Montag, 24. September 2012

Drei Tage - Drei Gründe zu Feiern

Tag 1 - Freitag - Día del Paz (Tag des Friedens)

 
Anlässlich des Día del Paz gab es hier im Dorf ein "desfile" also eine Art Parade. Dazu zogen die Schüler vorherrschend in weiß gekleidet und mit zum Frieden aufrufenden Postern durch die Straßen unseres Dorfes. Angeführt wurden sie dabei von der "Banda der Guerra" also eigentlich wörtlich genommen einer Kriegs-Band, die aber trotzdem auf einem Friedensmarsch spielen darf. Im wesentlichen handelt es sich dabei aber um eine Gruppe von Schülern, die "tambor" (Trommel) und "corneta" (eine Art Horn, jedoch ohne Ventile) spielen, und jedes "desfile" begleiten. Solche gibt es hier regelmäßig, allein in meiner Anwesenheit ist es, nach den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag, schon das zweite und für Freitag ist ein weiteres Angekündigt. Auf die Parade folgten einige kurze Reden auf dem Schulhof, die ich hier jedoch mangels spanischen Hörverstehens nicht widergeben kann.
 
Tag 2 - Samstag - Hochzeit und Taufe
 
Für Samstagabend wurde mir eine Fiesta angekündigt, auf der ich endlich lernen sollte zu tanzen, da ich mich auf die Frage ob ich gerne tanzen würde immer mit einem "Yo no sé bailar" (Ich kann nicht tanzen) herausgeredet hatte. Mir gegenüber wurde von einer Hochzeit geredet, Nicole wurde von einer Taufe erzählt. Im Endeffekt war es beides, standesamtliche Hochzeit und Taufe, in einem. (Wobei das getaufte Kind soweit ich weiß nicht das Kind des frisch vermählten Ehepaars war.) Die Braut war übrigens erst 19, was sogar für hier noch jung ist. Wenn ich mir das vorstelle... ich werde in drei Wochen auch 19...
 
Da meine Familie spontan beschlossen hatte doch nicht zur Feier zu gehen (der Vater hatte Kopfschmerzen und der ganze Alkohol, der hier auf den Feiern fließt würde das nur schlimmer machen), kam ich eigentlich nur zufällig doch noch zur Fiesta, da ich Nicole und ihre Gastschwester Gabi traf, die auf dem Weg dorthin waren. Entsprechend musste ich auch früh wieder gehen, um mit meiner Gastschwester nach Hause zu kommen. Das war dann wohl nichts mit Tanzen lernen!
 
Trotzdem hat mich das Fest sehr beeindruckt. Zum einen weil anscheinend einfach das ganze Dorf kommen oder nicht kommen konnte wie es wollte. Wer da in welcher Beziehung zum Brautpaar oder zum Täufling stand, schien eher unbedeutend zu sein. Zweitens war die Fiesta natürlich draußen unter einem Zelt. Das bietet sich bei dem Wetter hier natürlich besser an als in Deutschland. Drittens, wurden auf der Feier Snacks wie Chips und ähnliches (natürlich mir Chilisauce) verkauft, während das eigentlich Essen und die Getränke, wie von zuhause gewohnt, kostenlos bereitstanden. Viertens wurde vom Essen anscheinend nur die Suppe wirklich gegessen. Das folgende Hühnchen mit Mole (einer Soße die hier in der Region sowohl mit Chili als auch mit Schokolade zubereitet wird, aber auch in tausend anderen Variationen existiert) wurde von den meisten eingepackt und mit nach Hause genommen. Fünftens wird hier nicht wie ein Deutschland etwas Wein oder Bier getrunken und das in Maßen, sondern Bier und Tequila in Massen, teilweise mit dem offensichtlichen Ziel eines Totalabsturzes. An dem Tag fand ich das eigentlich noch ganz lustig aber nach einem Gespräch mit einem 7-Jährigen Mädchen heute (siehe hoffentlich bald folgender Blogeintrag), sehe ich diese Alkoholgeschichte etwas kritischer. Eine Tradition fand ich aber am Interessantesten: Frauen mit einem Teller voller Hühnchen mit Mole tanzen langsam und gemächlich um das Hochzeitspaar bzw. die Eltern des Täuflings herum, die mit Tuch und Tequilaflasche "bewaffnet" wild umhertanzen und scheinbar eine Art Stierkampf imitieren, vielleicht habe ich das aber auch nur hineininterpretiert.
 
Tag 3 - Sonntag - Fiesta für die "Santa Muerte"
 

Gestern fand in einem nahegelegenen Dorf eine Feier zu Ehren der "Santa Muerte" also des heiligen Todes statt. Wie bereits erwähnt, haben Heilige im mexikanischen Katholizismus einen ganz anderen Stellenwert. Diese Heilige ist jedoch eine der skurilsten, denn sie wird als ein einen Mantel gehülltes Skelett dargestellt. Daher kritisiert die katholische Kirche, wie ich auf http://www.mexiko-lexikon.de recherchierte, ihre Verehrung anscheinend auch als Teufelskult.

Trotzdem war das Fest durchaus sehenswert, denn neben unzähligen Ständen die Essen und Trinken verkauften wurde zu traditionaller mexikanischer Musik getanzt. Davor konnte leider nicht einmal ich mich drücken. Allerdings komme ich mit der hier gegenwärtigen Trinkkultur noch nicht ganz zurecht. Während ich mich mit dem Alkoholkonsum deutlich zurückhielt, schließlich war am nächsten Tag Schule und ich war auf andere angewiesen um nach Hause zu kommen, kam dies für einen großen Anteil der Feiernden nicht in Frage. So verweigerte ich dann doch dem einen oder anderen aus glasigen Augen starrenden Mexikaner einen Tanz. 

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