Donnerstag, 28. Februar 2013

Ein neuer Alltag

Dass tatsächlich schon sechs Monate hier in Mexiko vergangen sind merke ich daran, das heute der zweite 3-Monatsbericht an meine Entsendeorganisation ijgd fällig war. Hier, wie schon vor drei Monaten, der Berichts-Ausschnitt, der einen ganz normalen Tag beschreibt:

8:30 – der Wecker klingelt. Warum so früh? Bevor ich mich daran erinnere schlafe ich wieder ein. Der gleiche Gedankengang wiederholt sich in Drei-Minuten Intervallen, bis ich mich um 8:51 letztlich doch erinnere – es ist Dienstag, ich muss um 12 Uhr arbeiten und will den Morgen nicht verschlafen sondern nutzen um meine Deutschstunde für den Nachmittag vorzubereiten. Ich stehe also auf, dusche, frühstücke und mache das Bett, nur um gleich darauf Deutschbuch, Deutsch-Arbeitsheft, Notizblock, Kopien und ein Sammelsurium an Stiften darauf auszubreiten. 10 Minuten später findet sich der grober Ablauf für die heutige Stunde auf dem Papier. Ich schalte meinen Laptop ein, um an der Vokabelliste für das zweite Kapitel weiterzuarbeiten, mit dem wir voraussichtlich morgen oder übermorgen anfangen werden. Ich übersetze mehr als hundert Wörter vom Deutschen ins Spanische, stocke immer wieder bei den Präpositionen und schalte den Laptop gegen 11:25 aus, um mich auf den Weg zum IJUM (Instituto de la Juventud Moreliana) zu machen. Der Fußweg ist lang - 2 km, 25 Minuten - aber mit dem Kombi wäre ich kaum schneller. Ich laufe also die vierspurigen Hauptverkehrsstraßen entlang, atme den Smog ein und habe den Staub bei jedem stärkeren Windstoß auch noch ein den Augen. Um 11:55 Uhr erreiche ich das IJUM, grüße die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bereits anwesend sind, gehe in Zairas Büro und hole mir den Aktenordner, an dessen Inhaltsverzeichnis ich weiterarbeiten werde. Die nächste  Stunde lang, überfliege ich Dokumente, tippe ihren Inhalt in den PC, markiere hier und da Seiten, die ich nicht verstehe, mit Post-Its und bespreche diese anschließend mit Zaira. Um 14:10 Uhr sind wir fertig. Ich mache mich wieder auf den Weg nach Hause. Es ist noch wärmer als vor zwei Stunden und ich kaufe mir im nächsten Lädchen einen Saft, um die Sonne zu ertragen. Zuhause angekommen, treffe ich auf meine Gastschwester Marisol, die mir stolz erklärt, was es heute zu essen gibt: Tacos dorados. Während sie diese vorbereitet, wasche ich das Geschirr, um im gleichen Waschbecken danach Platz zu haben, meine Wäsche zu waschen. Anschließend essen und quatschen wir gemeinsam, bis ich schließlich wieder los muss. Ich gehe noch schnell zur Papeleria (=Schreibwarengeschäft) Kopien machen und mache mich dann erneut auf den Weg zum IJUM. Fünf Minuten vor Stundenbeginn, den wir auf 17:30 verlegt haben, trudele ich dort ein. Iris, eine meiner Schülerinnen, ist schon da. Als auch Sarahí zu Tür hinein kommt, sind wir vollzählig. Die Stimmung in dieser kleinen Gruppe ist locker und freundschaftlich, Aufmerksamkeit und Lernfortschritt sehr gut. Die nächsten zwei Stunden beschäftigen wir uns mit Übungen zur Aussprache, einem neuen Text, und allgemein jeder Menge vor- und nachsprechen, Dialoge lesen und variieren und Arbeitsbuchaufgaben lösen. Die Musik des angrenzenden Salsa-Kurses lädt uns zum tanzen ein, doch es bleibt beim leichten hin und her wippen. Um 19:30 Uhr verabschieden wir uns mit einer Mischung aus „¡Hasta mañana!“ und „Bis morgen!“ und ich laufe zum vierten Mal meine 2km nach Hause. Erst jetzt merke ich, wie fertig ich bin, von einem ganzen Tag auf den Beinen und hungrig noch dazu. Während ich esse kommt erst Gastbruder Christian nach Hause und später schaut auch noch Aurora, Marisols beste Freundin vorbei, sodass wir noch eine ganze Weile in der Küche sitzen bleiben, quatschen und Pläne für das Wochenende machen. Erst danach erfüllt sich mein Wunsch nach Ruhe, ich schalte durch die Fernsehkanäle, gebe enttäuscht auf und nehme lieber mein Buch zur Hand. Zu guter Letzt stelle ich den Wecker für morgen und schlafe zufrieden ein.

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