Donnerstag, 4. Oktober 2012

Ein Bericht zur allgemeinen Straßenverkehrslage in Mexiko

Naja vielleicht doch nicht so allgemein, sondern eher auf Morelia und Patzcuaro bezogen...
 
Also erstmal zu den Autos: Hier in Huecorio oder in Patzcuaro habe ich fast ausschließlich Autos gesehen, die eher nicht durch den deutschen TÜV kommen würden. In Morelia gibt es zusätzlich doch auch einige sehr teuer aussehende, fette, neue Autos. Spritsparende Mittelklasse-Modelle hingegen sieht man kaum bis gar nicht. Entsprechend schlecht ist auch die Luft an stark befahrenen Straßen. Das mit dem hohen Spritverbrauch stört bei Preisen von umgerechnet 0,70€ pro Liter aber auch eher wenig. Dieser Spritpreis erklärt übrigens auch die niedrigen Kosten für öffentliche Verkehrsmittel. Ein Schienennetz gibt es nicht (bzw. nur für Güterzüge), dafür aber ein gutes Busnetz. Innerhalb Morelias oder in und um Pátzcuaro fährt man am besten Kombi. Das sind Mini-Busse mit festen Linien aber ohne feste Zeiten. Sie kommen einfach alle paar Minuten vorbei. Der Preis ist immer der Gleiche, egal wie weit man mitfährt: 6$ in Morelia, 7$ in Pátzcuaro (entspricht etwa 0,40€). Die bezahlt man ganz entspannt irgendwann während der Fahrt und wenn man ganz hinten sitzt, bittet man eben die anderen Fahrgäste das Geld weiterzureichen. So etwa sieht so ein Kombi aus, wenn eine Horde deutscher weltwärts-Freiwilliger ihn besetzt:
 
 
Auch in privaten Kombis kann man deutlich mehr Leute mitnehmen als es Sitze gibt, ohne dass das die Polizei das groß stören würde. Das sieht dann so aus:

 
Außerdem werde ich hier immer ausgelacht wenn ich mich anschnallen will. Das geht bei den meisten Autos gar nicht. Im Pick-Up meiner Gastfamilie zum Beispiel. Nach Aussage meines Gastbruders weil diese Anschnallbuchsen oder wie man das nennt stören, wenn sich vorne jemand in die Mitte setzen will. Achja mein Gastbruder meint übrigens er fährt schon seit 12 Jahren Auto. Nebenbei bemerkt: Er ist 24. Viel Spaß beim Rechnen!
 
Was aber cool ist an so einem Pick-Up: Jede Menge Sitzplätze auf der Ladefläche. Sehr gut auch zum Sonnen:
 
 
Dann zu den Verkehrsregeln: Ähm Moment welche Regeln? Schilder gibt es kaum, so habe ich zum Beispiel nur durch beobachten rausgefunden, dass die Straße, die einmal im Kreis durch unser Dorf führt eine Einbahnstraße ist. Für andere Situationen gibt es dann aber doch Schilder. Sehr beliebt ist ein Schild mit der Aufschrift "disminuye su velocidad" also "veringern sie ihre Geschwindigkeit". Oder auch ein Schild, das an "Vorfahrt gewähren" erinnert, aber die Aufschrift "uno en uno" trägt. Ich glaube das soll so etwas wie Reisverschlussverfahren an Kreuzungen bedeuten. Das sieht dann etwa so aus:
 
 
Mangels eindeutiger Regeln wie rechts vor links bedarf es einfach Absprache, wenn zwei Autos gleichzeitig eine Kreuzung erreichen. So wie ich das bisher beobachtet habe klappt das gut. Entweder einer ist einfach schneller und der andere muss dies hinnehmen, oder einer gibt ein Handzeichen, um dem anderen Vortritt zu gewähren. Wie gesagt, ich hatte bisher persönlich immer das Gefühl, dass das schon alles immer passt. Allerdings habe ich auch in den letzten Wochen von einigern Unfällen gehört, auch einem tödlichen Motorradunfall.
 
Dann zu den Straßen. Die Straßen in Morelia weisen einige Schlaglöcher auf. Noch schlimmer sind nur die Bürgersteige. Die wären in Deutschland ein Fall für kilometerlanges rot-weißes Flatterband. Seht ihr die rote Kante da auf dem Bild oben? Also ich stolpere jeden Tag mindestens zwei- bis dreimal fast. Na gut, was sowas angeht bin ich auch generell eher ungeschickt. Und mit Kinderwagen hätte man hier auch keine Chance, geschweige denn im Rollstuhl. Wie Rollstuhlfahrer damit umgehen weiß ich wirklich nicht, aber Mütter tragen ihre Kinder hier sowieso für gewöhnlich in Tragetüchern. In Pátzcuaro ist es nicht besser, auch dort sind die Bordsteinkannten hoch und vor allem sind kleinere Straßen dort nicht asphaltiert sondern gepflastert. Leider fehlen da schon einige Pflastersteine, was die Fahrt sehr langsam und holprig macht. Meine Lieblingsstraße ist übrigens diese hier:

 
Nicole meint sie erinnert an Inception (die Szene in der die Architektin zum ersten mal die Umgebung eines Traums konstruiert und spontan eine Stadt mit senkrecht in den Himmel ragenden Straßen entwirft, die jedem Gesetz der Schwerkraft widersprechen). Ich kann ihr da nur zustimmen. Auf Straßen, auf denen man nicht durch Schlaglöcher ausgebremst wird, tun dies Bodenwellen, die jedoch höher oder steiler oder beides sind als in Deutschland. Jedenfalls habe ich immer das Gefühl wir halten an, aber nein, doch nur eine Bodenwelle.
 
Zusammenfassung: Ich bin verdammt froh, dass ich hier nicht Auto fahren muss.

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