Dienstag, 6. November 2012

Día de los Muertos

Der Día de los Muertos, also der Tag der Toten, ist der 2. November und somit die mexikanische Form von Allerseelen. Die Art diesen Tag zu feiern ist jedoch grundlegend verschieden. Während am deutschen Allerseelen den Verstorbenen auf melancholische Art und Weise gedacht wird, beziehungsweise der Feiertag im hektischen Alltag teilweise nahezu untergeht, handelt es sich beim Día de los Muertos um ein fröhliches Fest und eines der Highlights des Jahres. Zumindest gilt dies für die Region Pátzcuaro, wo der Brauch am ausgeprägtesten ist. Die Entstehung dieses Feiertages ist einmal mehr zurückzuführen auf die Symbiose christlicher und präkolumbianischer Einflüsse - Allerseelen trifft auf eine Kultur, die ein ganz anderes, nicht von Angst geprägtes Verständnis vom Tod hat.

Dem Glauben der Feiernden nach, kehren an diesem einen Tag, beziehungsweise in der Nacht auf diesen Tag, die Seelen ihrer Verstorbenen auf die Erde zurück. Den Seelen verstorbener Kinder, sogenannter "angelitos" (Engelchen)" wird traditionell schon einen Tag vorher, in der Nacht zum 01.11. gedacht. Begrüßt werden die Seelen mit Altären, beladen mit Blumen, Kerzen und allerlei Essen und Trinken, das der Verstorbene mochte.

Mit jeder Menge passender Süßigkeiten konnte man sich dafür in Pátzcuaro eindecken. Ein besonders beliebtes Motiv: Der Totenkopf.




Am ersten und zweiten November war entsprechend schulfrei und auch am letzen Oktobertag fand kein regulärer Unterricht statt, da die Schüler klassenweise "ofrendas" (Altäre für die zurückkehrenden Seelen) bauten und schmückten, um in einer Art Wettberwerb gegeneinander anzutreten.

Ein paar Bilder der Vorbereitungen:
Mit diesem und vielen weiteren Haufen Blumen (genannt Flor de Muertos (Totenblume) oder Cempasúchil, bei uns Studentenblume oder Tagetes)...


... werden die sogenannten "arcos" (etwa: Torbögen) geschmückt, die an keinem Altar fehlen und das Tor zur Welt der Toten symbolisieren.


Außerdem werden Blütenblätter über dem Grab verstreut:

 
Die Mädchen auf diesem Bild sind natürlich noch nicht in der Oberstufe, doch auch der Kindergarten, sowie die Mittelstufe, die Bibliothek und eine Art Indigenen-Projekt nahm an der "ofrenda"-Ausstellung teil.

Als die drei besten Altäre wurden die folgenden gekrönt:

3. Platz: 5°B 
 
2. Platz: 1°A
 
1. Platz: 1°B

Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch ein Bild von der Schule gemacht:


Wie bereits vor langer Zeit einmal erwähnt, hat die Schule eigentlich kein eigenes Gebäude. Die Räumlichkeiten - Gebäude links und auch weiter rechts neben der Kirche - gehören anscheinend zu eben dieser. Auch der Hof dient somit nicht nur als Schulhof sondern ist frei zugänglich. Wie soll man auch sonst in die Kirche gehen.

Auch bei uns zuhause, wie in wohl jedem Haus im Dorf, wurde ein kleiner Altar für die Verstorbenen errichtet:

 
Mehr Aufwand wird jedoch für die im Laufe des letzten Jahres Verstorbenen betrieben. Und so halfen wir im Haus einer Cousine meiner Gastmutter (wenn ich das Verwandschaftsverhältnis richtig verstanden habe) bei den Vorbereitungen für einen Altar für deren Tochter. Die Vorbereitungen kosteten uns fast den kompletten Mittwochnachmittag und Abend, sowie den Donnerstagmorgen, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen:
 

 
Zu den Vorbereitungen gehörte nebenbei natürlich auch Essen anrichten. Einerseits wurden die fleißigen Helfer hungrig. Für sie gab es unter anderem Corundas, eine Art Brei aus Mais, der in Maisblätter gehüllt und darin gekocht wird und schließlich fest wird. Es ist gar nicht so leicht Brei so in Maisblätter zu wickeln, sodass halbwegs gleichmäßige dreieckige Päckchen entstehen, aus deren Ecken kein flüssiger Brei quillt! Aber auch die Besucher, die, so ist es zumindest in Huecorio Tradition, am Abend des 1. November von Altar zu Altar ziehen um den Seelen aller im Laufe des Jahres versorbenen weiteres Essen hinzustellen und darzubieten, wollten verköstigt werden. Traditionell serviert man den Vorbeischauenden Pozole, eine Art dicke Mais-Suppe, die scheinbar bereits seit Tagen in riesigen Kübeln vor sich hin köchelte.
 
Das Ziehen von Altar zu Altar verpasste ich leider, und begnügte mich mit einem einzigen Teller Pozole am altbekannten Altar, da ich mich für den Abend mit weiteren Freiwilligen verabredet hatte, um die Nacht der Toten auf Janitzio, einer Insel im Lago Pátzcuaro, auf der die Tradition am ausgeprägtesten sein soll, zu verbringen. Ich wurde leider etwas enttäuscht, denn die Insel war zu sehr von Touristen überlaufen, sodass mir die Atmosphäre in Huecorio im Vergleich deutlich besser gefiel. Der Friedhof voller geschmückter Gräber war dennoch sehr schön anzusehen:
 

 
 
Aber auch auf dem Friedhof in Huecorio war, wenn auch erst am nächsten Tag, einiges los. Das ganze Dorf versammelte sich um die geschmückten Gräber, aß das Obst und Pan de Muertos (Totenbrot) von den Altären und trank dazu das eine oder andere "Coronita". Vielleicht kennt der eine oder andere die Biermarke "Corona", hier Marktführer. Die 0,2l Flasche trägt tatsächlich die Aufschrift "Coronita". Die Endung "-ita" bzw "-ito" ist die Verniedlichungsform und wird hier an einfach alles angehängt, sogar Gott wird manchmal zu "diosito", ohne dass das das Wort seine Bedeutung oder Wertung spürbar verändern würde.

Aber zurück zum Tag der Toten. Auch ich verbrachte mit meiner Familie einige Zeit am Grab, lauschte den Musikern, bis es schließlich dunkel wurde:



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