Samstag, 1. Juni 2013

Uruapan, Uruapan, Uruapaaaaan!

Schon einmal einen mexikanischen Busticket-Verkäufer die nächsten Ziele ansagen hören? Nein? Schade, denn es ist gleichzeitig nervig (weil man dann ja auch irgendwann ohne angeschrien zu werden weiß, dass von dieser Station Busse fahren und wohin), lustig (weil diese Schreianfälle oft so plötzlich und spontan aus den Personen herauszusprudeln scheinen) und beeindruckend (ja wirklich, sag mal viermal hintereinander "Uruapan", das hat Zungenbrecher-Potenzial!)

Vor ein paar Wochen (wie schon im Falle Mexiko Stadt hänge ich mit der Berichterstattung etwas hinterher) folgten Xenia und ich dann erstmals dem "Uruapan-Lockruf" und machten uns wieder auf Reisen, beziehungsweise einen Wochenendausflug.

Uruapan selbst ist nicht übermäßig spannend. Es gibt einen sehr schönen Park, in dem ich schon einmal mit meiner alten Gastfamilie und diesmal jetzt mit Xenia war. Vielleicht erinnern die Bilder den ein oder anderen:





Den Abend verbrachten wir im Kino und gingen nicht allzu spät schlafen, denn das eigentliche Highlight des Wochenendes lag noch vor uns. Etwa gegen sieben Uhr am nächsten Morgen hatten wir bereits aus dem hübschen kleinen Hotel ausgecheckt und waren unterwegs zum Busbahnhof. Von dort aus ging es mit so wenig Gepäck wie möglich (was bei vier Litern Wasser aber immer noch recht viel ist) weiter nach Angahuan. In diesem Dorf spricht man ursprünglich Purépecha, eine indigene Sprache. Jeder, oder zumindest jeder, der mit Leuten von außerhalb zu tun hat, spricht aber auch Spanisch. Kinder lernen es als Fremdsprache von klein auf in der Schule.

Angahuan dient Toruisten als Ausgangspunkt für Touren zum Vulkan Paricutín. Dieser entstand erst 1943 und das überaus plötzlich. Von einem der umliegenden Dörfer ist nur noch der aus dem Vulkangestein ragende Kirchturm zu sehen. Führer bieten berittene Touren zum Vulkan sowie dem verschütteten Dorf San Juan Parangaricutiro an. Und genau das war unser Plan für heute.

So trafen wir gleich als wir aus dem Bus ausstiegen auf freundliche Pferdeführer, mit denen wir die Tour machen würden. Letztlich stellte sich zwar heraus, dass uns nur der zwölfjährige Sohn einer der Männer auf die knapp 6-stündige Tour begleiten würde, doch was das anging hatte uns der Reiseführer schon vorgewarnt. Ebenfalls vorgewarnt waren wir, was die Bequemlichkeit eines so langen Rittes angeht. Vor allem ich war leicht besorgt, hatte ich doch noch nie länger als 10 Minuten am Stück auf einem Pferd gesessen.

Der Hinritt war lang, etwa drei Stunden waren wir bei nicht unbeträchtlicher Hitze unterwegs. Wir ritten fast ausschließlich Schritt, traben war einfach zu unbequem, da ich immer wieder den Halt in den Steigbügeln verlor und jedes Mal ungebremst mit dem Hintern auf dem Sattel landete - autsch.

Doch endlich, endlich kam der Vulkan in Sicht. Das Ganze kann man sich etwa so vorstellen:



Den Pferden war schon genug zugemutet worden; an den Aufstieg mussten wir uns auf eigenen Beinen machen. Das Unpraktische: Der Vulkansand ist so fein, dass man mit jedem Schritt den man nach vorne, bzw. oben macht wieder einen halben Schritt hinabrutscht. Der Aufstieg erschien somit schier endlos. Jetzt merkten wir auch, warum unser Führer unten warten wollte! Schatten suchte man vergeblich - dann eben alle zehn Schritte Pause in praller Sonne und einen guten Schluck lauwarmes Wasser! Wir brauchten bestimmt eine halbe Stunde für den Aufstieg und gönnten uns dort oben angekommen dann eine ebenso lange Pause bei leckeren Schokoladenkeksen, unserem einzigen Reiseproviant.
Fotos von ganz oben:

Der Krater... schade, ich dachte immer man könnte hier bis in den Erdkern schauen...
erkennbar selbstverständlich an knall-orangener brodelnder Lava!
KEKSEEEE!
Der Ausblick von oben
Genau der Umstand, der uns den Aufstieg so schwer machte, machte den Abstieg allerdings zu einer spaßigen und kinderleichten Rutschpartie. Ein großer Schritt nach unten und schwuuuups nochmal die gleiche Distanz weitergeschlittert. Ist ein bisschen wie Ski fahren - glaube ich - ist schon etwas her, dass ich das letzte Mal Ski fahren war...

Unten angekommen stiegen wir wieder auf die Pferde und dank neuer, kürzerer Einstellung der Steigbügel hatte ich auch endlich den nötigen Halt, den Rückweg in höherem Tempo anzugehen. Das Traben war plötzlich gar nicht mehr so schwer, nur beim Galoppieren wusste ich nie so ganz ob gerade Adrenalin, Freiheitsgefühl und Spaß überwogen oder doch eher die Angst vorm Runterfallen, die mich immer schon nach kurzer Zeit bremsen ließ.

Nach einem nur Bruchteil der drei Stunden, die wir für den Hinweg gebraucht hatten erreichten wir San Juan Parangaricutiro, das bereits erwähnte verschüttete Dorf - zu erkennen nur am Kirchturm:


Dort konnten wir auch endlich etwas essen, was wir uns redlich verdient hatten. Ein guter Moment, um unsere heute gelernte Purépecha-Vokabel anzuwenden: "diosmellamuilla" bedeutete "danke".

Das Hleiche sagten wir dann wieder zurück in Angahuan auch zu unserem jungen Führer. Wir hoffen er hat sich nicht allzu sehr gelangweilt. Besonders gesprächig war er während der fünf Stunden nämlich nicht...

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