala. Ein kleinen gemütliches Städtchen mit einer netten Plaza...



... einem Palacio voller Wandmalereien...



... und einem ehemaligen Konvent zu dem wir später noch liefen:


Am späten Nachmittag fuhren wir dann jedoch schon zurück nach Mexiko Stadt um dort einen letzten Abend zu verbringen bevor Xenia am nächsten Tag nach Hause nach Deutschland fliegen würde, während ich für die letzten zwei Wochen nach Morelia zurück führe.

Das einzig gute daran, dass es auch für mich schon fast nach Hause nach Deutschland geht, ist, dass in etwa vier Stunden meine Eltern hier in Morelia eintrudeln um die letzten Wochen mit mir zu verbringen! :)