Samstag, 29. September 2012

Manchmal gibt es auch Negatives zu Berichten...

Jeder der gerne die Illusion bewahren möchte, dass hier immer alles wunderbar läuft und ich den ganzen Tag lachend durch die Gegend hüpfe, sollte diesen Eintrag überspringen. Wer die Wahrheit verträgt ist herzlich eingeladen weiterzulesen. Alle diese "Mini-Krisen" hatte ich am letzten Wochenende, das entsprechend sch**** war. Ab dann ging aber stetig bergauf, ich bin mittlerweile wieder bester Laune und ich hoffe man merkt meinem Schreibstil an, dass ich diese Mini-Krisen im Nachhinein versuche mit Humor zu nehmen ;)

Mini-Krise Nummer 1:
Machen wir doch ein Ratespiel daraus. Was ist wohl passiert wenn ich an einem Tag folgende Wörter gelernt habe:

morder = beißen
hincharse = anschwellen
inflamar = entzünden
seguro de enfermedad = Krankenversicherung
vacuno = Impfung
rabia = Tollwut
tétano = Tetanus

Ein kleiner Tipp, die folgenden Wörter kannte ich schon.

perro = Hund
miedo = Angst

Ja richtig, mich hat dieser verdammte Hund gebissen! Dabei waren die sonst immer total lieb, sodass ich keine Angst hatte. Ich bin auch nicht zum ersten Mal alleine nach Hause gegangen, aber dieses eine Mal, letzte Woche Freitag war es dann etwas anders. Da kamen mir nämlich alle Hunde entegegen, jedoch schwanzwedelnd, sodass ich mir zwar schon Gedanken machte, wie ich die wieder loswerden würde, aber niemals damit rechnete, dass einer von ihnen sich einfach mein Bein, knapp über dem Knie, schnappen würde. Zum Glück hatte ich doch recht robuste Jeans an und der Hund kann nicht mit aller Kraft zugebissen haben. Trotzdem bekam ich die Panik meines Lebens und kletterte über eine etwas mehr als hüfthohe Mauer um mich in Sicherheit zu bringen. Hüfthoch ist jedoch auch eine überwindbare Höhe für einen großen Hund, sodass ich diese zitternd und schluchzend im Auge behielt, während ich panisch versuchte, meine Gastgeschwister auf ihren Handys zu erreichen. Der Gastbruder kam schließlich auch zu meiner Rettung. In der Zwischenzeit hatten die Hunde allerdings die Mauer schon längst überquert und sich zum Glück dadurch wieder ablenken lassen, dass ich ihnen mein Mäppchen in entgegengesetzte Richtung zuwarf und sie somit von mir weglenkte. Die Panik hielt jedoch an. Was wenn sich das entzündet? Gegen Tetanus und Tollwut bin ich glücklicherweise geimpft. Trotzdem bestand ich darauf, zum Arzt zu gehen. Die "Praxis" kam mir zunächst jedoch sehr suspekt vor, denn es handelte sich eigentlich um eine Apotheke mit einem Hintertürchen an dem etwas von medizinischer Beratung stand. Die Ärztin erschien mir jedoch kompetent und fragte (wie meinerseits von ihr erwartet) ob die Hunde geimpft seien und nach meinem Tetanus-Impfschutz. Schließlich verschrieb sie mir zwei Salben, zwei Sorten Tabletten und eine Seife, die allesamt eine Entzündung verhindern sollen und dies anscheinend auch tun. Der Spaß kostete übrigens nicht einmal 10€. Das Bein tat nur am ersten Tag weh und ist mittlerweile wieder voll belastungsfähig. Allerdings zieren es sechs kleine rote Zahneindrücke, umgeben von beeindruckenden blauen Flecken. Meine Lieblingsjeans ist glücklicherweise heil geblieben. Der Hund ist seitdem übrigens wieder so freundlich wie je zuvor zu mir. Trotzdem werde ich nicht mehr alleine nach Hause gehen. Das habe ich jetzt gelernt!

Mini-Krise Nummer 2:
Ein weiteres Problem trat mir nicht in Form eines Hundes sondern in Form eines großen kultur-bedingten Unterschiedes im Verständnis von Höflichkeit gegenüber. Während in Deutschland der allgemein als am höflichsten anerkannte Weg mit kleineren Unstimmigkeiten umzugehen ist, die Person freundlich aber direkt darauf hinzuweisen, damit diese weiß woran sie ist und entsprechend handeln kann, gilt diese Direktheit hier als unhöflich. Bedenken werden nur indirekt, auch nonverbal, mitgeteilt, eine Sprache die ich nicht gewohnt bin und entsprechend kaum lesen kann. Entsprechend überrumpelte es mich, als Nicole mir erzählte, meine Gastschwester habe ihrer erzählt, dass ich zwar dauernd fragen würde ob ich helfen kann, im Endeffekt aber kaum etwas tun würde. Das stimmt, ich habe wirklich oft gefragt, auch mehrmals, aber fast nie wurde meine Hilfe angenommen oder mir gezeigt, was und vor allem wie ich helfen kann. Gut, jetzt weiß ich auch, dass ich vielleicht einfach mehr von selbst tun sollte. Ganz selbstverständlich und ohne viele Fragen. Letztendlich hat mich die indirekte Nachricht: "Beweg endlich mal deinen Arsch" ja doch erreicht...

Mini-Krise Nummer 3:
Da gab es diesen einen Abend, oder sollte ich sagen Nacht, an dem ich mich einfach unglaublich einsam gefühlt habe, und gemerkt habe wie mir zwar nicht individuelle Freunde oder Familienmitglieder fehlen, aber einfach das allgemeine Gefühl unter Menschen zu sein, die man in und auswendig kennt und denen man blind vertraut.
Meine Gastschwester hatte mich auf eine Feier im Nachbarort mitgenommen (siehe Beitrag "Drei Tage - Drei Gründe zu feiern") und dort immer mal wieder alleine, bzw bei ihren Freunden, die ich jedoch an dem Tag erst kennengelernt hatte, gelassen. Das wäre ja an sich kein Problem gewesen, nur eine Menge von sich anhäufenden Umständen, führten eben dazu, dass ich einfach nur noch nachhause in mein Bett, oder noch besser mal kurz nach Deutschland wollte. Zum einen war Sonntag und ich wollte eigentlich nicht allzu spät ins Bett - war wohl nichts. Zweitens war ein Großteil der Menschen um mich herum angetrunken oder sogar völlig betrunken, sodass ich sie einfach unmöglich einschätzen konnte und mich allgemein unsicher fühlte. Drittens, habe ich die einfach andauernd nicht verstanden - verdammte Sprachbarriere! Und viertens, hat mich so ein Typ andauernd etwas aufdringlich angequatscht - Nein, ich will dir nicht meine Handynummer geben!!!
Naja so ist das wohl am Anfang hin und wieder. Und solange ich gute Laune habe (so wie jetzt) ist es auch gar nicht schlimm weit weg von Zuhause zu sein... Also wünscht mir gute Laune! ;)

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