Dienstag, 30. Oktober 2012

Nachtrag: Geburtstagsbilder

Wie versprochen gibt es noch nachträglich die restlichen Geburtstagsbilder.

Meine Gastmama, eine Handvoll Konfetti und ich:
 
Alejandra, ein Eimer voll Wasser und ich:

Montag, 29. Oktober 2012

Ein Wochenende in Guanajuato

Guanajuato ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, der im Norden an Michoacán, dem Bundesstaat in dem ich wohne, angrenzt. Mit dem Bus fährt man ab Morelia noch etwa drei Stunden, sodass sich die Stadt super für einen Wochenendausflug eignet.

Und so verließen Nicole und ich die Schule freitags etwas früher als sonst, nach unseren jeweils letzten Unterrichtsstunden, um möglichst früh loszukommen. Die Anreise teilte sich in fünf Etappen: Mit dem Kombi von Huecorio nach Pátzcuaro, von dort aus mit dem Bus zum Busterminal von Morelia, dann weiter im 1.Klasse Bus nach Guanajuato, dort dann wieder in einem kleineren Bus ins Zentrum und von dort aus schließlich mit Hilfe des kleinen Riesführer-Stadtplans zu Fuß zum Hostel. Geschafft! So sah dann das Hostel-Zimmer aus. Komisch, früher mochte ich keine Jugendherbergen, heute bin ich froh über eine einfache, günstige Unterkunft.

 
Der wohl interessanteste Teil der Anreise war übrigens die Busfahrt ins Zentrum. Die führte nämlich teilweise durch unterirdische Straßen, wie diese hier: 

 
Diese sind ehemalige Flussbetten, um den Fluss umzuleiten, der regelmäßig die Stadt überflutete, mittlerweile aber ganz um die Stadt herum geleitet wurde, sodass die unterirdischen Kanäle trocken sind. So sieht man mitten auf der Straße Abstiege in das unterirdische Tunnelsystem:
 
 
Nach der etwa 5-stündigen Anreise musste wir uns erst einmal stärken. Getreu dem im Restaurant ausgehängten Motto "Ein Tag ohne Chili ist wie ein Tag ohne Sonne" bestellten wir Enchiladas.
 

 
Danach ging es zum Jardin de la Union, an dem auch das hier auf dem Foto hell erleuchtete Teatro Juarez steht. In dieser Gegend pulsiert abends laut Reiseführer das Leben und ich hoffe das Foto zeigt wie recht der Reiseführer da hat.

 
Ein weiterer wertvoller Tipp unserer beider Reisefüher, bei mir sogar als Highlight gelistet, waren die sogenannten callejoneadas. Nächtliche Touren durch die Gassen, bei der wohl hauptsächlich Touristen einer Gruppe Gitarre spielender, singender, tanzender und scherzender Straßenmusiker durch die Straßen folgen. 

 
Eigentlich wird dazu Wein aus vorher ausgehändigten Gefäßen getrunken. (Unsere hatten die Form eines Frosches und um daraus zu trinken muss man diesen küssen, da sich am Mund eine Öffnung zum Trinken befand.) Dies wurde aber mittlerweile verboten, da öffentliches Trinken in der Straße in Mexiko verboten ist. So bekamen wir leider nur Orangensaft. Trotzdem war es sehr lustig. Ich verstand leider nicht alle Witze, aber doch einige. Beispielsweise wurden 10 junge Frauen, auch Nicole und ich, für eine Art Wettberwerb ausgewählt. Wir sollten einem der Musiker nachtanzen und die Beste sollte schließlich einen besonderen Preis gewinnen. Schließlich gewannen "ausnahmsweise" doch alle. Und was? Wir durften die Musiker küssen. Juhuu! Natürlich nur Küsschen rechts, Küsschen links, sodass ich ihnen den Spaß dann auch gerne gegönnt und mitgemacht habe.
 
Am nächsten Tag wollten Nicole und ich dann die Stadt mit ihren unzähligen Gassen, Kirchen, Theatern und Ausblickspunkten erkunden. Die Stadt gefällt mir wirklich sehr gut. Sie ist einfach irgendwie süß. Kleine Gassen, schöne Plätze und unglaublich farbenfroh. Einige Impressionen unseres Stadtrundgangs:
 
Plaza Baratillo, eine kleiner schöner Platz nahe unseres Hostels:
 
 
Die Universität von Guanajuato, ein einfach riesiges Gebäude, das inmitten der kleinen Häuschen umso mehr hervorsticht.

 
 
Der Ausblick von der Universität aus - die gelbe Kirche ist die Basilika, die Statue auf dem Berg heißt Pipila und ist ein Held der Stadt. Er soll im beginnenden Unabhängigkeitskrieg den Rückzugsort der in Guanajuato lebenden Spanier angezündet und dabei sein Leben verloren haben.

 
Das Museo y Casa de Diego Rivera, einem mexikanischen Maler des 20. Jahrhunderts, der vor allem für seine Wandgemälde berühmt ist.

 
 
Der Templo de la Valenciana liegt etwas außerhalb Guanajuatos. Dort befindet sich auch eine der wenigen Minen Guanajuatos, die noch heute in Betrieb sind. Einst war die Stadt durch den Abbau von Silber, Gold und anderen Metallen reich geworden. Das zeigt sich vor allem an den Altären dieser Kirche:


 
Eine der ehemaligen Minen kann besichtigt werden. Hier auf dem Bild sieht man den Heiligen der Bergarbeiter, der im Schacht über die Bergarbeiter wacht. Zur Zeit der spanischen Herrschaft waren diese übrigens versklavte Indigene. Dies änderte sich erst mit der Unabhängigkeit.

 
Wieder am Tageslicht konnte man in der ganzen Stadt Stände mit Süßigkeiten und Accessoires für den Tag der Toten am 02.11. bewundern. Dieser Tag ist anders als das deutsche Allerseelen ein fröhlicher Feiertag. In der Nacht vom ersten auf den zweiten November wird auf die Seelen der Verstorbenen gewartet, die dem Glauben nach an diesem Tag zu Besuch auf die Erde kommen. Empfangen werden sie mit Altären aus Blumen, Kerzen und ihren Lieblingsspeisen. 

 
Ebenfalls bekannt ist Guanajuato für den "Callejon del Beso". In dieser Straße, mit ihren Balkonen, die so nah aneinanderreichen, dass sich die Nachbarn küssen können soll einst ein Liebespaar gelebt haben. Da ihre Familien jedoch gegen diese Verbindung gewesen wären - sie Tochter einer reichen Familie, er aus einfachen Verhältnissen - mussten sie ihre Liebschaft geheim halten. Gut, dass es die Balkone gab!

 
Wie bereits erwähnt, die gelbe Basilika de Nuestra Señora de Guanajuato:

 
Und der ebenfalls bereits erwähnte Pipila hat von dort oben einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt:

 
Und ich auch!

 
Erinnert ihr euch an das Teatro Juarez? So sieht es von innen aus:

 
Genug Programm für einen Tag! Am nächsten Tag beschlossen wir über Leon zurückzufahren und dort ebenfalls ein bis zwei Stunden zu verbringen, um die Stadt kennenzulernen. León gefiel mir aber nicht besonders. Das historische Zentrum ist zwar sehr nett, aber die umliegenden Straßen, durch die man es erreicht nicht. Die Fotos verraten das allerdings nicht, da ich nur die schönen Stellen eingefangen habe. Hier der Templo Expiatorio Diocesano del Sagrado Corazón de Jesús:


 
Die Plaza Principal:

 
Und die Catredral Metropolitana:


Danach ging es wieder auf den etwa 5-stündigen Heimweg. Dieses Wochenende hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Dienstag, 23. Oktober 2012

Abends halb zehn in Mexiko

Und gegen den kleinen Hunger gibt es Mango mit Salz, Zitrone und Chili. Mittlerweile habe ich meine Bedenken gegenüber dem Mischen sämtlicher Geschmacksrichtungen mehr oder weniger überwunden und finde meinen Abend-Snack richtig lecker.

Ich wünsche euch einen guten Morgen und mir eine gute Nacht! ;)

Montag, 22. Oktober 2012

Chili, Chili, CHILI

Also eigentlich ist Chili für mich schon so ein normaler Bestandteil von Essen wie Tortillas. Meine Familie freut sich über jeden Löffel Salsa, den ich über mein Essen kippe und hat bereits angekündigt mir jede Menge eingelegte Chilis mit nach Deutschland zu geben. "Para enchilar a mi familia". Wie ich das übersetzen soll weiß ich nicht ganz, denn ein deutsches Equivalent zu "enchilar" gibt es glaube ich nicht. Es heißt soviel wie "brennendes Chili spüren lassen". Allein, dass es ein solches Wort gibt, sagt meiner Meinung nach schon einiges über die Esskultur Mexikos aus. Wie gesagt, ist Chili für mich schon so normal (was nicht bedeutet, dass es nicht mehr so brennen würde wenn ich zu viel nehme), dass ich es eigentlich nicht für nötig gehalten hätte einen ganzen Eintrag darüber zu schreiben.

Warum ich es also trotzdem mache? Erstens ist gerade meine einzige heutige Unterrichtsstunde ausgefallen und zweitens habe ich gestern tatsächlich einen Lolli mit Chiligeschmack gegessen. Das toppt in seiner Kuriosität sogar Obst mit Chili (hier an unserem Schul-Essensstand sehr beliebt), Micheladas (das ist Bier mit Geschmack, sehr beliebt: mit Chili, Salz und Zitrone) oder Diablitos (also Teufelchen, schmeckt nach... keine Ahnung... unbeschreiblich...gut? schlecht? jedenfalls interessant).

Das Ganze hat allerdings auch seine Schattenseiten: Gastritis, also Magenschleimhautentzündung. Davon werde ich bei meinem vorsichtigen Chiligenuss wohl verschont bleiben, aber immer wieder höre ich zum einen von Mexikanern, die aufgrund ihrer Gastritis (mittlerweile) sehr auf ihre Ernährung achten und beispielsweise Chili ganz vom Speiseplan gestrichen haben, oder aber von solchen, die dies nicht tun und nach dem Essen regelmäßig von Bauchschmerzen geplagt werden. Wen freuts? - Die Pharmakonzerne, die beispielsweise in der Metro Mexiko Stadts für ihre Produkte werben.

Samstag, 20. Oktober 2012

Ein Brief aus der Heimat

"Dale su sorpresa a Dani" rief meine Gastmutter meiner Schwester Alejandra zu, als ich von einem Ausflug nach Morelia zurück nach Hause kam. Die "sorpresa" also Überraschung, die sie mir geben sollte, stellte sich als Brief von meinem Opa heraus, den mir meine Eltern zwar schon angekündigt hatten, dessen genauer Ankunftstag jedoch tatsächlich immernoch eine Überraschung darstellte. Ebenso natürlich der genaue Inhalt. Und so saß ich die nächsten Minuten gebannt lesend auf meinem Bett, um danach noch mehr Zeit schreibend dort zu verbringen.

Auch wenn mein Opa keinen direkten Internetzugang hat, hat er doch einen indirekten. Der heißt Matthias, ist mein Papa, und leitet meine Artikel ausgedruckt weiter. So kommt folgendes wohl vor meinem Antwortbrief an: Lieber Opa, liebe Karin, ich habe mich sehr über euren Brief gefreut. Ich freue mich zwar immer über eure Briefe, aber die Tatsache, dass dieser Brief eine so lange Reise hinter sich hat, macht ihn noch etwas besonderer. Eine umfassende Antwort ist ebenfalls verfasst und wird bei Gelegenheit von Pátzcuaro aus abgeschickt.



Mittwoch, 17. Oktober 2012

Felicidades :)

Oder auf deutsch: Glückwünsche...
...denn heute war mein Geburtstag und, passend dazu, schulfrei, da die Lehrer auf Fortbildung waren. Das war somit mein erstes Geschenk: Ausschlafen!

Der Morgen verlief sonst ziemlich unspektakulär, Duschen, Frühstücken und dann Skypen mit meinen Eltern. Allerdings hörte ich meine Gastfamilie schon die ganze Zeit tuscheln. Sie schienen etwas zu planen, aber was? Der halbe Tag verging, ich kommentierte meine Facebook-Pinnwandeinträge, bis schließlich Gabi (Nicoles Gastschwester und eine gute Freundin von Alejandra) vorbeikam und fragte ob ich mit zum Basketball käme. Erfreut über etwas mehr Action folgte ich ihr zum Basketballplatz auf dem Schulhof und beobachtete wie unserer Schulteam (von dessen Existenz ich bisher nicht wusste) gegen eine andere Schule spielte. Als ich schließlich begleitet von Gabi, Nicole und noch ein paar ihrer Freunde nach Hause zurückging dachte ich mir erst nicht dabei. Erst als ich Luftballons, einen langen gedeckten Tisch und meine gesamte Familie im Innehof antraf wurde mir klar, was hier vor sich ging! Überraschungsparty!!! :D

So kam jedes einzelne Familienmitglied auf mich zu, überwarf mich mit einer handvoll Konfetti, nahm mich in den Arm und wünschte mir alles Gute zum Geburtstag. Bei 14,5 Personen (das Baby zählt halb, da es zum Konfetti werfen noch etwas zu klein ist) kommt da schon eine ganze Menge Konfetti zusammen. Und sogar Geschenke gab es :)

Ich mit Blumen und Luftballons...

 
... und leider sieht man auch, dass ich zugenommen habe.
 
Und hier nochmal alle Geschenke fototauglich arrangiert:
 
 
Die beiden T-Shirts sind sogar recht wenig glitzerig für den Geschmack hier, was mir sehr entgegen kommt. So mit wenig Glitzer find ich sie eigentlich echt schön und ich schätze sie passen auch (noch). Ich habe sie aber noch nicht anprobiert.
Ach und für diesen netten Kerl hier, der ab heute in meinem Bett schlafen darf, suche ich noch einen Namen. Vorschläge? Einfach als Kommentar unter diesen Beitrag schreiben.

 
Schließlich nahmen wir alle am Tisch Platz:
 
 
Wie man sieht, gab es gutes Essen, vor allem aber danach KUCHEN!
Ich hatte sogar am Abend zuvor selbst einen Zitronen-Topfkuchen gebacken. Der ist mir leider nicht besonders gut gelungen. Er war recht hart und nicht so schön luftig wie von meiner Mama. Entweder es liegt an mir, oder (und das ist deutlich wahrscheinlicher!) am Backpulver, das irgendwie eher braun und körnig war als weiß und pulvrig. Aber es gab ja auch noch einen anderen Kuchen:
 
 
Naja und dann wurde mir erzählt ich sollte hineinbeißen. Das sei Tradition. Und ich, naiv und gutgläubig wie ich manchmal bin, zögere, denke mir aber nichts Böses, beuge mich über den Kuchen... und habe ihn auf einmal im Gesicht. Das hier ist noch das harmloseste Foto:
 
 
Ach und eine andere Tradition, das sagten mir aber mehrere, sodass das wirklich zu stimmen scheint, ist, das Geburtstagskind nass zu spritzen. Und so entwickelte sich nach dem Essen eine große Wasserschlacht auf unserem Hof, an der Lupita (meine kleine Nichte), Ricci (mein kleiner Neffe) und Alejandra (meine Schwester) begeistert, und Nicole und ich anfang gezwungenermaßen, dann aber auch immer begeisterter teilnahmen. Während ich mich auf das Füllen von Wasserbomben konzentrierte, positionierte Alejandra sich taktisch klug an unserer "Spüle" an der große mit Wasser gefüllte Behälter stehen aus denen sie nach Belieben schöpfen konnte. Um an sie heranzukommen half nur eins: Einfach drauf zu, auch wenn sie mich dabei klatschnass machte, aber einmal am Wasser angekommen konnte ich mich entsprechend rächen, bis wir beide klitschnass nebeneinander standen und nichts mehr zu fürchten hatten. Nicole hat das ganze fotografiert, das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten und werde es nachtragen sobald ich die Bilder habe!
Mittlerweile bin ich jedoch frisch geduscht und wieder in trockener Kleidung und habe einen wunderbaren 19. Geburtstag hinter mir! Auch wenn sie das hier wohl nie lesen: Ein riesiges Dankeschön an meine Gastfamilie! Ihr seid super, les quiero mucho!
 
Ich habe heute sogar mit meinem "Bruder" in den USA telefoniert. Der rief eigentlich seine Familie an und als man ihm erzählte, dass gerade mein Geburtstag gefeiert wurde, hat er mir auch gratuliert und sich ein Weilchen mit mir unterhalten.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Und plötzlich war ich Misswahl-Jurymitglied...

... bei der schuleigenen Misswahl, beziehungsweise deren Vorentscheid. Der Sieger und die Siegerin werden die Schule ein Jahr lang auf "defiles" oder ähnlichem repräsentieren. Da mehrere Jurymitglieder fehlten, wurden Nicole und ich spontan befördert und nahmen am Jurypult Platz. Vor uns fanden wir einen Zettel mit den Namen der elf Teilnehmerinnnen und vier Teilnehmer, sowie Spalten zum Eintragen unserer Bewertung mit Punkten von 10 bis 100 für die Kategorien Persönlichkeit & Eleganz, Lauf, mündliche Präsentation und Grund warum sie/er gewinnen sollte. Entsprechend präsentierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, liefen über den Platz, stellten sich nebeneinander auf und trugen schließlich kurz vor, warum ausgerechnet sie diese Wahl gewinnen, und die Schule repräsentieren sollten.

Bei den Mädchen, war von guten, mittelmäßigen bis schlechten Auftritten meiner Meinung nach alles dabei. Die Mädchen mit den sechs besten Bewertungen wurden zum Schluss bekanntgegeben und sind weiter im Rennen. Schade war nur, dass meine 15-jährige Nichte, die ich im Mittelfeld eingeordnet hätte, und somit gerade so unter den Top 6, leider nicht weiterkam. Bei den Jungen kamen alle vier weiter, sollten sich aber trotzdem vorstellen. Das fand ich schon lustig, sie auch mal so ganz offiziell bewerten zu dürfen, wenn ihr versteht was ich meine ;) Und vor allem konnte ich mich mit Nicole abstimmen, ohne, dass uns jemand anderes verstanden hätte. Danach haben wir zwar erfahren, dass wir sie nicht bewerten mussten, da es ja keine Entscheidung gab aber.. zu spät!

Montag, 15. Oktober 2012

Ein Wochenende in Mexiko-Stadt

Oder auf Spanisch auch kurz gesagt in "DF" für Distrito Federal, weil "Ciudad de Mexico" einfach viel zu lang ist.

Anlass für den Kurztrip, war Paulas 20. Geburtstag, zu dem sie mich eingeladen hatte. Wir kennen uns von den ijgd-Seminaren in Deutschland, hatten uns aber in Mexiko bis dahin nicht gesehen, da wir unterschiedliche Partnerorganisationen haben. Sie wohnt mit weiteren Freiwilligen in einer WG mitten in Mexiko-Stadt, in der Samstag abends die große Party steigen sollte. Wer mehr über Paulas Freiwilligendienst in einer Einrichtung für Straßenkinder erfahren will findet klickt sich hier zu ihrem Blog.

Meine Gastfamilie war von meinen Plänen nicht sonderlich begeistert, da sie sich sofort Sorgen um mich machten. Einige Horrorgeschichten über Raub und Diebstahl führten dazu, dass letztendlich auch ich mit einem unguten Gefühl startete - größere Scheine im BH versteckt, mein Handy in einer Tasche unter meiner Jeans und gänzlich ohne Kamera und iPod. Deshalb muss dieser Blogeintrag auch leider ohne Bilder auskommen. Diese Panik stellte sich aber als ziemlich unbegründet heraus. Die Metro kam mir nicht gefährlicher vor als jede ander U-Bahn und auch auf der Straße gab es keinen Grund zur Unruhe, zumindest nicht mehr als in anderen Großstädten.

Der Bus fuhr, mit nur einem Zwischenstopp in Morelia, direkt von Patzcuaro nach Mexiko. 5 Stunden ohne iPod sind ganzschön lang, aber irgendwie habe ich hier total Spaß daran die Landschaft zu beobachten. Oder später aber die Stadt, die sich scheinbar unendlich alle umliegenden Berghänge hinaufzieht.

Entsprechend kam ich freitags erst am späten Nachmittag an und lernte nach etwas Ausruhen einige Bars der Hauptstadt kennen. Auch der nächste Tag bot leider wenig Zeit, die Stadt kennenzulernen, da jede Menge Essen und Trinken für die Party gekauft und vorbereitet werden musste. Ein wenig Zeit blieb aber doch, um in den Stadtteil Coyoacan zu fahren und dort einen Markt zu besuchen.

Überrascht wurden wir abends davon, dass doch einige der Mexikaner, größtenteils Mentoren der Freiwilligen (sowas gibts bei meiner Organisation leider nicht), pünktlich bis überpünktlich eintrafen. Wir hatten damit gerechnet, dass wir, da die Einladung zu acht Uhr ausgesprochen war, mindestens bis halb neun oder neun Zeit haben würden alles vorzubereiten. Aber auch wenn man sich auf Unpünktlichkeit scheinbar nicht verlassen kann, war auf Hilfsbereitschaft doch immernoch Verlass und schnippelten wir gemeinsam Zwiebeln und Tomaten, brieten Hackfleisch und stampften Bohnen zu Brei (ja so und nach meiner bisherigen Erfahrung NUR so isst man hier Bohnen). Letztendlich hatten wir jede Menge Füllung für unsere Tortillas.

Am lustigesten fand ich, dass ich, da ich auf der Party fast niemanden kannte, sowohl von Deutschen als auch Mexikanern nie zugeordnet werden konnte. (Haarfarbe --> Deutsche... aber nicht von unserer Organisation... wo soll hier sonst eine Deutsche herkommen? --> Mexikanerin?) Eigentlich dachte ich, dass spätestens mein Spanisch mich als Deutsche enttarnen würde, aber tatsächlich wurde mir von mehreren der eingeladenen Mexikanern gesagt, sie hätten bei mir erfolglos nach dem typischen deutschen Akzent gesucht. Das war eindeutig das Kompliment des Wochenendes! Der alte Kioskbesitzer, der meinte, ich hätte das Lachen eines Engels, landet damit eindeutig nur noch auf Platz zwei. Es kann zwar sein, dass ich etwas besser Spanisch spreche als die Freiwilligen in der WG, da ich in der Gastfamilie mehr von Mexikanern und weniger von Deutschen umgeben bin, allerdings wurde mir in letzter Zeit auch von vielen anderen gesagt ich würde eindeutig MIT Akzent sprechen. Was denn jetzt? Egal eigentlich, solange ich mich verständigen kann, und das klappt immer besser.

Die Feier war sehr unterhaltsam, das finde ich echt cool hier, dass einen die Leute einfach anquatschen, aber total freundlich und nicht aufdringlich, und man auch immer etwas findet worüber man reden kann. Was das angeht, sind Deutsche doch im Durchschnitt etwas verschlossener.

Nach einer eher kurzen Nacht machte ich mich am nächsten Tag wieder auf den Weg zum Busbahnhof und dann ab nach Hause. 5 Stunden später erwartete mich eine glückliche Gastfamilie und vor allem meine Gastmama war froh, dass ihre "ninja" (kleines Mädchen) nicht geklaut wurde.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Zumba und "Mensch ärgere dich nicht"

Ein Tag, zwei neue Hobbies.

Zum einen habe ich heute eine meiner Schwestern besucht, um mit ihr und zwei ihrer Töchter zu einem Zumba-Fitness-Video zu tanzen. Das hat Spaß gemacht und ist angesichts dessen, was ich hier so alles esse auch dringend nötig! Nächstes Mal bin ich wieder dabei!

Und außerdem ist mein Gastgeschenk, ein Miniatur "Mensch ärgere dich nicht" Spiel, das ich mit "hombre no te enojes" übersetzt habe, mittlerweile auch super bei meinem Neffen angekommen. Der ist glaube ich neun Jahre alt, jedenfalls in der Grundschule, und hat riesigen Spaß dabei mich rauszuschmeißen. Im Gegensatz zu unserem Papierflieger-Weitwurf-Wettbewerb heute Mittag auf dem Schulhof konnte ich ihn im "Mensch ärgere dich nicht" jedoch besiegen.

Wie ihr merkt rede ich schon von meiner Gastfamilie, als wäre es meine richtige Familie. Das finden sie sie auch immer ganz lustig, wenn sie meinem Neffen erzählen ich wäre jetzt seine neue Tante, er darauf seinem Papa erklärt, dass ich entsprechend dessen Schwester sei, und seine Frau feststellt, dass wir uns gar nicht ähnlich sehen. Naja so habe ich jetzt auf einmal (meinen richtigen Bruder mitgerechnet) 8 Geschwister, von denen 3 jedoch in den USA leben, und 13 Nichten und Neffen von denen jedoch auch die Hälfte dort lebt. Ach ja und außerdem wurde ich von der ältesten auf einmal zur jüngsten Schwester. Ist auch mal interessant!

Día de la Raza

Am 12.Oktober 1492 landete Christoph Kolumbus in Amerika.

520 Jahre später bedeutet das: schulfrei in Mexiko!
520 Jahre minus einen Tag später (also heute) bedeutet das: Acto (= Festakt)

In diesem wurde dann natürlich auch auf die eigentliche historische und gesellschaftliche Bedeutung dieses Tages hingewiesen. Zuerst hat es mich etwas stutzig gemacht, dass ein solcher Tag, der doch eher ein schicksalsreiches Datum für die indigene Bevölkerung Mexikos darstellte (mehr noch jedoch der 21. April 1519 an dem Hernan Cortes ihr Land betrat), als Feiertag gilt. Aus dem Festakt, der etwa eine Dreiviertelstunde dauerte und wie üblich mit aufmarschieren mit Nationalfahne und singen der Nationalhymne angegangen wurde, ging jedoch hervor, dass dieser Tag nicht nur das Jubiläum der Entdeckung eines aus Sicht der Europäer neuen Kontinents darstellt, sondern auch das Jubiläum des indigenen Widerstands sowie die Geburtsstunde einer neuen "Rasse", der Mestizen, also Nachkommen von Indigenen und Spaniern. Diese machen je nach Internetquelle etwa 60-75% der Bevölkerung aus. So schien es mir als sähen die Mexikaner dieses historische Datum mit gemischten Gefühlen und nicht rein negativ, wie ich erwartet hätte. Allerdings kann man wohl dies auch nicht so verallgemeinern, zumal das Thema mir im Alltag eigentlich kaum präsent scheint. Nicht einmal in meiner Kultur-Stunde zum Thema Spanien bekam ich von meinen Schülern mehr als ein Kopfnicken auf die Frage ob sie Hernan Cortes kennen würden. Ich glaube allerdings, dass das mehr an Schüchternheit als an Unwissenheit liegt und daran, dass man sich hier, meiner Auffassung nach, in der Schule eher wenig kritisch mit Themen auseinandersetzt .

Nocheinmal zurück zum Wort "Rasse", das ich in Ausführungszeichen gesetzt habe. Eigentlich verweigert sich in mir alles dieses Wort zu verwenden (da merkt man mal, wie sehr die Geschichte des Heimatlandes prägt) aber ich weiß nicht, wie ich das spanische "raza" das hier (mangels nationalsozialistischer Vergangenheit) ganz ohne Bedenken oder negative Assoziationen verwendet wird, anders übersetzen soll.

Wie bereits erwähnt sind diese "actos" ebenso wie "desfiles" sehr militärisch geprägt. Ich musste mich einige Zeit dazu durchringen gemeinsam mit den anderen Schülern und Lehrern der Nationalflagge zu salutieren (und ich mache das auch eigentlich nur weil ich mich, wenn ich nicht mitmache noch eine Spur unwohler fühle). Dazu wird die rechte Hand flach mit der Handfläche nach unten an die Brust gelegt. Die Hymne werde ich allerdings nicht mitsingen. Erstens weil ich ich den Text nicht auswendig kann und zweitens, weil er mir nicht gefällt:
  
Coro:
Mexicanos, al grito de guerra
el acero aprestad y el bridón.
|: Y retiemble en sus centros la tierra,
al sonoro rugir del cañón. :|
Refrain:
Mexikaner, zum Kriegsgeschrei
die Schwerter und das mutige Ross bereit
|: Auf dass die Erde in Zentren erbebt sei
zum Kanonen-Knall ihr bereit seid. :|
Estrofa I:
Ciña ¡oh Patria! tus sienes de oliva
de la paz el arcángel divino,
que en el cielo tu eterno destino
por el dedo de Dios se escribió.
Mas si osare un extraño enemigo
profanar con su planta tu suelo,
piensa ¡oh Patria querida! que el cielo
|: un soldado en cada hijo te dio. :|
Strophe I:
Es bekränzt, Oh Vaterland, deine Stirn
mit den Olivenzweigen des Friedens der göttliche Erzengel.
Dein ewiges Schicksal wurde im Himmel
durch den Finger Gottes geschrieben.
Und wagt es ein fremder Feind
mit seinem Fuß deinen Boden zu entweihen,
denke, geliebtes Vaterland, daran, dass der Himmel dir
|: mit jedem Sohn einen Soldaten gegeben hat. :|

Es gibt noch einige weitere Strophen, die jedoch für gewöhnlich nicht alle gesungen werden. Wie gesagt, mir gefällt diese Hymne, die so direkt zum (Verteidigungs-)Krieg aufruft, nicht. Allerdings lasse ich es als Entschuldigung gelten, dass sie 1853 geschrieben wurde, also keine wirklich aktuelle Aussage hat sondern eher von vergangenen Kriege und deren Nachwirkung geprägt ist, besipielsweise vom verlorenen Krieg gegen die USA 1846-48 in dessen Folge Mexiko mehr als die Hälfte seines Territoriums verlor.

Diesmal gehörte aber neben dem salutieren der Fahne noch eine weitere Geste zum Festakt, die mich eindeutig zu stark an einen Hitlergruß erinnerte, um sie mitzumachen. Und so stand ich da, Arme angelegt, zwischen hunderten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ausgestrecktem rechten Arm und fragte mich was das denn bitte soll und was ich jetzt tun soll. Leider weiß ich nicht genau, was die Geste genau bedeutet. Laut Nicole, die dies wiederum vom Direktor der Schule hat bedeutet sie so etwas wie Widerstand oder kritisches Beobachten. Meine Ablehnung dieser Geste ist in diesem Zusammenhang also eigentlich völlig unbegründet, aber wieder einmal merke ich, wie sehr die Geschichte meines Landes und daraus resultierende Tabus mich geprägt haben.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Gespräch mit einer 7-Jährigen

Wie schon einmal angedeutet habe ich mich letztens mit einer 7-Jährigen unterhalten. (Da kam ich mir schon etwas komisch vor, weil ich sprachlich einfach so unterlegen war.) Es hat mich aber erstaunt, wie sehr sie interessiert hat, was in Deutschland so anders ist als hier und auch auf was für Themen wir kamen.

Ok, das erste Thema hat mich nicht überrascht: "Hast du auch Hunde und Katzen?" "Warum nicht?" "Gibt es bei dir nicht so viele Tiere?" So, wie erkläre ich jetzt, dass ich immer gerne einen Hund gehabt hätte, dass das in unserer Wohnung aber nicht erlaubt ist, ich außerdem im ersten Stock wohne und ich auch nie mit einkalkuliert habe, wieviel Arbeit das macht, wegen Gassi gehen, da Hunde bei uns nicht wie hier einfach im Dorf herumlaufen wie sie wollen, dass das den Menschen teilweise Angst macht und vor allem nicht gefällt... Und das Ganze möglichst ohne dass sie Deutsche für seltsam und tierunfreundlich hält. Scheinbar unmöglich.

Was mich aber ehrlich gesagt geschockt hat war folgende Frage: "Betrinkt sich dein Vater auf Feiern auch immer so?" Wie offen dieses Mädchen über Alkohol und Betrunkene, ihren Vater, ihren Onkel oder allgemein geredet hat, hat mich wirklich erschreckt. Ich glaube als ich so alt war wie sie, hatte ich noch nie bewusst einen Betrunkenen gesehen. Entsprechend habe ich versucht ihr zu erklären, dass Betrinken bei uns vielleicht auch bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen eine recht verbreitete Freizeitbeschäftigung ist, selten jedoch bei Erwachsenen, vor allem bei Familienvätern, dass auf unseren Familienfeiern Bier und Wein getrunken wird anstatt Tequila und das eher zum Genuss als zum Abschuss.

Ach übrigens Papa, meine Antwort auf die Frage war natürlich "Nein".

Familienausflüge

Habe ich schon erwähnt, dass meine Gastfamilie super ist?
Vor allem meine Gastmutter ist ständig besorgt darum, dass mir irgendwas fehlt, nicht gefällt oder ich mich langweile. Deshalb soll mir immer dies gezeigt werden und jenes.
So waren wir letztes Wochenende in Tzintzuntzan, der ehemaligen Hauptstadt der Purépecha, wo es eine alte Ruine gibt.

Die Ruine ist ehrlich gesagt nicht besonders beeindruckend, aber in einer sehr schönen Lage mit Ausblick auf den See. Seht selbst:

 

 
 
Einen anderen Tag ging es dann zum "Estribo". So heißt ein Aussichtspunkt hier in der Nähe. Von dort hat man einen super Ausblick auf den See, auf Pátzcuaro und die umliegenden Dörfer. Allerdings hat man nicht besonders viel davon die steilen Treppen hinaufzusteigen, denn von dort wird die Sicht auf den See komplett von Bäumen bedeckt. Naja doch man hat was davon: Verbrannte Kalorien und zitternde Beine!
Dieser Ausflug in Bildern:
 
Ausblick auf den See

Da hab ich ja was vor mir...!

Ausblick auf Pátzcuaro (Was so groß ist das?!)

Lieblingsbild!

Ein Bericht zur allgemeinen Straßenverkehrslage in Mexiko

Naja vielleicht doch nicht so allgemein, sondern eher auf Morelia und Patzcuaro bezogen...
 
Also erstmal zu den Autos: Hier in Huecorio oder in Patzcuaro habe ich fast ausschließlich Autos gesehen, die eher nicht durch den deutschen TÜV kommen würden. In Morelia gibt es zusätzlich doch auch einige sehr teuer aussehende, fette, neue Autos. Spritsparende Mittelklasse-Modelle hingegen sieht man kaum bis gar nicht. Entsprechend schlecht ist auch die Luft an stark befahrenen Straßen. Das mit dem hohen Spritverbrauch stört bei Preisen von umgerechnet 0,70€ pro Liter aber auch eher wenig. Dieser Spritpreis erklärt übrigens auch die niedrigen Kosten für öffentliche Verkehrsmittel. Ein Schienennetz gibt es nicht (bzw. nur für Güterzüge), dafür aber ein gutes Busnetz. Innerhalb Morelias oder in und um Pátzcuaro fährt man am besten Kombi. Das sind Mini-Busse mit festen Linien aber ohne feste Zeiten. Sie kommen einfach alle paar Minuten vorbei. Der Preis ist immer der Gleiche, egal wie weit man mitfährt: 6$ in Morelia, 7$ in Pátzcuaro (entspricht etwa 0,40€). Die bezahlt man ganz entspannt irgendwann während der Fahrt und wenn man ganz hinten sitzt, bittet man eben die anderen Fahrgäste das Geld weiterzureichen. So etwa sieht so ein Kombi aus, wenn eine Horde deutscher weltwärts-Freiwilliger ihn besetzt:
 
 
Auch in privaten Kombis kann man deutlich mehr Leute mitnehmen als es Sitze gibt, ohne dass das die Polizei das groß stören würde. Das sieht dann so aus:

 
Außerdem werde ich hier immer ausgelacht wenn ich mich anschnallen will. Das geht bei den meisten Autos gar nicht. Im Pick-Up meiner Gastfamilie zum Beispiel. Nach Aussage meines Gastbruders weil diese Anschnallbuchsen oder wie man das nennt stören, wenn sich vorne jemand in die Mitte setzen will. Achja mein Gastbruder meint übrigens er fährt schon seit 12 Jahren Auto. Nebenbei bemerkt: Er ist 24. Viel Spaß beim Rechnen!
 
Was aber cool ist an so einem Pick-Up: Jede Menge Sitzplätze auf der Ladefläche. Sehr gut auch zum Sonnen:
 
 
Dann zu den Verkehrsregeln: Ähm Moment welche Regeln? Schilder gibt es kaum, so habe ich zum Beispiel nur durch beobachten rausgefunden, dass die Straße, die einmal im Kreis durch unser Dorf führt eine Einbahnstraße ist. Für andere Situationen gibt es dann aber doch Schilder. Sehr beliebt ist ein Schild mit der Aufschrift "disminuye su velocidad" also "veringern sie ihre Geschwindigkeit". Oder auch ein Schild, das an "Vorfahrt gewähren" erinnert, aber die Aufschrift "uno en uno" trägt. Ich glaube das soll so etwas wie Reisverschlussverfahren an Kreuzungen bedeuten. Das sieht dann etwa so aus:
 
 
Mangels eindeutiger Regeln wie rechts vor links bedarf es einfach Absprache, wenn zwei Autos gleichzeitig eine Kreuzung erreichen. So wie ich das bisher beobachtet habe klappt das gut. Entweder einer ist einfach schneller und der andere muss dies hinnehmen, oder einer gibt ein Handzeichen, um dem anderen Vortritt zu gewähren. Wie gesagt, ich hatte bisher persönlich immer das Gefühl, dass das schon alles immer passt. Allerdings habe ich auch in den letzten Wochen von einigern Unfällen gehört, auch einem tödlichen Motorradunfall.
 
Dann zu den Straßen. Die Straßen in Morelia weisen einige Schlaglöcher auf. Noch schlimmer sind nur die Bürgersteige. Die wären in Deutschland ein Fall für kilometerlanges rot-weißes Flatterband. Seht ihr die rote Kante da auf dem Bild oben? Also ich stolpere jeden Tag mindestens zwei- bis dreimal fast. Na gut, was sowas angeht bin ich auch generell eher ungeschickt. Und mit Kinderwagen hätte man hier auch keine Chance, geschweige denn im Rollstuhl. Wie Rollstuhlfahrer damit umgehen weiß ich wirklich nicht, aber Mütter tragen ihre Kinder hier sowieso für gewöhnlich in Tragetüchern. In Pátzcuaro ist es nicht besser, auch dort sind die Bordsteinkannten hoch und vor allem sind kleinere Straßen dort nicht asphaltiert sondern gepflastert. Leider fehlen da schon einige Pflastersteine, was die Fahrt sehr langsam und holprig macht. Meine Lieblingsstraße ist übrigens diese hier:

 
Nicole meint sie erinnert an Inception (die Szene in der die Architektin zum ersten mal die Umgebung eines Traums konstruiert und spontan eine Stadt mit senkrecht in den Himmel ragenden Straßen entwirft, die jedem Gesetz der Schwerkraft widersprechen). Ich kann ihr da nur zustimmen. Auf Straßen, auf denen man nicht durch Schlaglöcher ausgebremst wird, tun dies Bodenwellen, die jedoch höher oder steiler oder beides sind als in Deutschland. Jedenfalls habe ich immer das Gefühl wir halten an, aber nein, doch nur eine Bodenwelle.
 
Zusammenfassung: Ich bin verdammt froh, dass ich hier nicht Auto fahren muss.

Desfile Nummer 3

Letzten Freitag fand das mittlerweile dritte "desfile" statt, dass ich in meinem ersten Monat hier miterlebt habe. Anlass war der Geburtstag der Stadt Pátzcuaro. Viele Teilnehmer hatten sich in der traditionellen Kleidung der Purhepecha, der hier in der Gegend ansässigen indigenen Bevölkerung, gekleidet, wie man hier auf dem Bild schön bunt sieht:
 
 
Auch meine Schule lief mit, sogar ich, gemeinsam mit den Lehrern.
Mangels anderer Vergleichsmöglichkeiten in Deutschland erinnern mich die Paraden ein wenig an Karneval. Allerdings gibt es da dann doch einige Unterschiede:
1. Sinde diese "desfiles" zwar auch eine Unterhaltungs-Veranstaltung, jedoch etwas ernster als Karneval, zumindest in dem Sinne, dass hier zur Parade kein Alkohol getrunken wird und, dass man sich nicht verkleidet nur um verkleidet zu sein, sondern um Traditionen darzustellen.
2. Kann man so ein "desfile" jederzeit und zu jedem Anlass stattfinden lassen.
3. Schmeißen hier nicht diejenigen die mitlaufen mit Konfetti sondern die Zuschauer. Danach sieht man etwa so aus:
 

Montag, 1. Oktober 2012

Meine Gastfamilie

So nebenbei hat meine Gastfamilie ja schon oft Erwähnung gefunden. Jetzt ist es mal an der Zeit, dass sie einen eigenen Eintrag bekommt.

Das also ist meine Gastfamilie versammelt am Esstisch:


Von links nach rechts:
Meine Gastmutter, ihr Mann, ihre Mutter und ihre zwei jüngsten Kinder Eugenio (genannt Chapiz, auch wenn ich nicht weiß wie man auf den Namen kommt) und Alejandra. Die beiden sind 24 und 21 Jahre alt, sodass ich hier quasi die jüngste "Tochter"/"hija" bin.

Direkt nebenan wohnt der älteste Sohn der Familie mit Frau und zwei Kindern, die entsprechend oft bei uns anzutreffen sind und mit denen am Wochenende häufig gemeinsam gegessen wird. Noch eine weitere Tochter der Familie lebt ebenfalls mit Mann und Kindern im Dorf und ist ebenfalls oft zu Besuch.

Außerdem betreibt die ganze Familie (meine Gastfamilie, ausgenommen der Großmutter plus im Dorf lebender Tochter und Schwiegertochter) gemeinsam einen Essensstand an meiner Schule. So haben sie mich überhaupt erst kennengelernt und gleich bei sich aufgenommen. Außerdem habe ich so einen zugegebenermaßen ungerechten Vorteil in der Frühstückspause; ich muss nie lange auf mein Essen warten. Und wenn ich mit Unterrichten fertig bin, kann ich einfach nochmal am Stand vorbei kommen, plaudern und beim Reste essen helfen.

Einkaufen in der großen Stadt

So hieß früher mein Lieblings-Computerspiel. Da musste man zwei - ja was war das überhaupt? - Bären glaube ich auf einer Einkaufstour in die große Stadt begleiten, immer an der richtigen Bushaltestelle aussteigen und einen Einkaufszettel abarbeiten.Was für ein Abenteuer!

Etwa so fühle ich mich, wenn ich mit meinen Gasteltern in Patzcuaro einkaufen gehe, auch wenn wir nicht Bus fahren. Denn einkaufen läuft hier auch etwas anders, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Bei uns fährt man einfach in den Supermarkt und kauft alles was man braucht in einem einzigen Laden (so einfach war "Einkaufen in der großen Stadt" natürlich nicht). Solche Supermärkte gibt es natürlich auch hier, aber das,was bei uns auf dem Tisch kommt, kommt zu einem Großteil frisch vom Markt. Dieser Markt erscheint mir wie ein einziges Labyrinth, in dem sich alle anderen jedoch bestens zurechtfinden.

Fleisch gibt es nicht tiefgefroren sondern tagesfrisch. Allerdings muss es auch den ganzen Einkauf ungekühlt überstehen. Und auch, dass die Metzger keine Handschuhe tragen wäre in Deutschland absolut undenkbar. Auch an Tacoständen oder unserem Essensstand in der Schule wird alles mit den Händen gemacht, was nicht zu heiß ist um es anzufassen. Allgemein war ich in Deutschland auch immer sehr kleinlich was Fleisch anging und habe auch jede Art von Knochen, Sehnen und Fett großräumig abgeschnitten. Zumindest das "großräumig" habe ich mir hier schon abgewöhnt, denn wenn hier ein Hühnchen geschlachtet wird, landet davon eben auch alles auf dem Teller und nicht nur die schönen Stücke (was ja eigentlich auch richtig ist).

Auch Obst und Gemüse sind frisch, und wenn man zu spät kommt, gibt es eben auch mal keine Erdbeeren mehr. Das Obst schmeckt hier übrigens viel besser als bei uns, zumindest die Mangos. Leider ist die Mango-Saison aber schon so gut wie vorbei.

Außerdem landet immer jede Menge Einweg-Plastikgeschirr und -besteck in den Einkaufstüten. Das fnde ich zwar eigentlich nicht so toll, da das eine Menge Müll macht, der hier nicht einmal getrennt wird, aber ich weiß auch nicht, wie man diesen Umstand verbessern sollte. Da der Essensstand mitten auf der Wiese steht, gibt es entsprechend auch keine Möglichkeit Geschirr abzuspülen.

Faszinierend finde ich auch den Supermarkt hier, in dem alles gekauft wird, was es auf dem Markt nicht gab. Dort ist ein ganzes Regal verschiedenen Chili-Saucen gewidmet und in den zwei Regalen gegenüber lagern unterschiedliche Chili-Sorten in unterschiedlich großen Dosen. Ein weiteres Regal widmet sich Mayo mit Zitronengeschmack vom Döschen bis zum Eimer. Einen ganzen Gang füllt besagtes Einweggeschirr, aber Duschgel sucht man vergebens. Hier schwört anscheinend die Mehrheit auf ganz normale Seife zum Duschen. Ich mag die aber dann doch lieber flüssig und wurde nach einigem suchen zum Glück in einem anderen Geschäft fündig.

Und um wieder den Bogen zum Anfang der Geschichte zu schlagen: Zum Schluss gab es, wie bei "Einkaufen in der großen Stadt" zur Belohnung ein Eis!

Witz des Tages

Ja, meine Klasse hatte heute schön was zu lachen.
Eigentlich ist es auf Spanisch ganz einfach den Wörtern Artikel zuzuordnen, denn bis auf einige Ausnahmen gilt: Endet ein Wort auf "a" ist es weiblich also "la", endet es auf "o" ist es männlich also "el".Leider gibt es aber ein paar Wörter, bei denen ich mir immer unsicher bin, ob sie auf "a" enden oder auf "o". So zum Beispiel das spanische Wort für "Schiff". Das heißt nämlich entweder "la barca" oder "el barco". Leider entschied ich mich für "la barca" und somit falsch. Wäre ja nicht weiter aufgefallen, wenn man im spanischen nicht "v" und "b" gleichaussprechen würde und meine Wortschöpfung "barca" auf einmal klang wie "vaca" also "Kuh".
Fazit: ich habe meinen Schülern erzählt, die Briten hätten Kühe geschickt, um andere Länder zu erobern. :D

Ein Eintrag nur für meinen Papa...

... jeder der schonmal auf unserem Balkon war, weiß warum.