Montag, 29. Oktober 2012

Ein Wochenende in Guanajuato

Guanajuato ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, der im Norden an Michoacán, dem Bundesstaat in dem ich wohne, angrenzt. Mit dem Bus fährt man ab Morelia noch etwa drei Stunden, sodass sich die Stadt super für einen Wochenendausflug eignet.

Und so verließen Nicole und ich die Schule freitags etwas früher als sonst, nach unseren jeweils letzten Unterrichtsstunden, um möglichst früh loszukommen. Die Anreise teilte sich in fünf Etappen: Mit dem Kombi von Huecorio nach Pátzcuaro, von dort aus mit dem Bus zum Busterminal von Morelia, dann weiter im 1.Klasse Bus nach Guanajuato, dort dann wieder in einem kleineren Bus ins Zentrum und von dort aus schließlich mit Hilfe des kleinen Riesführer-Stadtplans zu Fuß zum Hostel. Geschafft! So sah dann das Hostel-Zimmer aus. Komisch, früher mochte ich keine Jugendherbergen, heute bin ich froh über eine einfache, günstige Unterkunft.

 
Der wohl interessanteste Teil der Anreise war übrigens die Busfahrt ins Zentrum. Die führte nämlich teilweise durch unterirdische Straßen, wie diese hier: 

 
Diese sind ehemalige Flussbetten, um den Fluss umzuleiten, der regelmäßig die Stadt überflutete, mittlerweile aber ganz um die Stadt herum geleitet wurde, sodass die unterirdischen Kanäle trocken sind. So sieht man mitten auf der Straße Abstiege in das unterirdische Tunnelsystem:
 
 
Nach der etwa 5-stündigen Anreise musste wir uns erst einmal stärken. Getreu dem im Restaurant ausgehängten Motto "Ein Tag ohne Chili ist wie ein Tag ohne Sonne" bestellten wir Enchiladas.
 

 
Danach ging es zum Jardin de la Union, an dem auch das hier auf dem Foto hell erleuchtete Teatro Juarez steht. In dieser Gegend pulsiert abends laut Reiseführer das Leben und ich hoffe das Foto zeigt wie recht der Reiseführer da hat.

 
Ein weiterer wertvoller Tipp unserer beider Reisefüher, bei mir sogar als Highlight gelistet, waren die sogenannten callejoneadas. Nächtliche Touren durch die Gassen, bei der wohl hauptsächlich Touristen einer Gruppe Gitarre spielender, singender, tanzender und scherzender Straßenmusiker durch die Straßen folgen. 

 
Eigentlich wird dazu Wein aus vorher ausgehändigten Gefäßen getrunken. (Unsere hatten die Form eines Frosches und um daraus zu trinken muss man diesen küssen, da sich am Mund eine Öffnung zum Trinken befand.) Dies wurde aber mittlerweile verboten, da öffentliches Trinken in der Straße in Mexiko verboten ist. So bekamen wir leider nur Orangensaft. Trotzdem war es sehr lustig. Ich verstand leider nicht alle Witze, aber doch einige. Beispielsweise wurden 10 junge Frauen, auch Nicole und ich, für eine Art Wettberwerb ausgewählt. Wir sollten einem der Musiker nachtanzen und die Beste sollte schließlich einen besonderen Preis gewinnen. Schließlich gewannen "ausnahmsweise" doch alle. Und was? Wir durften die Musiker küssen. Juhuu! Natürlich nur Küsschen rechts, Küsschen links, sodass ich ihnen den Spaß dann auch gerne gegönnt und mitgemacht habe.
 
Am nächsten Tag wollten Nicole und ich dann die Stadt mit ihren unzähligen Gassen, Kirchen, Theatern und Ausblickspunkten erkunden. Die Stadt gefällt mir wirklich sehr gut. Sie ist einfach irgendwie süß. Kleine Gassen, schöne Plätze und unglaublich farbenfroh. Einige Impressionen unseres Stadtrundgangs:
 
Plaza Baratillo, eine kleiner schöner Platz nahe unseres Hostels:
 
 
Die Universität von Guanajuato, ein einfach riesiges Gebäude, das inmitten der kleinen Häuschen umso mehr hervorsticht.

 
 
Der Ausblick von der Universität aus - die gelbe Kirche ist die Basilika, die Statue auf dem Berg heißt Pipila und ist ein Held der Stadt. Er soll im beginnenden Unabhängigkeitskrieg den Rückzugsort der in Guanajuato lebenden Spanier angezündet und dabei sein Leben verloren haben.

 
Das Museo y Casa de Diego Rivera, einem mexikanischen Maler des 20. Jahrhunderts, der vor allem für seine Wandgemälde berühmt ist.

 
 
Der Templo de la Valenciana liegt etwas außerhalb Guanajuatos. Dort befindet sich auch eine der wenigen Minen Guanajuatos, die noch heute in Betrieb sind. Einst war die Stadt durch den Abbau von Silber, Gold und anderen Metallen reich geworden. Das zeigt sich vor allem an den Altären dieser Kirche:


 
Eine der ehemaligen Minen kann besichtigt werden. Hier auf dem Bild sieht man den Heiligen der Bergarbeiter, der im Schacht über die Bergarbeiter wacht. Zur Zeit der spanischen Herrschaft waren diese übrigens versklavte Indigene. Dies änderte sich erst mit der Unabhängigkeit.

 
Wieder am Tageslicht konnte man in der ganzen Stadt Stände mit Süßigkeiten und Accessoires für den Tag der Toten am 02.11. bewundern. Dieser Tag ist anders als das deutsche Allerseelen ein fröhlicher Feiertag. In der Nacht vom ersten auf den zweiten November wird auf die Seelen der Verstorbenen gewartet, die dem Glauben nach an diesem Tag zu Besuch auf die Erde kommen. Empfangen werden sie mit Altären aus Blumen, Kerzen und ihren Lieblingsspeisen. 

 
Ebenfalls bekannt ist Guanajuato für den "Callejon del Beso". In dieser Straße, mit ihren Balkonen, die so nah aneinanderreichen, dass sich die Nachbarn küssen können soll einst ein Liebespaar gelebt haben. Da ihre Familien jedoch gegen diese Verbindung gewesen wären - sie Tochter einer reichen Familie, er aus einfachen Verhältnissen - mussten sie ihre Liebschaft geheim halten. Gut, dass es die Balkone gab!

 
Wie bereits erwähnt, die gelbe Basilika de Nuestra Señora de Guanajuato:

 
Und der ebenfalls bereits erwähnte Pipila hat von dort oben einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt:

 
Und ich auch!

 
Erinnert ihr euch an das Teatro Juarez? So sieht es von innen aus:

 
Genug Programm für einen Tag! Am nächsten Tag beschlossen wir über Leon zurückzufahren und dort ebenfalls ein bis zwei Stunden zu verbringen, um die Stadt kennenzulernen. León gefiel mir aber nicht besonders. Das historische Zentrum ist zwar sehr nett, aber die umliegenden Straßen, durch die man es erreicht nicht. Die Fotos verraten das allerdings nicht, da ich nur die schönen Stellen eingefangen habe. Hier der Templo Expiatorio Diocesano del Sagrado Corazón de Jesús:


 
Die Plaza Principal:

 
Und die Catredral Metropolitana:


Danach ging es wieder auf den etwa 5-stündigen Heimweg. Dieses Wochenende hat sich auf jeden Fall gelohnt!

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