Montag, 15. Oktober 2012

Ein Wochenende in Mexiko-Stadt

Oder auf Spanisch auch kurz gesagt in "DF" für Distrito Federal, weil "Ciudad de Mexico" einfach viel zu lang ist.

Anlass für den Kurztrip, war Paulas 20. Geburtstag, zu dem sie mich eingeladen hatte. Wir kennen uns von den ijgd-Seminaren in Deutschland, hatten uns aber in Mexiko bis dahin nicht gesehen, da wir unterschiedliche Partnerorganisationen haben. Sie wohnt mit weiteren Freiwilligen in einer WG mitten in Mexiko-Stadt, in der Samstag abends die große Party steigen sollte. Wer mehr über Paulas Freiwilligendienst in einer Einrichtung für Straßenkinder erfahren will findet klickt sich hier zu ihrem Blog.

Meine Gastfamilie war von meinen Plänen nicht sonderlich begeistert, da sie sich sofort Sorgen um mich machten. Einige Horrorgeschichten über Raub und Diebstahl führten dazu, dass letztendlich auch ich mit einem unguten Gefühl startete - größere Scheine im BH versteckt, mein Handy in einer Tasche unter meiner Jeans und gänzlich ohne Kamera und iPod. Deshalb muss dieser Blogeintrag auch leider ohne Bilder auskommen. Diese Panik stellte sich aber als ziemlich unbegründet heraus. Die Metro kam mir nicht gefährlicher vor als jede ander U-Bahn und auch auf der Straße gab es keinen Grund zur Unruhe, zumindest nicht mehr als in anderen Großstädten.

Der Bus fuhr, mit nur einem Zwischenstopp in Morelia, direkt von Patzcuaro nach Mexiko. 5 Stunden ohne iPod sind ganzschön lang, aber irgendwie habe ich hier total Spaß daran die Landschaft zu beobachten. Oder später aber die Stadt, die sich scheinbar unendlich alle umliegenden Berghänge hinaufzieht.

Entsprechend kam ich freitags erst am späten Nachmittag an und lernte nach etwas Ausruhen einige Bars der Hauptstadt kennen. Auch der nächste Tag bot leider wenig Zeit, die Stadt kennenzulernen, da jede Menge Essen und Trinken für die Party gekauft und vorbereitet werden musste. Ein wenig Zeit blieb aber doch, um in den Stadtteil Coyoacan zu fahren und dort einen Markt zu besuchen.

Überrascht wurden wir abends davon, dass doch einige der Mexikaner, größtenteils Mentoren der Freiwilligen (sowas gibts bei meiner Organisation leider nicht), pünktlich bis überpünktlich eintrafen. Wir hatten damit gerechnet, dass wir, da die Einladung zu acht Uhr ausgesprochen war, mindestens bis halb neun oder neun Zeit haben würden alles vorzubereiten. Aber auch wenn man sich auf Unpünktlichkeit scheinbar nicht verlassen kann, war auf Hilfsbereitschaft doch immernoch Verlass und schnippelten wir gemeinsam Zwiebeln und Tomaten, brieten Hackfleisch und stampften Bohnen zu Brei (ja so und nach meiner bisherigen Erfahrung NUR so isst man hier Bohnen). Letztendlich hatten wir jede Menge Füllung für unsere Tortillas.

Am lustigesten fand ich, dass ich, da ich auf der Party fast niemanden kannte, sowohl von Deutschen als auch Mexikanern nie zugeordnet werden konnte. (Haarfarbe --> Deutsche... aber nicht von unserer Organisation... wo soll hier sonst eine Deutsche herkommen? --> Mexikanerin?) Eigentlich dachte ich, dass spätestens mein Spanisch mich als Deutsche enttarnen würde, aber tatsächlich wurde mir von mehreren der eingeladenen Mexikanern gesagt, sie hätten bei mir erfolglos nach dem typischen deutschen Akzent gesucht. Das war eindeutig das Kompliment des Wochenendes! Der alte Kioskbesitzer, der meinte, ich hätte das Lachen eines Engels, landet damit eindeutig nur noch auf Platz zwei. Es kann zwar sein, dass ich etwas besser Spanisch spreche als die Freiwilligen in der WG, da ich in der Gastfamilie mehr von Mexikanern und weniger von Deutschen umgeben bin, allerdings wurde mir in letzter Zeit auch von vielen anderen gesagt ich würde eindeutig MIT Akzent sprechen. Was denn jetzt? Egal eigentlich, solange ich mich verständigen kann, und das klappt immer besser.

Die Feier war sehr unterhaltsam, das finde ich echt cool hier, dass einen die Leute einfach anquatschen, aber total freundlich und nicht aufdringlich, und man auch immer etwas findet worüber man reden kann. Was das angeht, sind Deutsche doch im Durchschnitt etwas verschlossener.

Nach einer eher kurzen Nacht machte ich mich am nächsten Tag wieder auf den Weg zum Busbahnhof und dann ab nach Hause. 5 Stunden später erwartete mich eine glückliche Gastfamilie und vor allem meine Gastmama war froh, dass ihre "ninja" (kleines Mädchen) nicht geklaut wurde.

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