Donnerstag, 25. Juli 2013

Sonne, Strand und Meeresschildkröten

Colola ist der Name eines kleinen Dörfchens an der Küste Michoacans, inklusive 4km Pazifikstrand. Das besondere: Eben dieser Strand dient drei Arten vom Aussterben bedrohter Meeresschildkröten als Brutstätte. Meeresschildkröten kehren zum Eier legen immer nur an ihren Geburtsstrand zurück. Colola ist somit vor allem Heimatstrand der schwarzen Meeresschildkröte, denn etwa 80% der Vertreterinnen dieser Art gehen hier zur Eiablage an Land.

Die Einwohner des Indigenen-Dorfes Colola haben sich zur Aufgabe gemacht diese zu schützen. Unterstützt werden sie dabei von nationalen und internationalen Freiwilligen, die über meine mexikanische Austauschorganisation "Vive México" im Rahmen von zwei-wöchigen Work Camps entsendet werden. Dazu sind natürlich auch wir "weltwärts"-Freiwillige herzlich eingeladen.

Ich selbst habe an keinem Work Camp teilgenommen, anders Xenia, die ich dann begleitete um dem Camp einen erneuten Besuch abzustatten. (Ich glaube ich muss Xenia an dieser Stelle nicht noch einmal vorstellen, schließlich handelt jeder zweite Artikel davon wie wir auf Vulkane oder Pyramiden klettern, in Hängematten oder am Strand liegen... An dieser Stelle liebe Grüße an ihre Freunde, die angeblich mittlerweile meinen Blog lesen, damit Xenia nicht so viel schreiben muss ;)

Mein erster Eindruck von Colola: Ich weiß jetzt was den Reiseführer-Schreiber inspiriert hat die Küste Michoacáns als "Küstenkönigreich hinter den Bergen" zu beschreiben. Die Gegend ist touristisch nahezu unerschlossen - keine Hotelblocks, stattdessen Natur pur. Und so setzte ich mich in den Sand, beobachtete Wellen und Sonnenuntergang und war viel zu gebannt um zur Schlafhütte zurückzukehren und die Kamera zu holen. Das wäre ihr auch möglicherweise nicht gut bekommen, denn aus "ich geh nur mal kurz mit den Füßen ins Wasser" machte eine freundliche Pazifikwelle nahezu eine Ganzkörperdusche.

So müsst ihr euch jetzt mit ein paar Fotos vom nächsten Tag begnügen:

Der Strand. Merke: Pazifik ist nicht gleich Mittelmeer. Die Wellen sind zwar schön anzusehen,
aber dank ihnen und der starken Strömungen ist schwimmen an diesem Strand verboten.
Schildkröten in Sicht!
Die Arbeit der Work Camp Teilnehmer beginnt erst nachts. Gemeinsam mit den ortsansässigen Freiwilligen gehen sie den Strand ab und dokumentieren wie viele Schildkröten an Land gehen. Außerdem sammeln sie Eier ein, wenn sie diese unverbuddelt finden, um ihnen in künstlichen Nestern eine zweite Chance zu geben.

Ich fand es beeindruckend die riesigen Schildkröten (ca. 1-1,5m Länge) tatsächlich von ganz Nahem an Land sehen zu können. Ganz langsam kommen sie voran, sich immer wieder mit den Flossen nach vorne ziehend und buddeln schließlich ebenfalls recht gemächlich ein Loch, in das sie ihre Eier legen (um die 100 Stück) und das sie schließlich wieder verschließen. Fotos habe ich blöderweise wieder nicht gemacht, doch es hilft das Internet:

Seltsam allerdings, dass diese Schildkröte tagsüber unterwegs ist.
Die Spuren die sie hinterlässt sehen übrigens aus wie Reifenspuren!
Am nächsten Morgen standen wir gemütlich erst gegen 11 Uhr auf und machten uns später auf den Weg zum Strand. Nein falsch, am Strand waren wir ja schon (ich hatte draußen bei Meeresrauschen in der Hängematte geschlafen), aber wir machten uns auf zu einem Strand an dem man auch schwimmen konnte:


Äußerst gemächlich verging der Tag, "stressig" wurde erst die Nachtschicht: An diesem Abend wollten wir helfen Nester für die gefundenen Eier zu buddeln. Etwa 20 wurden es im Laufe von etwa 3 Stunden die wir gruben, unten verbreiterten, behutsam die Eier hineinlegten und sie anschließend mit der gleichen nassen Erde zudeckten und markierten. Wenn die Eier vor dem Eingraben nicht zu sehr ausgekühlt sind, schlüpfen 45 Tage später kleine Schildkrötenbabies. Entsprechend werde ich etwa am 31.08. Schildkröten-Adotptivmama.. oder so ähnlich.

Schildkröteneier bereit zum Verbuddeln
An diesem Abend lernten wir auch die Work Camp Teilnehmer, Mexikaner und Mexikanerinnen, Südkoreanerinnen, eine Tschechin, ein Italiener, eine Kanadierin und deutsche Mitfreiwillige, besser kennen. Eine wirklich lustige Truppe. Ich hätte mich vielleicht doch einmal zum Work Camp anmelden sollen anstatt nur zu Besuch vorbeizufahren.

Den nächsten Tag, der gleichzeitig unser letzter war, wollten wir nutzen nach Maruata zu fahren, wo es einen noch schöneren Strand zum Baden geben sollte. Erstes Problem: Dort hinkommen! Dafür heißt es an die menschenleere Straße stellen und auf einen Bus warten. Wir warteten über eine Stunde. Soviel zum Thema touristisch unerschlossen:


Alle Strapazen waren jedoch bei diesem Anblick vergessen:



Und hatte man einmal die Stelle überwunden an dem die Wellen recht unrücksichtsvoll brechen, konnte man sich gemütlich im Wasser treiben lassen.
Zum Abschluss ein leckeres Essen:


... und dann ganz schnell ins Camp, denn wir hatten tatsächlich einen Busfahrplan gefunden, laut dem wir genau eine Stunde hatten zwischen Ankunft im Camp und nächster Abfahrt des Busses. Eine Stunde, in der wir packen, duschen und uns verabschieden wollten.

Da wir aber dennoch nicht sicher waren wie zuverlässig dieser Busplan war, versuchten wir uns ebenfalls als Anhalter. Und siehe da, letztendlich fuhren wir gute zwei Stunden auf einer Ladefläche zwischen Kokosnüssen nach Tecomán um dort einen Bus nach Morelia zu nehmen:


Dies war wieder einer dieser Mexiko-Momente, etwas was dir in Deutschland nicht passiert, einer dieser Momente in denen ich Mexiko liebe (noch mehr als sonst sowieso) und was vielleicht niemand nachvollziehen kann, der nicht selbst schon einmal eine Zeit lang hier war. Gekrönt wurde das ganze dann von Gurke mit Salz, Limette und Chili vom Straßenstand und hier nochmal die Frage: Wann erlebst du diese Situation jemals wieder? Und ja haltet mich für verrückt aber wir konnten nicht anders als glücklich sein mit Wind und Haaren im Gesicht, eine Tüte frische Gurke teilend und die Regenzeit-grüne Landschaft bewundernd...

Dienstag, 2. Juli 2013

Im Land des reichsten Manns der Welt

... sprich in Mexiko!

Carlos Slim Helú, 1940 als Sohn libanesischer Einwanderer in Mexiko Stadt geboren, verfügt über ein Vermögen von 73 Milliarden Dollar, mit dem auch Bill Gates nicht mehr mithalten kann. Zu verdanken hat er seinen Reichtum vor allem Aufkauf und Sanierung maroder Firmen in der mexikanischen Wirtschaftskrise 1982. Entscheidender Schachzug war jedoch der Kauf der ehemals staatlichen Telefongesellschaft Telmex, als diese 1990 privatisiert wurde. Gleichzeitig besitzt er mit América Movil den größten Mobilfunknetzbetreiber Lateinamerikas. Markenname in Mexiko: Telcel.

Natürlich ist eine solche Person nicht unumstritten. So soll er vor allem politischen Einfluss spielen lassen haben um die monopolartige Marktposition von Telmex zu sichern. Mit der Investition in den Mobilfunk hat er quasi die gesamte Telekommunikation in der Hand und kann entsprechend überhöhte Preise ansetzen. Beispiel Telcel: Es gibt durchaus andere Mobilfunkanbieter. Das gesamte Netz, sprich die Masten, gehören dennoch Telcel. Andere Anbieter sind somit deutlich weniger wettbewerbsfähig und so habe auch ich in meinem Handy einen Telcel-Chip und stecke Carlos Slim Helú so wie alle Mexikaner täglich noch ein paar Pesos mehr in die Tasche.

Ein so reicher Mann also in einem so "armen" Land? Ich weiß nicht, mir gefällt die Bezeichnung "arm" nicht. Es gibt keine "armen" Länder. Es gibt ausgebeutete Länder und Länder mit extremer sozialer Ungleichheit aber "arme" Länder? Eher nicht...

Mit seinem Bruttoinlandsprodukt landet Mexiko auf Platz 14 weltweit. Das hört sich eigentlich ganz schön (wirtschafts-)mächtig an. Auf pro Kopf Einkommen runtergerechnet sieht es dann schon etwas bescheidener aus, aber das eigentliche Problem ist, dass dieses scheinbare Durchschnittseinkommen, von dem man meinen sollte, es solle der Mittelschicht entsprechen kaum vertreten ist. Denn eine Mittelschicht ist nahezu inexistent. Der Großteil der Bevölkerung verdient deutlich weniger und ein kleiner Anteil umso mehr.
Geld ist da, aber es ist schlecht verteilt.